Von der Forschung über den Maschinenbau bis zum fertigen Produkt: Auf einem Leichtbautag überzeugten sich Wirtschaftsminister Nils Schmid und der Geschäftsführer der Leichtbau BW, Wolfgang Seeliger, von der Leistungsfähigkeit der Industrie und Forschung im Land auf dem Gebiet.
"Die gezeigten Produkte und Lösungen sind beeindruckend. Beim Leichtbau zeigt unsere Industrie- und Forschungslandschaft im Land, was sie besonders gut kann: Immer einen Schritt voraus zu sein. Wir von der Landesregierung unterstützen sie bei der Umsetzung dieser Schlüsseltechnologie nach Kräften und wollen Baden-Württemberg zusammen mit der Leichtbau BW als einen der führenden Leichtbaustandorte überregional sichtbar machen. Der Leichtbau bietet Lösungen, um Elektroautos länger fahren zu lassen, den Treibstoffverbrauch von Flugzeugen und Raketen zu minimieren oder Ressourcen effizienter einzusetzen", sagte Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid am 10. März 2014 auf der Reise.
Schmid und Seeliger besuchten das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie in Pfinztal bei Karlsruhe, die Firma Dieffenbacher in Eppingen und die Firma Läpple Automotive in Heilbronn. Seeliger sagte während der Tour: Der Leichtbautag belege eindrucksvoll, dass Wirtschaft und Wissenschaft in Baden-Württemberg beim Zukunftsthema Leichtbau gut aufgestellt seien. "Im Land kann man die gesamte Wertschöpfungskette von Entwicklung bis Produktion finden, die für den intelligenten Leichtbau notwendig ist. Ziel der Leichtbau BW ist es, die Kompetenzen des Landes in Industrie und Forschung zu bündeln, um mit dem Leichtbau die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken sowie Aus- und Weiterbildung voranzubringen." Beide Themen habe die Leichtbau BW im ersten Jahr seit ihrer Gründung angegangen.
Der Leichtbau ist eine Schlüssel- und Querschnittstechnologie für Fahrzeugbau, Maschinenbau, Bauwesen, Medizintechnik, Luft- und Raumfahrt und Elektroindustrie - alles prägende Branchen für Baden-Württemberg. Durch die Technologieführerschaft im Bereich Leichtbau soll die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes auch in Zukunft gesichert und Arbeitsplätze geschaffen werden. Daneben leisten Leichtbautechnologien einen wichtigen Beitrag zu Ressourceneffizienz und Klimaschutz. Für den Automobil- und Fahrzeugbau bietet der Leichtbau beispielsweise enormes Potenzial zur Kraftstoffeinsparung: Eine Gewichtsreduktion von 100 Kilogramm bedeutet eine Einsparung von rund 0,3 Litern Kraftstoff auf 100 Kilometern. Damit werden die CO2-Emissionen um mehr als 7 g/km gesenkt.
Das enorme Marktpotenzial bestätigt die 2012 veröffentlichte McKinsey-Studie „Lightweight, heavy impact“: Darin wird prognostiziert, dass der weltweite Markt für Leichtbaumaterialien jährlich um acht Prozent wachsen und 2030 ein Volumen von über 300 Milliarden Euro erreichen wird.
Engagement der Landesregierung
Die Landesregierung unterstützt Industrie und Forschung im Land und setzt auf technologie- und materialoffene Konzepte unter dem Motto: Das richtige Material an der richtigen Stelle. So hat das Kabinett 2012 ein Maßnahmenpaket von insgesamt 8,3 Millionen Euro beschlossen. Die zentrale Maßnahme daraus ist der Aufbau der Leichtbau BW GmbH als eigenständige Landesagentur, die im Juni 2013 ihre Arbeit aufgenommen hat. Sie dient als neutraler und branchenübergreifender Ansprechpartner und Informationsstelle für Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Von ihrer Arbeit zu Leichtbauthemen in Forschung, Technologietransfer sowie Aus- und Weiterbildung sollen besonders mittelständische Unternehmen und das Handwerk im Land profitieren.
Daneben setzt sich Baden-Württemberg für eine größere Gewichtung des Themas im Bund ein. Auf Initiative Baden-Württembergs forderten die Wirtschaftsminister der Länder auf der Wirtschaftsministerkonferenz im Dezember einstimmig die Bundesregierung dazu auf, sich stärker für den Leichtbau in Deutschland einzusetzen. Konkret sprachen sich die Wirtschaftsminister für die verstärkte Förderung von Forschung, Entwicklung und Bildung im Zusammenhang mit Leichtbautechnologien in Deutschland aus. Die Bundesregierung soll nach dem gemeinsamen Beschluss ihren Einfluss auch zur Förderung des Leichtbaus auf europäischer Ebene geltend machen.
Wichtige Förderungen und Projekte:
- 7 Millionen Euro MFW-Mittel für den Aufbau der Projektgruppe „Bearbeitungstechnologien für den Leichtbau (BTL)“ am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart. Projektgruppen dienen als mögliche Vorstufe für neue Fraunhofer-Institute.
- 2,6 Millionen Euro aus EFRE-Mitteln und eine Millionen Euro vom MFW für das Kompetenzzentrum für Hochleistungsfasern (HPFC) an den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung (DITF) in Denkendorf
- Aufbau des Forschungscampus ARENA 2036 aus Mitteln des Bundes (bis zu 2 Millionen Euro pro Jahr über einen Zeitraum von bis zu 15 Jahren) und des Landes (Wissenschaftsministerium und Uni Stuttgart wollen den Bau der Forschungsfabrik auf dem Campus der Uni Stuttgart mit jeweils 15 Millionen Euro finanzieren). Ziel ist die Anpassung der Automobilproduktion an die zukünftigen Herausforderungen im Fahrzeugleichtbau.
- Aktuell: Die Förderung von fünf Verbundforschungsprojekten entlang der Wertschöpfungskette hybrider Leichtbauteile von der automatisierten Herstellung über die Verbindungstechnik bis zu deren Bearbeitung in Gesamthöhe von 1,63 Millionen Euro