Danach erwirtschafteten die 28.229 Unternehmen der Branche einen Gesamtumsatz in Höhe von rund 30,5 Milliarden Euro, was einem Umsatzwachstum von fast 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Studie wurde im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus und der MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG) als Landeseinrichtung zur Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft in Baden-Württemberg erstellt.
„Die aktuelle Standortstudie zur Kultur- und Kreativwirtschaft in Baden-Württemberg zeigt deren Stärke und unterstreicht ihre Rolle als Innovationstreiberin für die gesamte Wirtschaft im Land. Besonderer Motor bleibt weiterhin die Software- und Games-Branche mit enormen Wachstumspotenzialen, aber auch einer entscheidenden Rolle im Transformations- und Digitalisierungsprozess für alle Branchen“, sagte Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus.
2024 kam es zwar zu einem leichten Beschäftigungsrückgang in der Kultur- und Kreativwirtschaft in Baden-Württemberg von rund 1,2 Prozent auf 192.000 Beschäftigte. Dennoch weist die Branche eine höhere Beschäftigtenzahl auf als die Pharmaindustrie, die Energieversorgung und die Chemische Industrie zusammen (insgesamt rund 114.000 Beschäftigte). Seit 2019 ist die Kultur- und Kreativwirtschaft durchschnittlich um rund ein Prozent pro Jahr gewachsen.
Kultur- und Kreativwirtschaft in allen Raumtypen Baden-Württembergs vertreten
Der Anteil der Beschäftigten im Verhältnis zur Bevölkerungszahl in der baden-württembergischen Kultur- und Kreativwirtschaft war im Jahr 2024 mit 7 Prozent in der Universitätsstadt Ulm am höchsten. Gefolgt von der Landeshauptstadt Stuttgart mit 5,7 Prozent und der Stadt Karlsruhe mit 5,5 Prozent. Damit konzentrieren sich die kreativen Zentren Baden-Württembergs erwartungsgemäß in urbanen Ballungsräumen, die zugleich bedeutende Bildungs- und Ausbildungsstandorte der Branche sind. Insgesamt ist die Kultur- und Kreativwirtschaft jedoch landesweit in allen Raumtypen Baden-Württembergs vertreten. Dabei sind 59 Prozent der Gesamterwerbstätigen im urbanen Raum, 27 Prozent im Übergangsraum und 14 Prozent im ländlichen Raum beschäftigt.
Baden-Württemberg bei der Höhe der Umsätze pro Unternehmen deutlich über dem Bundesdurchschnitt
Mit über 28.000 Unternehmen und Umsätzen in Höhe von rund 30,5 Milliarden Euro (2023) sowie knapp 192.000 Beschäftigten (2024) ist die Kultur- und Kreativwirtschaft ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor des Landes. Sie spielt eine wichtige Rolle im wirtschaftlichen Transformationsprozess für alle Branchen und erzielt enorme Umsatz- und Wachstumszahlen, vor allem in den Teilmärkten Software/Games, Film, aber auch Design, Architektur, Presse und Darstellende Kunst. Die Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft in Baden-Württemberg repräsentieren etwa 12 Prozent aller Unternehmen der deutschen Kultur- und Kreativwirtschaft und rund 7 Prozent der insgesamt etwa 428.000 Unternehmen in Baden-Württemberg. Über alle Teilmärkte hinweg liegt der durchschnittliche Umsatz pro Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft in Baden-Württemberg bei rund 1,1 Millionen Euro. Im Ländervergleich positioniert sich Baden-Württemberg bei der Höhe des Umsatzes pro Unternehmen deutlich über dem Bundesschnitt (857.000 Euro Umsatz pro Unternehmen).
Software/Games als Treiber für Innovation und Digitalisierung
Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist weiterhin eine sehr heterogene Branche, in der sich die Anteile der verschiedenen Teilmärkte in Baden-Württemberg deutlich unterscheiden. Der mit großem Abstand umsatzstärkste Teilmarkt war 2023 erneut die Software-/Games-Industrie mit rund 16,6 Milliarden Euro und einem Wachstum von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr, was mehr als der Hälfte der Gesamteinnahmen der Kultur- und Kreativwirtschaft in Baden-Württemberg entspricht. Hervorzuheben ist dabei die herausragende Rolle und die beachtliche Dynamik des VFX-, Animations- und Games-Bereichs insgesamt, der unter anderem im Kontext des Metaverse eine wichtige Rolle spielt .
Die Studie prognostiziert, dass die Software-/Games-Industrie ihre Rolle als Innovationstreiberin weiter ausbauen und ihre Spitzenposition langfristig sichern wird. Vor allem Effizienzsteigerungen durch den zunehmenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Gamification-Ansätzen sowie eine engere Zusammenarbeit zwischen Software- und Games-Industrie sind entscheidende Faktoren dieser positiven Zukunftserwartungen.
Mit insgesamt rund 4,9 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2023 in Deutschland trägt SAP maßgeblich zum hohen Gesamtumsatz der Branche bei. Rechnet man den Anteil von SAP an der Software-/Games-Industrie heraus, liegt dieser Teilmarkt aber immer noch mit einem Umsatz von rund 11,7 Milliarden Euro und einem Umsatz pro Unternehmen von rund 2 Milliarden Euro auf dem ersten Platz der Teilmärkte der Kultur- und Kreativwirtschaft im Land. Es folgen der Pressemarkt mit einem tendenziell rückläufigen Umsatz von rund 3,5 Milliarden Euro sowie die Teilmärkte Design, Werbung, Architektur und Buch mit jeweils rund 2 bis 3 Milliarden Euro Umsatz.
Einbruch im Pressemarkt
Der nach wie vor relativ hohe Anteil des wichtigen Pressemarktes (auf Rang zwei nach Software/Games) darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es hier in den letzten Jahren auch in Baden-Württemberg zu erheblichen Einbrüchen kam. Der Pressemarkt in Baden-Württemberg verzeichnete im Jahr 2023 einen deutlichen Umsatzrückgang um über 10 Prozent auf rund 3,5 Milliarden Euro. Damit setzt sich der langfristige Negativtrend fort, der bereits vor der Pandemie mit sinkenden Printauflagen und rückläufigen Werbeeinnahmen eingesetzt hatte und nur durch ein leichtes Wachstum im Jahr 2022 unterbrochen wurde. Am stärksten betroffen war das Verlegen von Zeitschriften mit einem Umsatzrückgang von rund 525 Millionen Euro, gefolgt vom Zeitungsverlagswesen.
Downloads
Link Standortstudie 2025: https://t1p.de/9pa3i
Link zu MFG Kreativ: https://kreativ.mfg.de/
Hintergrundinformationen
Standortstudie Goldmedia
Die Studie von Goldmedia wird im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg und der MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg jährlich erstellt.
Förderung Games und VFX/Animation
Die Landesförderung für VFX/Animation und Games erfolgt über die MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg und wird im Wesentlichen durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst getragen. 2022 wurde der Bereich VFX/Animation mit 7,6 Millionen Euro unterstützt. Die Games-Förderung der MFG (GAMES BW) wurde 2020 erstmals aufgelegt und konnte durch die Zusammenarbeit des Wirtschafts- und Wissenschaftsministeriums auf 1,2 Millionen Euro im Jahr 2025 aufgestockt werden. Neben der finanziellen GAMES BW Förderung unterstützt die MFG die Games-Branche in Baden-Württemberg durch gezielte Nachwuchs- und Gründungsprogramme wie den „Developer Boost“-Accelerator und regelmäßige Vernetzungsformate wie die Open Stages Games BW oder das jährliche Gamestate Festival Baden-Württemberg. Die Maßnahmen fördern insbesondere auch junge Studios beim Übergang von der Ausbildung in die Gründung und erfolgreiche Unternehmensentwicklung.
Der Fokus der Förderung des Landes liegt damit auf den Bereichen VFX und Animation. Sowohl der Anteil als auch die absolute Fördersumme für VFX und Animation sind im Ländervergleich in Baden-Württemberg am höchsten. Hingegen ist die Games-Förderung in Bayern circa viermal so hoch wie in Baden-Württemberg. Vor diesem Hintergrund ist die Größe der Games-Industrie in Baden-Württemberg mit fast 146 Unternehmen im Vergleich zu 85 VFX-/Animationsunternehmen im Land besonders bemerkenswert (Stand 2024).
Der neue Haushaltsentwurf der Bundesregierung sieht für 2025 insgesamt 88 Millionen Euro und in den Eckwerten ab 2026 jährlich 125 Millionen Euro für Games vor.
Branchenübergreifende Förderungen des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus
Die vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus geförderten regionalen „Digital Hubs“ sind branchenübergreifend tätige Anlaufstellen für Unternehmen zum Thema Digitalisierung und KI, und können auch von Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft genutzt werden. Als Informations-, Vernetzungs-, Erprobungs- und Experimentierräume bieten die regionalen Digital Hubs die Möglichkeit, sich über die Digitalisierung zu informieren, interdisziplinär und branchenübergreifend zu vernetzen sowie gemeinsam mit anderen Akteuren Digitalisierungsprojekte zu erproben und umzusetzen. Die regionalen Digital Hubs werden vom Wirtschaftsministerium bis Ende 2025 mit rund 10 Millionen Eurogefördert.
Auch die branchenoffenen Förderprogramme des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus „Digitalisierungsprämie Plus“ und „Innovationsgutscheine“ sind branchenübergreifend und stehen damit auch der Kultur- und Kreativwirtschaft offen. Mit der Digitalisierungsprämie wurden (bis einschließlich 30. Juni 2025) Digitalisierungsprojekte und Maßnahmen zur Verbesserung der IT-Sicherheit in Unternehmen aller Branchen mit bis zu 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie bei Angehörigen freier Berufe gefördert. Seit dem ersten Modellversuch im Jahr 2017 wurden mit der Digitalisierungsprämie über 27.000 Digitalisierungsvorhaben im Umfang von rund 740 Millionen Euro ausgelöst. Über die Hälfte der antragstellenden Unternehmen hat weniger als 10 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus hat seine Anstrengungen im Bereich der Innovationsförderung in den vergangenen Jahren branchenübergreifend stark ausgebaut. So konnten mit dem Förderprogramm „Invest BW“ bisher über 800 Projekte mit einem Gesamtvolumen von über 900 Millionen Euro und einer Fördersumme von rund 330 Millionen Euro realisiert werden. Über die Hälfte der bewilligten Fördermittel gingen bisher an Start-ups sowie kleine und mittlere Unternehmen. Diese Förderangebote werden regelmäßig auch von Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft in Anspruch genommen. Parallel zum Metaverse-Kongress am 8. Mai 2025 wurde zudem der Invest BW-Aufruf mit einem Schwerpunkt zu „Virtuelle Welten, Digitale Zwillinge, Blockchain und Cybersicherheit“ gestartet, für den bis zu 16 Millionen Euro Fördersumme bereitstehen, und der sich insbesondere auch an Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft richtet. Der Förderaufruf endete am 08. Juli.