Das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft fördert den Aufbau eines Applikationszentrums Industrie 4.0 am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart mit rund 3,5 Millionen Euro. Damit soll eine Plattform für die Erforschung und Entwicklung von Industrie 4.0-Lösungen entstehen. Das Zentrum soll vor allem die Entwicklung einer Baukastenstruktur für cyber-physische Produktionssysteme, additive Produktionstechnologien („3D-Druck") sowie echtzeitnahe Simulationstechnologien erforschen und ist ein zentrales Projekt der „Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg“.
„Mit dem Zentrum werden anwendungsorientierte Basics zur Umsetzung der Industrie 4.0 erarbeitet werden. Industrie 4.0 ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Der Standort Baden-Württemberg hängt erheblich von seiner technologischen Innovationskraft ab. Das Zentrum ist mit seinem breiten Spektrum von Technologien, Anwendungsfällen und Szenarien sehr gut auf die baden-württembergische Wirtschaft und insbesondere auf die Belange mittelständischer Unternehmen ausgerichtet“, sagte Wirtschaftsminister Schmid.
Das aktive Engagement industrieller Unternehmen soll integraler Bestandteil des Applikationszentrums sein. Die Industrie wird Projekte in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro einbringen. Im Zentrum sollen Demonstratoren für typische Anwendungsfälle aufgebaut werden. Interessierte Unternehmen sollen flächendeckenden Zugang zu den Ergebnissen der Projekte erhalten.
"Die Forschungsergebnisse des Applikationszentrums am IPA sind auch für die `Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg` wichtig. Damit wollen wir unserem Ziel, Leitanbieter und Leitmarkt für das Thema zu werden, einen großen Schritt näher kommen. Mir geht es dabei vor allem um praxisnahe Hilfe und den Technologietransfer zu kleinen und mittleren Unternehmen“, so Schmid.
Hintergrundinformation:
Die „Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg“ besteht aus Vertretern des Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft, der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Gewerkschaften. Ihr Lenkungskreis soll das bereits vorhandene Know-how im Land bündeln, einen „Masterplan“ Industrie 4.0 und konkrete Projekte sowie die breite Allianz 4.0 vorbereiten. Für die Allianz dient der Lenkungskreis als zentrales Steuerungsgremium. Vorsitzender des Lenkungskreises ist Dr.-Ing. E.h. Manfred Wittenstein, ehemaliger VDMA-Vorsitzender und heutiger Aufsichtsratsvorsitzender der Wittenstein AG. Die zentrale Auftaktveranstaltung zur Allianzgründung wird am 26. März in Stuttgart im Neuen Schloss stattfinden. Im Rahmen der Veranstaltung werden die Partner eine im Vorfeld vom Lenkungskreis erarbeitete Vereinbarung unterschreiben.
Da es bislang noch kaum Anwendungserfahrungen zu Industrie 4.0-Konzepten gibt und auch die Fachwelt noch keine exakten Vorstellungen hat, welche Lösungen aus dem Gesamtkomplex für mittelständische Unternehmen erforderlich sind , ist es wichtig, neue Erkenntnisse und Erfahrungen zu gewinnen. Im IPA bearbeiten verschiedene Gruppen nahezu alle relevanten Aspekte für die Industrie 4.0. Mit seinen wegweisenden Modellprojekten ist es auch bundesweit als Industrie 4.0- Zentrum anerkannt. Für das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft ist das IPA zum Beispiel bei der Erarbeitung der „Strukturstudie Industrie 4.0“ oder dem „Kompetenzatlas Industrie 4.0.“ ein wichtiger Ansprechpartner.
Die oben erwähnten „Cyber-Physical Systems“ bezeichnen den Verbund informatischer, softwaretechnischer Komponenten mit mechanischen und elektronischen Teilen, die über eine Dateninfrastruktur, wie z.B. das Internet, kommunizieren. Sie umfassen eingebettete Systeme, sowie Produktions-, Logistik-, Engineering-, Koordinations- und Managementprozesse und Internetdienste, die mittels Sensoren unmittelbar Daten erfassen und durch Aktoren auf physikalische Vorgänge einwirken. Sie sind mittels digitaler Netze untereinander verbunden, nutzen weltweit verfügbare Daten und Dienste und verfügen über multimodale Mensch-Maschine-Schnittstellen.