„Die Corona-Krise setzt den baden-württembergischen Arbeitsmarkt mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit um über 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahr weiterhin stark unter Druck. Als enorm wichtiger Rettungsanker erweist sich nach wie vor das Kurzarbeitergeld, das dem baden-württembergischen Arbeitsmarkt Stabilität gibt“, erklärte Wirtschafts- und Arbeitsministerin Hoffmeister-Kraut heute (1. Juli) anlässlich der Veröffentlichung der Arbeitsmarktdaten in Stuttgart.
„Während ältere Arbeitnehmer in der Krise vielfach von tarifvertraglichen Regelungen profitieren, die die Beschäftigung sichern, haben es Menschen unter 25 Jahren derzeit besonders schwer. Wir müssen und werden alles daransetzen, dass die Jugendlichen von heute nicht die Arbeitslosen von morgen werden. Das 500 Millionen Euro schwere Hilfsprogramm der Bundesregierung für kleine und mittelgroße Ausbildungsbetriebe ist ein wichtiger Schritt, um durch die Corona-Pandemie bedrohte Ausbildungsplätze zu sichern“, so die Ministerin weiter. Darüber hinaus müssten Zeiten der Unterbeschäftigung verstärkt zur beruflichen Weiterbildung genutzt werden. „Digitalisierung und Transformation sind weiterhin die Mega-Trends“, sagte Hoffmeister-Kraut und verwies darauf, dass angesichts der positiven Konjunktursignale die Nachfrage nach Fachkräften auch wieder ansteigen wird.
Derzeit liegen noch keine belastbaren Daten der Bundesagentur für Arbeit zur tatsächlichen Inanspruchnahme der Kurzarbeitergeldregelung vor. Nach einer auf Umfragen basierenden Schätzung des ifo-Instituts waren im Mai 2020 in Baden-Württemberg etwa 1,09 Millionen Arbeitnehmer/innen und damit etwa 23 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Kurzarbeit. In den bei der Bundesagentur bis Ende Mai eingegangenen Anzeigen waren als Obergrenze Kurzarbeit für rund 1,95 Millionen Beschäftigte angemeldet.
Während Kurzarbeit noch den Arbeitsmarkt beherrscht, hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Juni nach dem absoluten Tiefpunkt im Mai bereits wieder aufgehellt. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im Juni auf 86,2 Punkte gestiegen, nach 79,7 Punkten im Mai. Dies ist der stärkste jemals gemessene Anstieg. „Obwohl die deutsche Wirtschaft bereits wieder Licht am Ende des Tunnels sieht, ist zu befürchten, dass der Arbeitsmarkt die Talsohle noch nicht durchschritten hat“, so die Ministerin.
Im Juni waren in Baden-Württemberg 276.492 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind 86.333 bzw. 45,4 Prozent mehr als im Vorjahresmonat Juni 2019 mit 190.159 Arbeitslosen. Die Arbeitslosenquote hat sich von 3,0 Prozent im Juni 2019 auf 4,4 Prozent im Juni 2020 erhöht. Vom Anstieg der Arbeitslosigkeit waren Menschen unter 25 Jahre mit plus 75,0 Prozent überdurchschnittlich betroffen. Im Gegensatz dazu fiel der Anstieg der Arbeitslosigkeit im Altersbereich über 50 Jahre mit plus 34,0 Prozent deutlich schwächer aus. Gleichzeitig ist die Stellennachfrage im Vergleich zum Juni 2019 mit minus 45.313 bzw. 40,7 Prozent auf jetzt noch 66.095 offene Stellen weiter eingebrochen.