Interview

Singapur ist Drehscheibe

Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut will Firmen bei der Erschließung neuer Wachstumsmärkte helfen.

Nachgefragt
Frau Hoffmeister-Kraut, was erwarten Sie von der Reise nach Singapur und Vietnam?


In erster Linie eine weitere Verbesserung unserer von jeher guten Wirtschaftsbeziehungen in die große Wachstumsregion Südostasien. Aber auch aktuelle, ungeschminkte Informationen aus erster Hand. Wir treffen in Singapur mit Fachleuten aus der gesamten Asean-Region zusammen und werden in Vietnam nicht nur Konferenzräume sehen, sondern auch dort produzierende Unternehmen besuchen. Unternehmer, Manager und Experten, die seit Jahren vor Ort sind, sind die besten Informanten. Sie erleben tagtäglich Höhen und Tiefen und wissen, worauf es vor Ort ankommt.

Welche Bedeutung hat die Asean-Region - insbesondere Singapur und Vietnam - für Baden-Württemberg?

In den Asean-Staaten leben inzwischen auf unterschiedlichem, aber insgesamt zunehmendem Wohlstandsniveau weit über 600 Millionen Menschen. Singapur ist nach wie vor die Drehscheibe für die gesamte Region. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt dort über zehn Prozent über dem deutschen. Und die Weltbank führt Singapur weltweit auf Platz zwei, Deutschland übrigens auf Platz 17, wenn es darum geht, möglichst unbürokratisch und problemlos Geschäfte zu
machen. Vietnam ist davon noch weit entfernt, aber mit über 90 Millionen Einwohnern ein zunehmend attraktiver Wirtschaftsstandort. Der Fleiß der Vietnamesen ist bekannt, das vietnamesische Wachstum ist seit Jahrzehnten das zweithöchste der Welt, und gerade in letzter Zeit häufen sich positive
Nachrichten von Unternehmen, die sich in Vietnam engagieren.

Was raten Sie hiesigen Unternehmen?

Jedes Unternehmen muss seine Entscheidungen ganz individuell treffen, ob es einen hoffnungsvollen Markt erschließt. Das ist von Betrieb zu Betrieb und von Branche zu Branche unterschiedlich. Aber das Land kann dabei wertvolle Hilfe leisten. Baden-Württemberg hat schon vor über 20 Jahren sein weltweit erstes German Center nicht ohne Grund in Singapur eröffnet. Dort können unsere Mittelständler nicht nur Räume mieten, sondern vielfältige Unterstützungsangebote nutzen. Wir wollen aktiv unsere Unternehmen bei der Erschließung von Wachstumsmärkten helfen. Von Lothar Späth ist der Spruch überliefert, wonach Wirtschaftspolitik dann richtig gut ist, wenn es gelingt, die richtigen Leute zusammenzubringen. Im Unternehmen habe ich die gleiche Erfahrung gemacht. Das motiviert mich, als Wirtschaftsministerin den Aufbau guter Kontakte im Ausland offensiv anzupacken.

Das Gespräch führte Imelda Flaig.

Quelle:

Quelle: Das Interview erschien am 18. November in den Stuttgarter Nachrichten.