Ausbildungsbündnis

Ausbildungsbündnis beschließt Maßnahmenkatalog

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Glühbirne

Das diesjährige Spitzengespräch des Ausbildungsbündnisses stand ganz im Zeichen der Bewältigung der Auswirkungen der Corona-Krise. Heute (18. Juni) trafen sich die Bündnispartner im Wirtschaftsministerium um einen Maßnahmenkatalog für das kommende Ausbildungsjahr zu beschließen. „Die berufliche Zukunft vieler junger Menschen und die Fachkräftesicherung in unserem Land hängen davon ab, dass wir uns für Auszubildende und Betriebe stark machen. Mit den Partnern des Ausbildungsbündnisses haben wir die Task Force ‚Corona und berufliche Ausbildung‘ ins Leben gerufen und Maßnahmen zur Bewältigung der Folgen der Corona-Krise für die berufliche Ausbildung abgestimmt. Unsere Ziele sind, die Ausbildungsinfrastruktur und das Ausbildungs-Know-How in den Betrieben und Bildungsstätten zu erhalten, die Entlassung von Auszubildenden zu vermeiden und Jugendliche gezielt beim Übergang in die Ausbildung zu unterstützen“, erklärte Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut in Stuttgart.

Große Sorgen bereitet der Ministerin der von den Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern prognostizierte zweistellige Rückgang bei den neuen Ausbildungsverträgen im Herbst. Die vom Bund angekündigte Ausbildungsprämie sei ein wichtiger Baustein, um dies zu vermeiden. Kleine und mittlere Unternehmen, die ihr Ausbildungsplatzangebot 2020 im Vergleich zu den drei Vorjahren nicht verringern, sollen für jeden neuen Ausbildungsvertrag eine einmalige Prämie in Höhe von 2.000 Euro erhalten, bzw. 3.000 Euro für zusätzliche Ausbildungsverträge. „Die Ausbildungsprämie kann ein Anreiz für Betriebe sein, trotz schwieriger Bedingungen ihr Ausbildungsengagement im neuen Ausbildungsjahr nicht zu reduzieren. Deshalb begrüße ich sehr, dass der Bund nun selbst eine Ausbildungsprämie, ähnlich wie wir sie bereits vorgeschlagen hatten, umsetzen wird“, erklärte die Ministerin. Die Prämie ist auf Zeiten bis zum 31. Dezember 2020 befristet. Sollte sich dieser Zeitraum als zu kurz erweisen, werde das Bündnis die Fortführung einer Prämie auf Landesebene prüfen. Um Betriebe zusätzlich zu unterstützen will das Land ihnen vor allem auch die notwendige Flexibilität ermöglichen. „Wir planen einen landesweiten Modellversuch zum verspäteten Start in die Ausbildung zu Beginn des Jahres 2021. Damit wollen wir Betrieben, die im Herbst noch in Kurzarbeit sind, die Möglichkeit geben, Anfang 2021 in das Ausbildungsjahr einzusteigen.“ Kammern und Berufsschulen würden sich flexibel darauf einstellen, Auszubildende auch später noch in den Ausbildungsbetrieb zu integrieren.

Eine wichtige Rolle kommt der Unterstützung beim Übergang in eine Ausbildung und der Förderung von Ausbildungsalternativen zu. „Es ist wichtig, dass wir schnell die ausgefallene Berufsorientierung und Ausbildungsvermittlung nachholen“, betonte die Ministerin. Hier setzt das Bündnis auf virtuelle Formate und Nachvermittlung, um Jugendliche und Betriebe zusammenzubringen, und auf Ausweitung der Ausbildungsvorbereitung. Trotzdem müsse man aufgrund der aktuellen Prognosen davon ausgehen, dass diesen Herbst deutlich weniger Jugendliche einen Ausbildungsplatz finden werden als in den Vorjahren. „Darauf müssen und werden wir uns vorbereiten. Es ist keine Option, dass wir den jungen Menschen im Land keine Perspektive bieten.“ Geplant sei, mehr schulische Angebote und alternative Angebote, wie Einstiegsqualifizierung oder außerbetriebliche Ausbildung, bereitzustellen.

Bereits Ende März hat das Wirtschaftsministerium kurzfristig seine Maßnahmen angepasst, um zu vermeiden, dass bestehende Ausbildungsverhältnisse unter der Krise leiden. Die Förderung der Verbundausbildung wurde erweitert. Im Programm „Azubi im Verbund“ wurde der bisherige Mindestzeitraum von 20 Wochen für kurzarbeitende Betriebe auf vier Wochen herabgesetzt, so dass die Möglichkeit der Verbundausbildung schneller und mehr Betrieben offensteht. Auch im Fall von insolventen Betrieben bietet das Wirtschaftsministerium ein Förderinstrument: Durch das Programm „Azubi transfer“ werden Betriebe, die Auszubildende von insolventen Betrieben übernehmen, mit einer Übernahmeprämie von 1.200 Euro unterstützt. „Diese Konzepte bestehen bei uns seit der Weltwirtschaftskrise vor zwölf Jahren und haben sich als sehr erfolgreich bewährt. Ich bin froh, dass auch diese Ansätze nun auf Bundesebene vorgeschlagen wurden“, führte Hoffmeister-Kraut aus.

Zitate der Bündnispartner

„Auch für die beruflichen Schulen in Baden-Württemberg ist die aktuelle Situation mit der Corona-Pandemie eine Herausforderung. In der kommenden Woche findet nun später als vorgesehen, aber doch rechtzeitig, für einen Großteil der Berufsschülerinnen und Berufsschüler die gemeinsame schriftliche Abschlussprüfung von Berufsschule und Wirtschaft statt. Dies war allen an der Berufsausbildung Beteiligten besonders wichtig, damit der Übergang von der Ausbildung in den Beruf wie geplant gelingen kann“, sagte Volker Schebesta, Staatssekretär im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg. Er fügte hinzu: „Insbesondere für die Schülerinnen und Schüler der berufsvorbereitenden Bildungsgänge trägt die regelmäßige Präsenz an der Schule maßgeblich zum Bildungserfolg bei und erhöht damit die Chancen, den gewünschten Ausbildungsplatz zu bekommen. Deshalb haben die Schulen ein besonderes Augenmerk auf diese Bildungsgänge, und auch die Unterstützungsmaßnahmen in Kooperation mit unseren Partnern – wie die Berufseinstiegsbegleitung oder die Begleitung im Rahmen der dualen Ausbildungsvorbereitung ‚AV-Dual‘ – werden wieder bestmöglich in den Schulbetrieb integriert.“ Denn klar sei, dass man die Auszubildenden dringend für den Ausbildungsmarkt benötige.

„Wir stellen uns der besonderen Herausforderung, unter den jetzigen Bedingungen Jugendliche und Arbeitgeber zusammenzubringen. Die Berufsberatung der Arbeitsagentur wird dazu ihren Beitrag leisten und Ausbildungssuchende bei ihren Bemühungen um eine Ausbildungsstelle unterstützen“, unterstrich Christian Rauch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit. „Die Berufsberater sind auf vielen Wegen ansprechbar, viele für die Jugendlichen wichtigen Informationen haben wir auch im Internet zur Verfügung gestellt.“

Rainer Reichhold, Präsident des Baden-Württembergischen Handwerkstags: „Die Wirtschaft steht durch die Corona-Krise und der damit verbundenen weltweiten Wirtschaftsrezession vor großen und umfassenden Herausforderungen. Mit Blick in die Zukunft und zur Fachkräftesicherung ist es enorm wichtig, dass die Betriebe trotz der angespannten Wirtschaftslage weiter ausbilden können. Alle Jugendlichen, die eine duale Ausbildung anstreben, sollen diese Möglichkeit auch bekommen. Die Wirtschaft wird ihrerseits alle Anstrengungen unternehmen, die Ausbildung auch in diesen Zeiten sicherzustellen. So werden wir auch nochmals unser Engagement für die Berufsorientierung und die Stellenvermittlung verstärken. Die berufliche Ausbildung zu sichern und auszubauen, liegt letztlich im Interesse aller: der jungen Menschen, der Wirtschaft und des Landes Baden-Württemberg. Eine umfassende Ausbildungsprämie ist hier ebenso wichtig wie Angebote zur Beruflichen Orientierung und die Stärkung der Ausbildungsinfrastruktur. Für die Betriebe besteht jetzt die Chance, dringend benötigte Nachwuchskräfte zu gewinnen. Denn den Fachkräftemangel wird es auch nach Corona weitergeben.“

Martin Kunzmann, Vorsitzender Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) Baden-Württemberg: „Die duale Berufsausbildung ist der zentrale Baustein zur Fachkräftesicherung. Es ist daher wichtig, dass alle Bündnispartner heute gemeinsam an die Unternehmen appellieren, keine Ausbildungsplätze abzubauen. Der Appell alleine wird aber nicht reichen. Deshalb begrüßen wir es, dass Bund und Land Maßnahmen ergreifen, um Ausbildung in der Corona-Krise abzusichern. Grundsätzlich sieht der DGB aber die Unternehmen in der Pflicht: Alle müssen ihren Beitrag zur Fachkräftesicherung leisten. Die Einführung einer Ausbildungsumlage ist überfällig. In Baden-Württemberg bildet nur noch jeder fünfte Betrieb aus. Die anderen machen sich einen schlanken Fuß. Es wäre nur fair, sie an den Ausbildungskosten zu beteiligen.“ Auf keinen Fall dürfe die Qualität der Ausbildung coronabedingt leiden. Jetzt auf Schmalspur umzustellen, wäre fatal. Im Gegenteil: Es gelte, die Digitalisierung der Ausbildung und die Modernisierung der Berufsbilder konsequent voranzutreiben.

Anlage: Maßnahmenkatalog der Bündnispartner (PDF)

Weitere Informationen zum Ausbildungsbündnis.

Weitere Meldungen

Staatssekretär Dr. Patrick Rapp
Ausbildung

Wirtschaftsstaatssekretär auf Ausbildungsreise

Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Patrick Rapp besuchte am 7. Oktober zwei Unternehmen, die beispielhaft für eine hohe Ausbildungsqualität stehen.

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Europäische Union

EU-Zölle

In Brüssel gab es keine Mehrheit für Rücknahme von EU-Strafzöllen auf Elektroautos aus China. Eine Verhandlungslösung ist bis Ende Oktober möglich.

Dr. Harald Marquardt (links) und Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut (rechts) bei der Überreichung der Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg.
Wirtschaftsmedaille

Wirtschaftsmedaille für Dr. Harald Marquardt

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut hat die Wirtschaftsmedaille des Landes an Dr. Harald Marquardt aus Tuttlingen verliehen. Hoffmeister-Kraut: „Sie waren Unternehmer im wahrsten Sinne des Wortes.“

Die Siegerin hält eine Urkunde

Start-up bw Elevator Pitch Landesfinale 2024

Das Start-up Vinkona aus Karlsruhe hat das Landesfinale des „Start-up BW Elevator Pitch 2024“ gewonnen.

Praktikumswochen

Start der Praktikumswochen BW am 14. Oktober

Vom 14. bis 31. Oktober finden die Praktikumswochen Baden-Württemberg statt. Schülerinnen und Schüler können bei zahlreichen Praktikumsangeboten die Vielfalt der Berufe erleben und direkte Einblicke in verschiedene Unternehmen gewinnen.

Gewinner Staatspreis Kunsthandwerk 2024
Auszeichnungen

Staatspreise „Gestaltung Kunst Handwerk 2024“ verliehen

Die Preisträgerinnen und Preisträger der begehrten Staatspreise „Gestaltung Kunst Handwerk“ stehen fest.

Menschen in einem Seminar (Quelle: © Rawpixel.com, stock.adobe.com)
Arbeit

Zumeldung: Arbeitsmarktzahlen im September 2024

Der Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg steht unter Druck, wenngleich die aktuellen Arbeitsmarktdaten für Baden-Württemberg einen leichten Rückgang der Arbeitslosenquote zeigen. Der Rückgang im September ist saisonal üblich. Doch wir sehen angesichts der anhaltenden Schwäche der Wirtschaft noch lange keine nachhaltige Entspannung auf dem Arbeitsmarkt. Darum müssen die Rahmenbedingungen dringend verbessert werden.

KI-Veranstaltung
Innovation

Wirtschaftsministerin übergibt 10-Punkte-Forderungskatalog an die neue Brüsseler Chefin des AI Office Sioli

„AI Act and beyond: Wie können wir die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit
von KI-Unternehmen in Europa stärken?“ Unter diesem Motto stand die heutige
(26. September) Veranstaltung des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, die in der baden-württembergischen Landesvertretung.

Quanten
Innovation

Quantencomputing in Baden-Württemberg

Das Wirtschaftsministerium fördert die Weiterentwicklung eines Kompetenzzentrums für Quantencomputing in Höhe von rund vier Millionen Euro.

Dummy Image
Gemeinsame Pressemitteilung

Einvernehmliche Beilegung der noch offenen Verfahren wegen der Besetzung der Leitung der Abteilung 3

Im Zusammenhang mit der Besetzung der Leitung der Abteilung 3 (Industrie, Innovation, wirtschaftsnahe Forschung und Digitalisierung) des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg haben sich die Beteiligten im Rahmen einer gütlichen Einigung auf eine Beilegung aller derzeit noch offenen Verfahren verständigt, um zwischen den Parteien Rechtsfrieden herzustellen.

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Beruf und Familie

Kick-off Veranstaltung Online-Guide „Betriebliche Kinderbetreuung“ des Projekts „familyNET4.0“

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein entscheidender Faktor für die Fachkräftesicherung. Angesichts des Fachkräftemangels werden bedarfsorientierte und verlässliche Kinderbetreuungsangebote zu einem zentralen Erfolgshebel. Eine Unterstützung für eigene betriebliche Angebote erhalten Arbeitgeber in Baden-Württemberg nun durch den neuen Online-Guide „Betriebliche Kinderbetreuung“.

Verleihung

Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg für Herrn Senator h.c. Thomas Burger aus Schonach

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut hat die Wirtschaftsmedaille des Landes an Senator h. c. Thomas Burger verliehen. Er erhielt die Auszeichnung für seine herausragende unternehmerische Leistung und zum Dank für besondere Verdienste um die baden-württembergische Wirtschaft.

Frauenwirtschaftstage

Auftaktveranstaltung 20. Frauenwirtschaftstage am 19. September 2024 im Haus der Wirtschaft

„Wie kann ein Generationswechsel in Unternehmen und Organisationen gut gelingen? Wie können Erfahrungen und Errungenschaften weitergegeben werden und wie die Innovationspotenziale der nachfolgenden Generation zur Transformation genutzt werden?“ Mit diesen vordringlichen Fragen eröffnete Dr. Patrick Rapp, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg, die diesjährige Auftaktveranstaltung zu den 20. Frauenwirtschaftstagen.

unsplash / Johannes Plenio
Förderaufruf

Förderaufruf

Das Wirtschaftsministerium fördert regionale Technologietransfermanagerinnen und -manager mit rund 2 Millionen Euro.

Staatssekretär Dr. Patrick Rapp
Tourismus

Tourismus-Studie: Der Bruttoumsatz erreicht im Jahr 2023 einen neuen Rekordwert

Der Bruttoumsatz im Tourismus in Baden-Württemberg erreicht einen neuen Höchstwert von 25,9 Milliarden Euro. Das zeigt die vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus aktuell veröffentlichte Studie „Wirtschaftsfaktor Tourismus Baden-Württemberg“ für das Jahr 2023.