Angesichts der tiefgreifenden Krise in der Automobilindustrie mahnt Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, im Vorfeld der IAA Mobility 2025 in München entschlossenes politisches Handeln vor allem der EU an. „Der Verlust von rund 50.000 Arbeitsplätzen in der Automobilbranche allein in den vergangenen zwölf Monaten ist eine zutiefst besorgniserregende Nachricht – für die Beschäftigten und den gesamten Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg und Deutschland“, so die Ministerin. „Ein ‚Weiter so‘ wäre fatal. Wir brauchen jetzt in der Politik einen Realitätscheck, Pragmatismus und gesunden Menschenverstand. Es muss darum gehen, alles zu tun, die Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen.“
Dringender Handlungsbedarf
Die Ministerin betont, dass die Automobilbranche derzeit gleich von mehreren Seiten unter Druck steht: schwächelnde Nachfrage, steigende Kosten, unsichere Absatzmärkte, geopolitische Krisen. Hinzu komme, dass auf europäischer Ebene Vorschläge diskutiert werden, die die Lage weiter verschärfen könnten. „Was die EU aktuell auf den Tisch legt, grenzt an politische Realitätsverweigerung“, kritisiert Hoffmeister-Kraut. „Während unsere Unternehmen, die Hersteller und die Zulieferer, ums Überleben kämpfen, drohen zusätzliche Regulierungen und Verbote, die die Wettbewerbsfähigkeit endgültig untergraben würden. Damit stehen weitere zigtausende Arbeitsplätze auf dem Spiel. Arbeitsplätze, von denen das Schicksal ganzer Familien abhängt. Es bringt daher auch nichts, einzelne Unternehmen an den Pranger zu stellen oder deren Management für Entscheidungen der Vergangenheit zu kritisieren. Wir müssen an die Menschen denken, die in diesen Unternehmen Arbeit haben und damit ihre Familien ernähren. Um diese geht es.“
Kritik an der EU-Politik
Besonders kritisch sieht Hoffmeister-Kraut die Brüsseler Pläne, neue Regulierungsauflagen für die Automobilwirtschaft einzuführen. „Wenn Europa weiterhin glaubt, mit immer neuen Vorschriften und Belastungen die Transformation zu steuern, steuern wir geradewegs in eine wirtschaftliche Sackgasse. Wir brauchen stattdessen verlässliche Rahmenbedingungen, die Investitionen anreizen und Innovationen ermöglichen.“
Die Ministerin forderte die EU auf, Technologieoffenheit und Standortstärkung ins Zentrum ihrer Politik zu stellen. „Es ist nicht die Aufgabe der Europäischen Union, mit überzogenen Vorgaben ganze Industrien zu strangulieren. Wir müssen Vertrauen in die Innovationskraft unserer Unternehmen setzen – und diese gezielt fördern, statt sie zu belasten.“
Maßnahmenkatalog für mehr Wettbewerbsfähigkeit
Hoffmeister-Kraut forderte Bund und EU auf, den Ernst der Lage anzuerkennen und die Förder- und Wirtschaftspolitik an die Realität anzupassen. Konkret nannte sie:
- bezahlbaren Ladestrom für E-Autos,
- wettbewerbsfähige Strompreise für die Industrie insgesamt,
- stärkere Investitionsanreize,
- einen schnelleren Ausbau leistungsfähiger Ladeinfrastruktur,
- den zügigen Abbau internationaler Handelsbeschränkungen.
„Nur ein solches Maßnahmenbündel schafft die Voraussetzungen für Wertschöpfung, Wachstum und Wohlstand“, betonte die Ministerin.
Gespräche auf der IAA Mobility 2025
Im Rahmen ihres Rundgangs auf der IAA Mobility 2025 am 10. September in München wird Hoffmeister-Kraut mit Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern führender Automobil- und Zulieferunternehmen sowie mit Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), über die aktuellen Herausforderungen sprechen. Ein weiterer wichtiger Austausch ist mit Victor Fedeli, Wirtschaftsminister der kanadischen Provinz Ontario, geplant. „Die Zukunft unserer Industrie liegt auch in starken internationalen Partnerschaften. Kanada ist ein hochinnovativer Standort, von dem wir lernen und mit dem wir enger kooperieren können“, erklärte Hoffmeister-Kraut.
Unterstützung für den Mittelstand
Am 11. September setzt die Ministerin ihre Unternehmensbesuche in der Region Neckar-Alb fort. Dort wird sie zwei Werke der Automobil- und Maschinenbauindustrie besichtigen und mit regionalen Transformationsnetzwerken ins Gespräch kommen. „Gerade die kleinen und mittleren Betriebe spüren den Transformationsdruck besonders stark. Sie brauchen gezielte Unterstützung in Qualifizierung, Digitalisierung und neuen Geschäftsmodellen. Hier leisten die regionalen Netzwerke wertvolle Arbeit, die der Bund erfreulicherweise weiter fördern wird“, so Hoffmeister-Kraut.