Wirtschaftsminister Nils Schmid hat sich am 2. März 2015 in Stuttgart mit Unternehmensvertretern aus den Branchen Pharma, Medizintechnik und Biotechnologie, den Landesbranchenverbände der Pharmazeutischen Industrie e.V. (BPI), der Chemischen Industrie (VCI) sowie der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) zum dritten Gipfelgespräch im Rahmen des Branchendialoges mit der Gesundheitsindustrie getroffen. Der Fokus lag heute auf dem Thema Medizintechnik.
„Die Gesundheitsindustrie ist ein Wachstumssektor mit hohem wirtschaftlichem Potenzial. Unternehmen der Branchen Pharma, Medizintechnik und Biotechnologie sind standorttreue Arbeitgeber und bieten überdurchschnittlich viele hochqualifizierte, wissensintensive und krisensichere Arbeitsplätze“, sagte Schmid.
Der Wirtschaftsminister warb beim Branchendialog dafür, sowohl den wichtigen Beitrag der Gesundheitsindustrie bei der Patientenversorgung als auch zur Beschäftigung und Wertschöpfung im Land anzuerkennen.
„Die Gesundheitsindustrie war und ist mit ihrem extrem hohen Innovationsgrad und ihrer kontinuierlich wachsenden Nachfrage Wachstumsmotor und Garant für sichere Arbeitsplätze im Land. Es liegt im Interesse Baden-Württembergs, die Stellung unseres Landes als bedeutendsten Standort der Gesundheitsindustrie in Deutschland zu erhalten und weiter auszubauen", erklärte Minister Schmid. Beim Austausch mit den im Südwesten führenden Unternehmen standen Themen wie der Erhalt der Innovationskraft in der Gesundheitsindustrie, Forschungsförderung, Beschäftigung und Arbeitsplätze, vor allem aber auch Fragen zu den neuen Rahmenbedingungen bei Zulassungsverfahren und Markteintritt neuer innovativer Medizinprodukte auf der Tagesordnung.
Aus Sicht der Unternehmensvertreter wurde insbesondere die Sorge geäußert, dass durch überzogene Regulierung und dem damit verbundenen Mehraufwand für die Unternehmen die Versorgung der Patienten mit innovativen Medizintechnikprodukten - vor allem in Nischenbereichen - nicht mehr sichergestellt werden könne. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen seien dadurch in ihrer Innovationskraft und damit auch in ihrer Existenz gefährdet. Nicht nur die geplante Medizinprodukteverordnung der EU bringe schwerwiegende Konsequenzen für die Branche, sondern auch der zunehmend erschwerte Markteintritt neuer innovativer Produkte vor dem Hintergrund zunehmender Kosteneinsparung im Gesundheitswesen.
Als eines der Ergebnisse wurde festgehalten nach der Veröffentlichung der EU-Verordnungen in allen vier Regierungsbezirken Runde Tische mit Vertretern aus Unternehmen und den Regierungspräsidien einzurichten. Mit dem frühzeitigen Informationsaustausch der beteiligten Akteure soll die Umsetzung der neuen Verordnungen möglichst reibungslos erfolgen, damit sich der Aufwand bei der Zertifizierung von Medizinprodukten und der Überwachung der Medizintechnikunternehmen durch die Regierungspräsidien sowohl auf Seiten der Unternehmen als auch der Behörden möglichst minimiert.
Für Organisation, Durchführung und Moderation der Runden Tische wird das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft die Landesgesellschaft BIOPRO beauftragt. Deren Zuständigkeit für die Biotechnologie wurde als eines der Ergebnisse der vorangegangenen Gipfeltreffen auf die Gesundheitsindustrie erweitert.
„Ich werde mich dafür einsetzen, einen Kompromiss zu finden, der zum einen der Forderung von Patienten, Verbraucherschützern und Krankenkassen nach einem hohen Schutzniveau der Patienten und einer bezahlbaren Gesundheitsversorgung gerecht wird. Andererseits sollen sich darin aber auch die Forderungen der Unternehmen nach innovationsfreundlichen Rahmenbedingungen widerfinden“, so Minister Schmid.
Hintergrund:
Rund 100.000 Menschen arbeiten in den drei Branchen der Gesundheitswirtschaft. Nahezu 65 Prozent aller von den Pharma-, Diagnostika-, Biotechnologie- und Medizintechnikunternehmen hergestellten Erzeugnisse finden ihre Abnehmer im Ausland. Bei einigen Firmen gehen bis zu 90 Prozent der Produktion in den Export.