Laut dem Tübinger Institut für angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) ist für das zweite Quartal 2022 in Baden-Württemberg mit einem Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts um 0,2 Prozent zu rechnen. Hier spiegeln sich die Auswirkungen der russischen Invasion in der Ukraine ebenso wider wie die nach wie vor angespannten internationalen Lieferketten.
Für den weiteren Jahresverlauf gehen die Forscher von einer verhaltenen, aber positiven Entwicklung aus, wobei auf die erheblichen Prognoseunsicherheiten verwiesen wird. Die IAW-Prognose basiert auf einem Modell, das in Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim mit Förderung des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus entwickelt wurde.
Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut sagte: „Nachdem die baden-württembergische Wirtschaft im ersten Quartal noch mit einer soliden Dynamik ins Jahr 2022 gestartet ist, gerät der Aufschwung von verschiedenen Seiten unter Druck: Die kriegsbedingten Verwerfungen belasten die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und drücken die Kaufkraft der privaten Haushalte. Zielgerichtete Entlastungen sind dringend geboten.“ Der Anstieg der Verbraucherpreise hatte sich im Mai, getrieben vor allem durch die Verteuerung von Energie und Nahrungsmitteln, weiter beschleunigt und betrug im Land +7,4 Prozent. Die Auftragseingänge der Unternehmen gingen im April um 6,6 Prozent zurück. Während die inländischen Auftragseingänge bei schwacher Dynamik relativ stabil waren, lagen die ausländischen Auftragseingänge um 11,2 Prozent unter dem Niveau des Vormonats.
Angesichts der hohen Inflationsraten begrüßte die Ministerin die seitens der EZB angekündigte Zinswende: „Es handelt sich um einen Schritt in die richtige Richtung, der keinen Moment zu früh kommt. Man wird sehen, inwieweit die angekündigte Zinswende als Signal entschlossener Inflationsbekämpfung in den Märkten ankommt.“ Gelinge es, auf diese Weise die Inflationserwartungen der Marktteilnehmer zu dämpfen, könnten negative Nachfrageeffekte auf den Gütermärkten weniger schmerzhaft ausfallen, betonte die Ministerin.
Ferner wies Hoffmeister-Kraut darauf hin, dass die Wirtschaftspolitik stabilisierend eingreifen müsse. Es sei daher sehr zu begrüßen, dass der Bund bereits ein Kreditprogramm der KfW für die von Kriegsfolgen besonders betroffenen Unternehmen aufgelegt hat. Ebenso seien die vielfältigen Maßnahmen zur Stützung der privaten Kaufkraft angemessen. Über diese Akutmaßnahmen hinaus zeigten die Corona-Pandemie und der russisch-ukrainische Krieg die Notwendigkeit auf, die Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit der Wirtschaft zu stärken.