Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid ist am 26. April 2014 mit einer 41-köpfigen Delegation zu einer achttägigen Asien-Reise aufgebrochen. Begleitet wird Schmid von Landtagsabgeordneten, den Honorarkonsuln von Thailand und Indonesien, Verbandsvertretern, Unternehmern und Journalisten.
"Ich freue mich auf diese Reise in eine wirtschaftlich dynamische Region. Der aus insgesamt zehn Ländern bestehende ASEAN-Staatenbund ist die derzeit am schnellsten wachsende Wirtschaftsregion der Welt. Gerade für unsere Unternehmen der Automobilindustrie oder des Maschinenbaus bieten sich hier Chancen. Oft fehlt es aber noch an gut ausgebildeten Fachkräften. Hier kann Baden-Württemberg mit seinen Erfahrungen im deutschen Erfolgsmodell duale Ausbildung helfen", sagte Minister Schmid.
Der Schwerpunkt der Reise liegt auf Thailand, wo Schmid unter anderen den Stellvertretenden Premierminister und Finanzminister Kittirat Na-Ranong treffen wird. Der Minister will sich auch über die politisch derzeit schwierige Lage in dem Land und deren wirtschaftliche Auswirkungen informieren. Daneben ist ein Treffen mit Erziehungsminister Chaturon Chaisaeng vorgesehen, der unter anderem für das Thema berufliche Bildung zuständig ist. Schmid eröffnet zudem ein Berufsbildungssymposium, veranstaltet vom Kultusministerium Baden-Württemberg und der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen in Esslingen. Bei der Gelegenheit wollen Baden-Württemberg und Thailand eine Absichtserklärung zur stärkeren Zusammenarbeit in dem Bereich abschließen.
In Thailand sowie Indonesien sind Baden-Württemberg-Foren geplant mit dem thematischen Schwerpunkt auf dem Maschinen- und Anlagenbau sowie der Automobilzulieferindustrie. In Thailand ist das Forum mit der Autoteilemesse "Thailand Auto Parts Accessories Fair 2014" gekoppelt.
Ein Höhepunkt des Besuchs in Indonesien wird aller Voraussicht nach ein Zusammentreffen mit dem Spitzenkandidaten der derzeitigen Oppositionspartei PDI-P („Kämpferische Demokratische Partei Indonesiens“) für das Präsidentenamt, Joko Widodo. Jokowi, wie er auch genannt wird, ist aktueller Gouverneur der Hauptstadt Jakarta und gilt als Favorit für die Präsidentschaftswahlen am 9. Juli.
Daneben warten in Indonesien Unternehmensbesuche auf die Delegation, unter anderem ein Besuch bei Mercedes-Benz Indonesien.
In Malaysia eröffnet Minister Schmid einen Round Table mit Vertretern von Verbänden und Wirtschaftsorganisationen aus dem Bereich des Maschinenbaus und der Automobilindustrie.
In allen drei Ländern wird Minister Schmid auf die jeweiligen Handelsminister treffen. Dabei sollen unter anderem aktuelle Handelshemmnisse, bilaterale Freihandelsabkommen mit der EU sowie die Beziehungen der Länder zur baden-württembergischen Wirtschaft thematisiert werden.
Hintergrund:
Der ASEAN-Staatenverbund besteht aus den Mitgliedsländern Indonesien, Malaysia, Thailand, Vietnam, Philippinen, Brunei Darussalam, Singapur, Laos, Kambodscha und Myanmar. Als ein Land betrachtet, wäre ASEAN die neuntgrößte Volkswirtschaft der Welt mit einer Bevölkerungszahl von über 600 Millionen Menschen und einer Wirtschaftsleistung von etwa 16,6 Milliarden Euro. Für die nächsten fünf Jahre wird in der Region mit einem durchschnittlichen realen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 6 Prozent gerechnet.
Mit Waren im Wert von 728 Millionen Euro war 2013 unter den drei Ländern Thailand der wichtigste Abnehmer von Produkten aus Baden-Württemberg, gefolgt von Malaysia mit 666 und Indonesien mit 409 Millionen Euro. Mit einer annähernden Verdoppelung in den letzten zehn Jahren zeigten die Ausfuhren aus Baden-Württemberg in alle drei Länder eine überdurchschnittliche Dynamik. Mit einem Importwert von 784 Millionen Euro 2013 sind in Baden-Württemberg vor allem Produkte aus Malaysia gefragt, das damit als eines von wenigen Ländern mehr Waren hier absetzen konnte als es bezog.
Thailand hat im ASEAN-Staatenbündnis traditionell eine führende Rolle inne. In Thailand leben knapp 65 Millionen Menschen. Die Hauptstadt ist Bangkok. Nach einem nur schwachen Wachstum im Jahr 2013 wird für das laufende Jahr ein Zuwachs des BIPs von 4,6 bis 5,6 Prozent prognostiziert. Getragen wird es voraussichtlich von einem kräftigen Exportanstieg. Innenpolitisch wird Thailand seit 2013 von Konflikten geprägt. Die Opposition versucht mit Straßenprotesten die Regierung von Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra zu stürzen. Auslöser der Unruhen war ein umstrittenes Amnestiegesetz, das die Rückkehr des früheren Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra hätte ermöglichen können. Der Bruder von Yingluck Shinawatra wurde 2006 aus dem Amt geputscht und lebt seitdem im Exil. Im Februar 2014 gab es tatsächlich Neuwahlen. Seitdem ist die Regierung von Yingluck Shinawatra geschäftsführend im Amt.
Indonesien ist mit etwa 250 Millionen Einwohnern das viertbevölkerungsreichste Land der Welt. Im Großraum der Hauptstadt Jakarta leben etwa 23 Millionen Menschen. Im April fanden Parlamentswahlen statt, die Präsidentschaftswahlen folgen im Juli. Der amtierende Präsident Susilo Bambang Yudhoyono darf nach zwei Amtszeiten nicht noch einmal antreten. Die indonesische Wirtschaft ist in den letzten zehn Jahren robust gewachsen. Ein in diesem Jahr erlassenes Handelsgesetz erlaubt es der Regierung Importe und Exporte zu beschränken. Das schürt Befürchtungen vor einem zunehmenden Protektionismus. Dennoch werden die mittelfristigen Aussichten für die indonesische Wirtschaft positiv gesehen. Die Einführung einer allgemeinen Krankenversicherung in diesem Jahr wird für Anbieter die Absatzchancen erhöhen.
In Malaysia leben 29,7 Millionen Menschen, die Hauptstadt ist Kuala Lumpur mit 1,6 Millionen Einwohnern. Die Regierungspartei Basir Nasional von Premierminister Najib Razak hat bei den Parlamentswahlen 2013 spürbare Stimmenverluste erlitten, hält aber immer noch die Mehrheit im Parlament. Im Doing Business Index der Weltbank für 2014 steht Malaysia erstmals unter den Top Ten auf Platz 6. In dem Index werden 189 Länder und die dort vorherrschenden Rahmenbedingungen in zehn Kategorien erfasst. Er soll vor allem für Mittelständler aktuelle Einschätzungen für mögliche Auslandsinvestitionen geben. Für Deutschland und Baden-Württemberg ist Malaysia nach der Handelsdrehscheibe Singapur bereits der wichtigste Handelspartner im ASEAN-Raum. Vor allem in Bezug auf elektronische Güter wie Mikrochip- und Solarzellen und auf Rohstoffe wie Öl ist das Land eine wichtige Handelsnation.