Im Rahmen der zweiten Förderrunde des „Forums Gesundheitsstandort BW“ unterstützen das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau und das Ministerium für Soziales und Integration mit insgesamt rund 33,1 (16,3 + 16,8) Millionen Euro weitere innovative Projekte im Land zur Stärkung des Gesundheitsstandorts. Die Mittel stammen aus der Rücklage des Haushaltes „Zukunftsland BW – Stärker aus der Krise“. Der Ministerrat hat der Förderung gestern (26. Januar) zugestimmt.
„Gerade die Corona-Pandemie zeigt, wie wichtig ein leistungsfähiges und belastbares Gesundheitssystem ist. Baden-Württemberg ist hier bereits gut aufgestellt – trotzdem müssen wir uns ständig weiterentwickeln. Die Bereiche Personalisierte Medizin und Digitalisierung bietet hierbei vielfältige Möglichkeiten. Im Rahmen des Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg fördern wir daher innovative Projekte, die uns nicht nur beim Kampf gegen die Pandemie unterstützen, sondern auch maßgeblich zur Stärkung der Zukunftsfähigkeit des Gesundheitsstandorts beitragen“, sagte Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut.
Sozialminister Manne Lucha ergänzte: „Mit diesen innovativen Projekten bringen wir sowohl die medizinische Versorgung als auch Baden-Württemberg als Gesundheitsstandort voran. Zum Beispiel besitzt die auf die einzelnen Patientinnen und Patienten zugeschnittene Personalisierte Medizin enormes Potenzial, schwere Krankheiten besser zu behandeln. Auch bei den entzündlichen Krankheiten wollen wir die Personalisierte Medizin weiterentwickeln und somit so umfassend wie nirgends sonst umsetzen. Damit werden die Versorgungsprozesse im Land weiter verbessert und langfristig effizienter gestaltet.“
Die vier Projekte, die vom Wirtschaftsministerium im Rahmen der zweiten Förderrunde mit insgesamt rund 16,3 Millionen Euro unterstützt werden, befassen sich mit der Entwicklung innovativer Produkte im Bereich der Digitalisierung und der Personalisierten Medizin. Außerdem bieten sie wichtige Unterstützungsleistungen für Medizintechnikunternehmen bei der Bewältigung regulatorischer Anforderungen. „Die Projekte, die über das ganze Land verteilt sind, können die Versorgung der Patientinnen und Patienten und die digitalen Abläufe im Krankenhaus maßgeblich optimieren. Damit bekämpfen wir aktiv die Pandemie und ihre Folgewirkungen und entwickeln Strahlkraft weit über die Landesgrenzen hinaus“, so die Ministerin. In Tübingen soll beispielsweise ein Kompetenzzentrum zur Unterstützung der Branche bei der Umsetzung der EU-Medizinprodukteverordnung (MDR) entstehen. „Damit bieten wir gerade den zahlreichen kleinen und mittleren Unternehmen im Land wichtige Beratungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, um die neuen Anforderungen und Prüfverfahren erfüllen zu können“, sagte Hoffmeister-Kraut.
Die fünf Projekte des Sozialministeriums, die mit insgesamt rund 16,8 Millionen Euro unterstützt werden, befassen sich schwerpunktmäßig mit der gezielten Weiterentwicklung der Personalisierten Medizin in Baden-Württemberg und dem weiteren Ausbau der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Im Fokus der Projekte steht die Verbesserung der Versorgung der Bürgerinnen und Bürger vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie. „Mit dem Projekt ‚Remote Patient Monitoring (RPM) System‘ führen wir als erstes Bundesland ein Versorgungsinstrument ein, mit dem bereits nach einem Monat ein kurzfristiger Mehrwert bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie in Baden-Württemberg erzielt werden kann. Damit können COVID-19-Patientinnen und -Patienten und Risikogruppen frühzeitig entweder in die klinische Versorgung oder in den Lebensalltag überführt werden. Mithilfe dieses Projekts können somit nicht nur Patientinnen und Patienten vor schweren Krankheitsverläufen bewahrt, sondern auch die Auslastung unserer Krankenhäuser und Klinikbelegung im Land noch effizienter gesteuert werden“, so Gesundheitsminister Manne Lucha.
Geförderte Projekte des Wirtschaftsministeriums
An den drei Universitätsstandorten Freiburg, Tübingen und Mannheim soll unter Einbindung innovativer Unternehmen aus Baden-Württemberg ein neues bildgebendes Verfahren im Bereich der Computertomographie etabliert werden. Dieses soll einerseits die Strahlenbelastung für Patientinnen und Patienten reduzieren, die Bildqualität für die Diagnose des Arztes optimieren und andererseits eine digitale Auswertung des Datenmaterials ermöglichen.
In Mannheim soll außerdem der Grundstein für ein „Digitales Krankenhaus“ mit einer durch Sensorik unterstützen automatisierten Patientenaufnahme gelegt werden. So soll gerade mit Blick auf die Pandemie die kontaktlose Identifikation von potentiell infektiösen Patientinnen und Patienten ermöglicht werden. Gleichzeitig soll das Personal durch die automatisierte Erfassung digitaler Daten unterstützt und entlastet werden.
In Stuttgart wird die Entwicklung einer „Minifabrik“ initiiert, in der innovative Zelltherapeutika in einer standardisierten Qualität automatisiert erzeugt werden können. In Tübingen wird ein Kompetenzzentrum aufgebaut, welches die Unternehmen im Bereich Medizintechnik und Diagnostik im Land darin unterstützt, ihre innovativen Produkte unter Beachtung der gesetzlich vorgegebenen regulatorischen Rahmenbedingungen zeitnah weltweit wettbewerbsfähig auf den Markt zu bringen.
Geförderte Projekte des Sozialministeriums
Mit dem von den Zentren für Personalisierte Medizin (ZPM) Baden-Württemberg der Universitätskliniken Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm unter Federführung des Universitätsklinikums Tübingen geplanten Projekt soll das Konzept der Personalisierten Medizin (PM) in Baden-Württemberg gezielt weiterentwickelt werden. Besondere Bedeutung kommt dabei der Ausweitung der molekularen Diagnostik bei entzündlichen Erkrankungen zu.
Die Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg setzt landesweit einen digital-medizinischen Ansatz zum Corona-Containment um. Damit ist Baden-Württemberg das erste Bundesland, in dem die gesamte „Patienten-Reise“ vom Gesundheitsamt über die Hausärztinnen und -ärzte in die Krankenhäuser und Intensivstationen abgebildet und digital sichtbar wird.
Ziel eines von der Koordinierungsstelle Telemedizin Baden-Württemberg geplanten Projektes ist es, Patientinnen und Patienten – insbesondere ältere Menschen mit zunehmend chronischen Erkrankungen, Menschen in prekären Verhältnissen und in eher bildungsschwachen Bevölkerungsteilen – gezielt zu qualifizieren und sie zu befähigen, digitale Technologien im Gesundheitssektor zu nutzen. Das soll die Akzeptanz dieser Anwendungen erhöhen.
Das Universitätsklinikum Tübingen will sich mit dem Projekt „SeRIVA“ um Magersucht erkrankte Menschen kümmern. Dabei sollen die Patientinnen und Patienten sektorenübergreifend und interprofessionell begleitet werden. „SeRIVA“ will telemedizinische Interventionen stärken, auch für komplexe psychische Störungen.
Durch die Einschränkungen in der Corona-Pandemie haben seelisch behinderte oder suchterkrankte Jugendliche weniger Chancen, ihre Entwicklung im Übergang zum Erwachsenenalter zu bewältigen. Ein Projekt unter der Federführung des Universitätsklinikums Ulm realisiert exemplarisch an vier Standorten im Land neue Wege zu einer digital unterstützten Hilfeplanung für junge Menschen mit Behinderung.
Weitere Informationen
Die Gesundheitswirtschaft ist für den Standort Baden-Württemberg von entscheidender Bedeutung. Deshalb hat die Landesregierung im Sommer 2018 mit dem Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg einen strategischen Prozess ins Leben gerufen, dessen Ziel es ist, den Gesundheitsstandort Baden-Württemberg weiter zu stärken und wettbewerbsfähig zu erhalten. Innovationen sollen sowohl zum Nutzen von Patientinnen und Patienten als auch zur Weiterentwicklung von Wissenschaft und Wirtschaft gefördert werden. Neben weiteren Maßnahmen werden im Rahmen des Forums insbesondere Forschungsprojekte mit gesundheitswirtschaftlichem Hintergrund gefördert.