Finanzausgleich

Länder einigen sich auf Reform der Bund-Länder-Finanzbeziehungen

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (r.) und Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid (l.) bei der Regierungspressekonferenz

Als Beweis für die Handlungsfähigkeit der Länder und die Stärke des Föderalismus in Deutschland sehen Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid die Einigung der Länder über eine Reform der Bund-Länder-Finanzbeziehungen.

„Wir haben im Länderkreis gemeinsam einen guten und ausgewogenen Kompromiss erreicht“, sagte der Ministerpräsident. „Es hat sich ausgezahlt, dass wir beharrlich auf den Verhandlungsweg gesetzt haben. Für Baden-Württemberg stehen mit der Einigung insgesamt rund 944 Millionen Euro unterm Strich. Das bedeutet eine deutliche Entlastung.“

Fast eine Milliarde Euro Entlastung für Baden-Württemberg

Die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder hatten sich in der vorigen Woche auf einen Weg zur Reform der Bund-Länder-Finanzbeziehungen verständigt. Demnach soll der Länderfinanzausgleich in seiner jetzigen Form abgeschafft werden. Stattdessen soll die Verteilung der Umsatzsteuer ab dem Jahr 2020 nach der jeweiligen Einwohnerzahl und der Finanzkraft erfolgen.Dafür erhalten die Länder vom Bund zusätzliche Umsatzsteuerpunkte im Gegenwert von 4,02 Milliarden Euro; insgesamt umfasst das Modell rund 9,65 Milliarden Euro Bundesmittel, die den Ländern zugutekommen sollen. Grundlage für die Berechnungen ist die offizielle Steuerschätzung von Bund und Ländern für das Jahr 2019. Die bislang vom Bund zugesagten 8,5 Milliarden Euro bezogen sich auf Modelle für die Reform der Bund-Länder-Finanzbeziehungen auf der Grundlage von Steuereinnahmen für das Jahr 2014.

Appell an Bundesregierung

Kretschmann und Schmid appellierten an die Bundesregierung, sich dem Kompromissvorschlag der Länder nicht zu verschließen. Sie sprachen sich dafür aus, rasch Verhandlungen aufzunehmen. „Es ist das Ziel von Bund und Ländern, in den einzelnen Ländern vergleichbare Lebensverhältnisse zu haben“, sagten sie. „Diesem Ziel trägt das Länder-Modell Rechnung. Das weiß der Bund und dazu sollte er seinen Teil beitragen.“

Finanz- und Wirtschaftsminister Schmid zeigte sich überzeugt, dass durch die Neuordnung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen Anreize für alle Länder gesetzt werden, den jeweiligen Landeshaushalt zu konsolidieren. „Das Modell hat den großen Vorteil, dass sich Leistungsstärke stärker bezahlt und damit im jeweiligen Landeshaushalt bemerkbar macht“, stellte er fest. „Gleichzeitig geben die Länder die Solidarität untereinander aber nicht auf. Alle Länder sollen in die Lage versetzt werden, ab 2020 ohne neue Schulden auszukommen.“

Zusätzliche Einnahmen dynamisieren

Das sei allerdings nur dann möglich, wenn eine Dynamisierung der Mittel gewährleistet ist, so der Minister. Deshalb müssten die zusätzlichen Bundesmittel in entsprechende Umsatzsteuerpunkte für die Länder umgewandelt werden. „Gerade im Bereich der Bildung und Betreuung stehen wir vor großen Aufgaben; nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ wollen wir dabei zulegen“, sagte Schmid. „Nur wenn die zusätzlichen Einnahmen dynamisiert sind, können wir auf Dauer steigende Ausgaben finanzieren.“

In den rund 944 Millionen Euro, die nach dem Kompromissvorschlag der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten auf Baden-Württemberg entfallen, sind Mittel in Höhe von etwa 81 Millionen Euro nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (sogenannte GVFG-Mittel) enthalten. Das GVFG-Bundesprogramm wird nach dem Modell dauerhaft in Höhe von bundesweit 330 Millionen Euro fortgeführt. Rund 864 Millionen Euro aus den etwa 944 Millionen Euro entfallen auf Steuereinnahmen. Bei den Steuereinnahmen profitieren auch die Kommunen im Land von einer Verteilung über die Umsatzsteuer, denn sie sind über den kommunalen Finanzausgleich an den Einnahmen beteiligt.

Weitere Meldungen

Kassenarbeitsplatz in einem Supermarkt
Ladenöffnungsgesetz

Änderungen im Ladenöffnungsgesetz

Der Ministerrat hat heute (23. September) die Freigabe zur Anhörung im Rahmen der Änderung des Ladenöffnungsgesetzes beschlossen, um den Betrieb vollautomatisierter Verkaufsstellen klar zu regeln.

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Sozialtransfersystem

ifo-Studie Sozialtransfersystem/Hoffmeister-Kraut: grundlegende Neuausrichtung nötig

Wirtschafts- und Arbeitsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut äußert sich zur Veröffentlichung der ifo-Studie „Konzeption eines integrierten Sozialtransfersystems“.

unsplash / kendall ruth
Arbeitsmarkt

Jobcenter werden bei Digitalisierung unterstützt / Start des Pilotprojekts

Drei kommunale Jobcenter in Baden-Württemberg führen mit Unterstützung des Wirtschafts- und Arbeitsministeriums ein innovatives Digitalisierungsprojekt durch.

Stuttgart bei Nacht
Studie

Nachts spielt die Musik – nicht nur für Fachkräfte

Mit der Studie „NightLÄND“, werden erstmals Zahlen zum „Leben nach acht“ für das ganze Land vorgelegt.

Mensch und Roboter begrüßen sich, indem Sie die Knöchel aneinanderdrücken.
Förderung

de:hubs in Stuttgart, Mannheim und Karlsruhe starten in dritte Förderphase

Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg fördert die drei de:hubs im Land in einer dritten Förderphase mit insgesamt rund 1,2 Millionen Euro aus dem Doppelhaushalt 2025/2026 über zwei Jahre.

Europäische Flaggen
Förderung

Land stellt 15 Millionen Euro für moderne kommunale Infrastrukturen bereit

Mit einem veröffentlichten Förderaufruf unterstützt das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Kommunen, Kreise und kommunale Einrichtungen beim Ausbau und der Modernisierung ihrer Innovationsinfrastrukturen.

Europaflagge / ©Harald Richter
Förderung

Land unterstützt die Entwicklung von Prototypen mit weiteren 6,3 Millionen Euro

Wirtschaftliches Potenzial für strategische Technologien besser nutzen: Land unterstützt die Entwicklung von Prototypen mit weiteren 6,3 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).

Playful young woman playing I Spy
Ausbildung

Zumeldung zur Landespressekonferenz: Erfolgreicher Abschluss der Ausbildung wichtig

"Um dem Fachkräftemangel zu begegnen und in eine berufliche Karriere durch Weiterbildungen durchzustarten, ist der erfolgreiche Abschluss der Ausbildung wichtig“, so Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut.

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Automobil

Hoffmeister-Kraut fordert von EU pragmatische, konkrete Lösungen

Vor dem Strategischen Dialog der europäischen Automobilindustrie am morgigen Freitag erneuert die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut ihre Forderung an die EU, das pauschale Verbrenner-Verbot ab 2035 zu kippen.

Gruppenbild mit Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut beim Besuch der Firma Wafios
Automobil

Gelungene Beispiele der der Transformation in der Automobilbranche

Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut informiert sich über gelungene Beispiele der Transformation in der Automobilbranche.

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Automobilwirtschaft

Ministerin äußert sich zur Lage der Automobilwirtschaft

Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut: „Wir brauchen einen Realitätscheck und Pragmatismus in der Politik“

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Lieferkettengesetz

Zumeldung zur geplanten Reform des Lieferkettengesetzes

Hoffmeister-Kraut: Auch Dokumentationspflicht abschaffen

Europaflagge / ©Harald Richter
EU

EU-Flotten-Dekarbonisierung

EU-Flotten-Dekarbonisierung: Baden-Württemberg und Bayern drängen auf Technologieoffenheit.

unsplash / Johannes Plenio
Förderung

Baden-Württemberg fördert Fraunhofer-Institute mit rund 3,9 Millionen Euro

Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg fördert acht Transferprojekte von 12 Instituten der Fraunhofer-Gesellschaft in Baden-Württemberg mit insgesamt rund 3,9 Millionen Euro in den Jahren 2025 bis 2028.

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Arbeitsmarkt

Zumeldung Arbeitsmarktzahlen

Über 300.000 Arbeitslose im Land sind ein klares Warnsignal für den Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg.