"Die Fachkräfte-Allianz vereint erstmals in Baden-Württemberg alle Partner, die an der Sicherung des Fachkräfteangebots für die mittelständische Wirtschaft im Land mitarbeiten. Und erstmals haben wir uns auf einen Zielkatalog mit zehn Handlungsfeldern geeinigt“, erklärte Finanz- und Wirtschaftsminister Dr. Nils Schmid nach der Unterzeichung des Bündnispapiers zur Gründung der Allianz für Fachkräfte in Esslingen. „Die Landesregierung bringt sich in die Allianz beispielsweise mit der beschlossenen Verdreifachung der Landesmittel für die Kleinkindbetreuung ein, mit der wir die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für junge Eltern entscheidend voranbringen. Auch mit dem Landesprogramm für gute und sichere Arbeit liefert die Landesregierung einen wichtigen Baustein, weil am Arbeitsmarkt besonders benachteiligte Zielgruppen für die Fachkräftesicherung gewonnen werden können. Neue Akzente werden wir im Bereich der Zuwanderung hochqualifizierter ausländischer Fachkräfte setzen“, so Schmid.
"Manch konjunktureller Trend ist temporär, doch der Rückgang an qualifizierten Fachkräften wird uns dauerhaft beschäftigen“, sagte Professor Dr. Dieter Hundt, Präsident der Landesvereinigung Baden-Württembergischer Arbeitgeberverbände. „Daher bedarf es solch einer konzertierten Aktion, um dem absehbar sich verstärkenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken.“ Für den Erfolg der Allianz werde es entscheidend darauf ankommen, Schwerpunkte zu definieren und konkrete Maßnahmen und Ziele zu verabreden, so Hundt.
Der DGB-Vorsitzende Nikolaus Landgraf hob hervor, „dass die Fachkräfte-Allianz den Menschen in den Mittelpunkt stellt.“ Mit der Verstärkung der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in den Arbeitsmarkt, der Erhöhung der Beschäftigung von älteren Personen und Frauen – gemessen an den konkreten Ausgangswerten des Jahres 2010 – setze sich die Fachkräfteallianz ehrgeizige, aber schon lange notwendige Ziele. Landgraf betonte, dass „die Fachkräfteallianz zudem mit dem Vorsatz, vor allem Langzeitarbeitslosigkeit abzubauen und das Vollzeitbeschäftigungsniveau zu erhöhen, wichtige arbeitsmarktpolitische Akzente setzt.“
Hundt und Landgraf erhoffen sich vor allem Impulse für die bessere Anerkennung ausländischer Qualifikationen, für das Lernen im Arbeitsprozess, für die Einrichtung berufsbegleitender Studiengänge, für die Nachqualifikation von An- und Ungelernten sowie für die Zuwanderung von ausländischen Fachkräften.
„Mit der Fachkräfte-Allianz beginnen wir nicht bei Null, denn alle Allianzpartner setzen schon heute erfolgreich Maßnahmen um. Vielmehr wollen wir Synergien heben und neue Ideen zur Fachkräftesicherung gemeinsam ausprobieren - zum Beispiel spanische Ingenieure zusammen mit der Wirtschaftsförderung für die Region Stuttgart gewinnen. Um gezielter vorgehen zu können, setzen wir auf regionale Fachkräfte-Allianzen“, sagte Eva Strobel, Leiterin der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit. Eine weitere erfolgreich arbeitende regionale Netzwerkpartnerschaft finden wir in Heilbronn, die Sozialpartner sichern dort den Fachkräftebedarf in der Metall- und Elektroindustrie. „Der Arbeitsmarktmonitor der Arbeitsagenturen unterstützt die Regionen und sorgt für Transparenz – er bringt Wissen und Menschen zusammen“, so Strobel.
Dr. Peter Kulitz, Präsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags, betonte: „Ein wesentliches Potenzial für den Fachkräftemarkt liegt bekanntlich bei den Frauen und damit heißt der Schlüssel Kinderbetreuung. Es gilt, möglichst rasch für mehr Ganztagesschulen zu sorgen und die Ganztagesbetreuung in Kindergärten und Kitas auszubauen.“ Wesentlich sei es dabei, dem Bedürfnis berufstätiger Eltern nach Flexibilität nachzukommen, so Kulitz.
Der Präsident des Baden-Württembergischen Handwerkstags (BWHT), Joachim Möhrle, bezeichnete es als einen ersten wichtigen Schritt, dass die Probleme und Herausforderungen der Fachkräftesicherung in der Vereinbarung klar benannt wurden. Jetzt beginne aber die eigentliche Arbeit. „Denn sonst tritt mit steigender Arbeitslosigkeit und sich verschärfendem Fachkräftemangel der schlechteste Fall ein.“ Er erwarte sich Lösungsansätze, wie in Zukunft der wachsende Fachkräftebedarf im Handwerk gesichert werden kann.
Die Allianzpartner verfolgen gemeinsam zehn Ziele, mit der das Fachkräfteangebot für die mittelständische Wirtschaft gesichert werden soll. Eine Evaluierung der Zielerreichung soll jährlich auf Grundlage der Ausgangswerte des Jahres 2010, die es zu verbessern gilt, erfolgen. Zu berücksichtigen ist dabei, dass nachhaltige Fortschritte Zeit benötigen. Die Fachkräfte-Allianz wird sich in der ersten Sitzung nach der Gründung mit der Frage eines gemeinsamen Aktionsprogramms befassen.
Die Ziele der Fachkräfte-Allianz sind:
- Berufliche Ausbildung verstärken
- Berufliche Weiterbildung ausbauen
- Beschäftigung von Frauen steigern
- Beschäftigung älterer Personen erhöhen
- Personen mit Migrationshintergrund stärker in den Arbeitsmarkt
integrieren - Arbeitslosigkeit, insbesondere Langzeitarbeitslosigkeit, abbauen
- Vollzeitbeschäftigungsniveau erhöhen
- Beschäftigtenzahl im Mangelberuf Ingenieurwesen steigern
- Gezielte Zuwanderung
- Regionale Fachkräfteallianzen gründen