Ausbildung

Ausbildungsbündnis will Ausbildungschancen von Jugendlichen mit Hauptschulabschluss weiter verbessern

Berechne Lesezeit
  • Teilen

Die Partner des baden-württembergischen Ausbildungsbündnisses haben beim Spitzengespräch zur Ausbildungssituation am Montag (20. November) in Stuttgart im Rahmen ihrer Ausbildungsbilanz eine Erklärung zu den Ausbildungschancen von Jugendlichen mit Hauptschulabschluss vorgestellt. Wirtschafts- und Arbeitsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, die das Spitzengespräch leitete: „Jugendliche mit Hauptschulabschluss stellen ein Viertel aller neuen Auszubildenden. Sie haben nach wie vor Chancen auf einen Ausbildungsplatz, gerade auch angesichts der vielen unbesetzten Ausbildungsplätze. Dennoch könnten ihre Chancen weiter verbessert werden. Schulen und Betriebe müssen noch mehr dafür tun, um Jugendlichen mit Hauptschulabschluss den Weg in eine Ausbildung zu ebnen.“

Die Bündnispartner haben sich deshalb auf sieben Aktivitäten verständigt. Unter anderem sollen die Berufsorientierungsmaßnahmen von Schulen mit hohen Übergangsquoten beispielgebend für andere Schulen sein. Die Bündnispartner wollen bei den Unternehmen dafür werben, dass diese in ihrer Personalentwicklung die Stärken von Hauptschulabgängern mehr als bisher berücksichtigen. Denn die Betriebe können davon profitieren, dass mit dieser Zielgruppe Mitarbeiter gewonnen werden können, die sich in der Regel frühzeitig und langfristig an den Betrieb binden. „Wir wollen auch das bestehende gute Instrumentarium an Unterstützungsmöglichkeiten beim Übergang und während der Ausbildung, wie z. B. ausbildungsbegleitende Hilfen und die assistierte Ausbildung, noch bekannter machen“, so die Ministerin.

Die Zahl der neuen Ausbildungsverträge mit Auszubildenden aus den acht Hauptasylherkunftsländern plus Gambia ist zum Start des Ausbildungsjahres im Herbst 2017 deutlich angestiegen auf 2.285 (Vorjahr knapp 1.000). „Dies ist besonders erfreulich, weil eine Berufsausbildung der beste Weg zur Integration der Geflüchteten in die Gesellschaft ist“, betonte Hoffmeister-Kraut. Sie danke allen Partnern des Ausbildungsbündnisses für ihre großen Anstrengungen, die zu dieser Entwicklung geführt haben. Die Flüchtlinge verteilen sich in etwa gleich auf die Bereiche Handwerk (1.109) und Industrie und Handel (1.177). Die Herkunftsländer mit den meisten Ausbildungsverträgen sind Afghanistan (602), Syrien (599), Gambia (470) und Irak (181).

Zur aktuellen Ausbildungsmarktsituation hat die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit ihre Ausbildungsbilanz 2017 vorgelegt:

  • Die Zahl der Bewerber/-innen ist mit 67.401 leicht gestiegen (+2,7 Prozent)
  • Zahl der gemeldeten Berufsausbildungsstellen: 79.120; damit erneut angestiegen (+0,7 Prozent)
  • 978 Bewerber/-innen (-2,8 Prozent) bleiben vollständig unversorgt
  • 8.577 Bewerber/-innen haben eine Alternative angenommen, suchen aber weiterhin nach einem Ausbildungsplatz
  • 7.659 Berufsausbildungsstellen blieben unbesetzt
  • Bewerber aus früheren Schulabschlussjahrgängen („Altbewerber/-innen“) sind um 6,6 Prozent auf 25.620 gestiegen
  • 51,4 Prozent der Bewerber/-innen mündeten in eine Berufsausbildung ein
  • Die Anzahl von Bewerbern mit Fluchthintergrund ist um 2.221 auf 3.566 angestiegen, davon haben 46 Prozent eine Ausbildung begonnen
  • 3.841 Bewerber/-innen sind 25 Jahre und älter
  • 22 Prozent der Bewerber/-innen verfügten über einen Hauptschulabschluss
  • Analog aller Bewerber/-innen mündete ebenso jede/-r zweiter Bewerber/-in mit Hauptschulabschluss in eine Berufsausbildung ein (51 Prozent)

Christian Rauch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit: „Der Ausbildungsmarkt in Baden-Württemberg ist grundlegend unverändert gut. Für junge Menschen im Land ergeben sich weiterhin gute Aussichten, einen Ausbildungsplatz im Wunschberuf zu bekommen. Jedoch hängen die individuellen Chancen stark von der Region, den Berufswünschen und der Qualifikation ab.“

„Mit Blick auf die Jugendlichen gibt es noch eine hohe Zahl insbesondere an Hauptschülern, deren Verbleib nicht bekannt ist. Unabhängig von einer wünschenswerten datentechnischen Lösung gilt es, Informationen von Schule und Berufsberatung im Sinne der Transparenz auf der lokalen Ebene noch besser miteinander zu verknüpfen. So kann rechtzeitig gegengesteuert werden“, erläuterte Christian Rauch.

Volker Schebesta, Staatssekretär im Kultusministerium Baden-Württemberg: „Über die Verankerung des Faches Wirtschaft, Berufs- und Studienorientierung in den neuen Bildungsplänen hinaus unternehmen wir große Anstrengungen, die berufliche Orientierung der Schülerinnen und Schüler zu stärken. Besonders Absolventinnen und Absolventen mit Hauptschulabschluss erhalten umfassende Orientierungsangebote zum Berufseinstieg. Diese gilt es weiter auszubauen.“

Karl Schäuble, Vizepräsident der Arbeitgeber Baden-Württemberg: „Damit der Übergang von der Schule in die Ausbildung für Absolventen mit Hauptschulabschluss bestmöglich gelingen kann, brauchen wir eine hervorragende Berufsorientierung an unseren Schulen und verbindliche Kompetenzmindeststandards, auf die sich Schülerinnen und Schüler, Eltern und Ausbildungsbetriebe sicher verlassen können. Die Wirtschaft versteht sich dabei als Partner der Schulen und der Bildungspolitik, beispielsweise im Rahmen des gemeinsamen SCHULEWIRTSCHAFT-Netzwerkes. Auf dieser Grundlage ist es dann die Aufgabe der Betriebe, sich die Potenziale der Hauptschulabsolventen zur Fachkräftesicherung zu erschließen. Damit verbunden ist die Aufgabe, sicherzustellen und deutlich zu machen, dass die duale Ausbildung und die spätere Berufstätigkeit in der Breite der Berufe und Branchen den jungen Menschen viel zu bieten hat.“

Gabriele Frenzer-Wolf, stellvertretende DGB-Landesvorsitzende: „Hauptschulabsolventen werden beim Übergang in Ausbildung offensichtlich benachteiligt. Daher müssen die Ausbildungsbetriebe ihre bisherige ‚Rosinenpickerei‘ beenden und auch Absolventen der Hauptschule Chancen auf eine Ausbildung eröffnen.“

„Die duale Ausbildung bleibt weiterhin attraktiv, denn die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber ist nochmals gestiegen“, so Gabriele Frenzer-Wolf zu den Zahlen der Arbeitsagenturen. Das Angebot der Betriebe habe den letzten Höchststand noch nicht wieder erreicht. „Mit einer besseren Ausbildungsqualität und guter Arbeit können auch Branchen mit vielen unbesetzten Ausbildungsplätzen Jugendliche für sich gewinnen“, Frenzer-Wolf weiter.

Beigefügt finden Sie als Anlage die Erklärung der Partner des Ausbildungsbündnisses zu den Chancen von Jugendlichen mit Hauptschulabschluss auf eine berufliche Ausbildung in Baden-Württemberg.          

Gemeinsame Erklärung (PDF)

Weitere Informationen zum Ausbildungsbündnis

 

Weitere Meldungen

Podcast

Löwenherz - Der Wirtschaftspodcast / Folge 3

In unserem Podcast tauchen wir gemeinsam mit starken Persönlichkeiten aus Baden-Württemberg in spannende, wirtschaftspolitische Themen ein.

Glühbirne
Förderung

Entwicklung strategischer Technologien am ZSW mit rund 3 Millionen Euro gefördert

Wirtschaftsministerium fördert die Entwicklung strategischer Technologien am ZSW mit rund 3 Millionen Euro.

Preisverleihung Allianz Industrie 4.0
Allianz Industrie 4.0

Preisverleihung des Allianz Industrie 4.0 Awards Baden-Württemberg 2025

Das zehnjährige Bestehen der Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg ist gestern (5. November) im Rahmen der Veranstaltung „STARTUP THE FUTURE“ gefeiert worden.

Delegationsreise
Delegationsreise

Delegationsreise nach Bayern und ins Salzburger Land

Unter der Leitung von Staatssekretär Dr. Patrick Rapp MdL startet heute eine 30-köpfige Tourismusdelegation aus Baden-Württemberg zu einer Fachreise nach Bayern und ins Salzburger Land.

Gewinner Female Founders Cup
Startup BW

6. Start-up BW Female Founders Cup – Platz eins geht an FlareOn Biotech

Im Finale des sechsten Start-up BW Female Founders Cup am 03. November 2025 haben zehn Gründerinnen und Start-ups von Frauen ihre Geschäftsideen vor einer Fachjury und dem Publikum im IHK-Forum in Reutlingen präsentiert.

©Martina Berg, stock.adobe.com
Wirtschaftsrepräsentanz

Toronto wird Tor nach Kanada / Land eröffnet Wirtschaftsrepräsentanz in Kanada

Baden-Württemberg baut seine internationalen Wirtschaftsbeziehungen weiter aus und eröffnet zum 1. November 2025 eine Wirtschaftsrepräsentanz in Toronto.

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Arbeitsmarkt

Arbeitslosigkeit trotz saisonalem Rückgang auf hohem Niveau

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, äußert sich anlässlich der Veröffentlichung der neuesten Arbeitsmarktzahlen.

hand, hands, robot, human, Michelangelo, sistine, technology, chapel, creation, cyborg, android, robotics, science, fiction, future, futuristic, robots, humanity, prosthetic, prosthesis, artificial, scifi, binary, code, blue, information, internet, intelligence, technology
UK Tech Accelerator

UK Tech Accelerator Programm der britischen Regierung wird in BW fortgesetzt

Im Oktober starten sieben ausgewählte britische Unternehmen aus dem Bereich Künstliche Intelligenz ihren Arbeitsaufenthalt in Baden-Württemberg.

Glühbirne
Smart Service

Smart Service Tour 2025: Erfolgreicher Abschluss in Freiburg

Die Smart Service Tour 2025 des Kompetenzzentrums Smart Services erreicht mit der Station in Freiburg im Breisgau ihren erfolgreichen Abschluss.

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Lieferkettengesetz

Zumeldung zum geplatzten Kompromiss des EU-Lieferkettengesetzes

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus äußert sich zum geplatzten Kompromiss des EU-Lieferkettengesetztes.

Startup BW

Land plant neuen Innovationsgutschein „Mittelstand trifft Start-up“

Mit dem Innovationsgutschein „Mittelstand trifft Start-up“ unterstützt das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus die gezielte Kooperation von kleinen und mittleren Unter-nehmen mit Start-ups.

Startup BW

Neue Kandidaten für Frühphasenförderung des Landes

Neun junge und innovative Unternehmen können sich ab sofort für die Aufnahme ins Frühphasenförderprogramm Start-up BW Pre-Seed des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg und der L-Bank zu bewerben.

Podcast

Löwenherz - Der Wirtschaftspodcast / Folge 2

In unserem Podcast tauchen wir gemeinsam mit starken Persönlichkeiten aus Baden-Württemberg in spannende, wirtschaftspolitische Themen ein.

4 - Motoren für Europa
4 Motoren für Europa

Vier Motoren für Europa

Vier Motoren für Europa: Automobilregionen fordern mehr Rückendeckung der EU bei Strukturwandel der Automobilindustrie.

Auftaktveranstaltung der Frauenwirtschaftstage 2025 im Haus der Wirtschaft in Stuttgart
Frauenwirtschaftstage

21. Frauenwirtschaftstage starten

21. Frauenwirtschaftstage starten zum Thema „Zukunft gestalten: Frauen & Männer stark als Team“