Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus förderte gemeinsam mit dem Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sowie dem Ministerium für Verkehr sechs Projekte zur Entwicklung nachhaltiger Mobilitätskonzepte im Ländlichen Raum mit insgesamt rund 1,7 Millionen Euro. Staatssekretärin Zimmer und Staatssekretär Dr. Rapp besuchten heute (7. Dezember) in Stuttgart die Abschlussveranstaltung des Ende 2019 ausgelobten Ideenwettbewerbs in den Räumlichkeiten des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO). Die geförderten Projekte wurden erfolgreich abgeschlossen. Die Projektverantwortlichen stellten ihre Projekte vor und gingen dabei insbesondere auf gewonnene Erkenntnisse und gemeisterte Hürden ein.
Dr. Patrick Rapp, Staatssekretär beim Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, sagte: „Es ist immer wieder schön zu sehen, was aus einer guten Zusammenarbeit von Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen entstehen kann. Häufig ergänzen gerade im ländlichen Raum bürgerschaftlich getragene Aktivitäten das mobile Angebot als Alternative zum eigenen Auto. Durch die unterschiedlichen Konzepte und den erstellten Leitfaden steht allen Interessierten der Weg offen, die gewonnenen Erkenntnisse zu übernehmen und damit die Mobilitätsverhältnisse in ländlichen Räumen zu verbessern. Dabei können oftmals auch ansässige Kfz-Werkstätten oder Händler die Konzepte mit Know-how und professionellem Service bereichern und beispielsweise mit der eigenständig organisierten Wartung von Carsharing-Fahrzeugen neue Aufträge gewinnen und eine weitere Win-win-Situation schaffen.“
Sabine Kurtz, Staatssekretärin im Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, äußerte: „Wichtiger Bestandteil einer verantwortungsvollen und vorausschauenden Strukturpolitik für den Ländlichen Raum ist die gezielte Verbesserung der Erreichbarkeitsverhältnisse vor Ort. Dies bedarf auch der Entwicklung neuer und innovativer Mobilitätskonzepte, auf welche alle Bevölkerungsgruppen zurückgreifen können. Die geförderten Pilotprojekte haben hierzu einen ganz konkreten und praxisnahen Beitrag geleistet.“
Elke Zimmer, Staatssekretärin beim Ministerium für Verkehr, sagte: „Für die Umsetzung der Mobilitätswende in Baden-Württemberg braucht es innovative Mobilitätskonzepte in ländlichen Räumen genauso wie in der Stadt. Um langfristig funktionierende Lösungen zu finden, müssen diese auf die Rahmenbedingungen und Bedürfnisse vor Ort abgestimmt sein. Im Rahmen des Förderprojekts Bürgerschaftliche Mobilitätskonzepte entstanden spannende Pilotprojekte, die individuelle Angebote in Form von Sharing-Modellen entwickelten. Der im Projekt erarbeitete Leitfaden bietet viele Ansatzpunkte, um die neuen Konzepte und Modelle auf andere ländliche und städtische Räume übertragen zu können. Projekte wie dieses sind nicht nur für die Mobilitätswende wichtig, sondern stärken auch die Lebensqualität, die gesellschaftliche Teilhabe und die Wirtschaft in den Regionen.“
Der Wettbewerb mit der damaligen Fragestellung „Kooperative Mobilitätskonzepte im Ländlichen Raum: Wie lassen sich bürgerschaftliche oder unternehmerische Sharing-Konzepte durch Autohäuser, Autowerkstätten und -händler professionell unterstützten?“, ist Teil des ressortübergreifenden Impulsprogramms für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ziel war die Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe und des Zusammenhalts durch eine Verbesserung der Erreichbarkeitsverhältnisse vor Ort sowie die Begleitung der Projektumsetzung durch eine umfassende und aktive Bürgerbeteiligung.
Zentrale Auswahlkriterien waren
- der inhaltliche Bezug zum Förderaufruf und der verfolgten Zielstellungen
- die Innovationshöhe und die Risiken des Vorhabens
- der erwartete Mehrwert
- die Qualität des Konsortiums
- und die Einbeziehung von KMU.
Sowohl der Verlauf der Projekte, als auch die gewonnenen Erkenntnisse und Ergebnisse wurden über die gesamte Laufzeit vom Fraunhofer IAO im Rahmen einer Begleitforschung dokumentiert und ausgewertet. Daraus ergab sich der heute veröffentlichte Leitfaden als Blaupause für Kfz-Gewerbe, Mobilitätsbetreiber, Mobilitätsunternehmen, Vereine, Kommunen und sonstige Interessierte, sodass erfolgreiche Projektergebnisse in der Breite umgesetzt werden können. Darin finden sich genaue Beschreibungen der innerhalb der Projekte erfolgreich entwickelten Geschäftsmodelle, Konzepte und deren Umsetzung.
Gerade der Ländliche Raum steht hinsichtlich der Mobilitätswende und dem sich wandelnden Nutzerverhalten vor großen Herausforderungen. Für die attraktive Ausgestaltung des ÖPNV-Angebots und die Bereitstellung einer bedarfsgerechten Ladeinfrastruktur sind in dünnbesiedelten Regionen passgenaue Lösungsansätze erforderlich. Häufig ergänzen dort bürgerschaftlich getragene Aktivitäten das mobile Angebot als Alternative zum eigenen Auto.
Besonders zu honorieren ist das an den Tag gelegte Durchhaltevermögen der Projektverantwortlichen. Im Rahmen der vergangenen zwei Jahre waren die Projekte unter anderem durch die zur Eindämmung der Corona-Pandemie ergriffenen Maßnahmen und durch Lieferverzögerungen teils vor große Herausforderungen gestellt. Die schwankende und teils völlig entfallene Nachfrage nach Mobilitätsangeboten hatte die ursprünglich zugrunde gelegten Auslastungs- und Wirtschaftlichkeitsberechnungen obsolet gemacht. Durch eine Verlängerung der Projektdauer bis Ende 2022 konnte nochmals mehr Zeit gewonnen werden, was den erfolgreichen Abschluss der Projekte ermöglichte.
Der Leitfaden kann über folgenden Link aufgerufen werden: https://publica-rest.fraunhofer.de/server/api/core/bitstreams/68b77d5f-2d78-41c6-95cf-f66d66e55f92/content