Ausbildungsmarkt

Ausbildungsmarkt stabil – Zahl der Menschen aus Hauptasylherkunftsländern in Ausbildung erneut angestiegen

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Die Partner des baden-württembergischen Ausbildungsbündnisses haben beim Spitzengespräch zur Ausbildungssituation heute (12. November) in Stuttgart unter Leitung von Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut über den Ausbildungsmarkt 2018 diskutiert.

Wirtschafts- und Arbeitsministerin Hoffmeister-Kraut: „Ein stabiler Ausbildungsmarkt ist angesichts unseres großen Bedarfs an Fachkräften eine wichtige, positive Entwicklung. Zum 30. September 2018 gibt es ein leichtes Plus gegenüber 2017 von 850 neuen Ausbildungsverträgen in Industrie, Handel, Dienstleistungen und Freien Berufen. Im Handwerk liegt die Zahl auf dem Vorjahresniveau. Unter den neuen Auszubildenden sind erneut mehr junge Menschen aus den Hauptasylherkunftsländern. Das freut mich sehr, denn eine Ausbildung ist ein hervorragender Weg zur Integration in Beruf und Gesellschaft.“

Die Zahl der neuen Ausbildungsverträge mit Auszubildenden aus den acht Hauptasylherkunftsländern plus Gambia ist zum Start des Ausbildungsjahres im Herbst 2018 auf 2.911 angestiegen (Vorjahr 2.387, +22 Prozent). Diese jungen Menschen absolvieren ihre Ausbildung zu etwa gleichen Teilen in Handwerk (1.476) sowie Industrie und Handel (1.435, Quelle: BWIHK, BWHT).

Ausbildungsbilanz 2018
Zur aktuellen Ausbildungsmarktsituation legte die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit ihre Ausbildungsbilanz 2018 (Stichtag 30. September 2018) vor:

Von Oktober 2017 bis September 2018 wurden den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern in gemeinsamen Einrichtungen insgesamt 82.089 (+4,2 Prozent) Berufsausbildungsstellen gemeldet. Die Zahl der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber hat sich, aufgrund rückläufiger Schulabgängerzahlen im Vergleich zum Vorjahr um 1,7 Prozent verringert. Seit Beginn des Beratungsjahres am 1. Oktober 2017 haben insgesamt 66.240 Bewerberinnen und Bewerber die Ausbildungsvermittlung der Agenturen und der Jobcenter bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle in Anspruch genommen. Das waren 1.161 weniger als im Vorjahreszeitraum. Rund jede zweite gemeldete Bewerberin bzw. jeder zweite gemeldete Bewerber mündete in eine Berufsausbildung (52,2 Prozent) ein.

Die Zahl der Bewerber aus den Entlassklassen der Vorjahre (sogenannte Altbewerber) ist im Vergleich zum Vorjahr um 1,0 Prozent auf 25.370 gesunken. Unter allen Ausbildungsplatzsuchenden waren 4.009 Bewerberinnen und Bewerber 25 Jahre oder älter. Über einen Hauptschulabschluss verfügten 22,9 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber, wovon 52,5 Prozent einen Ausbildungsvertrag unterschrieben haben.

Aus dem Personenkreis geflüchteter Menschen kommen immer mehr junge Menschen auf dem Ausbildungsmarkt an. Von Oktober 2017 bis September 2018 waren es 4.994 Bewerberinnen und Bewerber (+40 Prozent) im Kontext Flucht, die mit Unterstützung einer Agentur für Arbeit oder eines Jobcenters eine Berufsausbildung suchten. Davon konnten 2.129 (+30,7 Prozent) eine Berufsausbildung beginnen.

Am Ende des Berufsberatungsjahres waren noch 1.062 Bewerberinnen und Bewerber (+8,6 Prozent) vollständig unversorgt, dies sind 84 mehr als im Vorjahr. Zusätzlich suchen noch weitere 8.185 junge Menschen eine Ausbildungsstelle. Sie haben aktuell nur eine in ihren Augen zweitbeste Alternative (beispielsweise Schule oder Arbeit) angenommen.

Der Ausbildungsmarkt bleibt rein rechnerisch ein „Bewerbermarkt“: 8.975 unbesetzte Ausbildungsstellen (+17,2 Prozent) stehen 9.247 Ausbildungssuchenden gegenüber. Das entstehende Delta nahm im Vergleich zum Vorjahr von 1.895 auf 272 Jugendliche ab. In einzelnen Berufen, Branchen und Regionen zeigen sich Ungleichgewichte.

Auslandspraktika im Rahmen der betrieblichen Ausbildung
Das Schwerpunktthema des Spitzengesprächs waren Auslandspraktika von Auszubildenden. „Gerade im Exportland Baden-Württemberg brauchen wir Fachkräfte mit Fremdsprachenkenntnissen und interkulturellen Erfahrungen. Wir wollen deshalb, dass schon in der Ausbildung durch Auslandpraktika der Grundstein dafür gelegt wird“, so die Ministerin. Das Wirtschaftsministerium hat dazu eine Broschüre „Neugierig auf Europa? – Programme für Auszubildende“ veröffentlicht.
Auslandspraktika zu befördern ist auch das Ziel der von Land und Wirtschaft geförderten Servicestelle Go.for.europe. Diese feiert 2018 ihr 10-jähriges Jubiläum und organisiert Auslandsaufenthalte und unterstützt Betriebe und Auszubildende. Getragen wird Go.for.europe gemeinsam vom BWIHK, vom Baden-württembergischen Handwerkstag und vom Arbeitgeberverband Südwestmetall.
5,1 Prozent der Absolventen, die 2017 ihre Ausbildung in Baden-Württemberg beendet haben, führen im Rahmen ihrer Ausbildung einen Auslandsaufenthalt durch (Quelle: Studie Auslandsaufenthalte in der Berufsausbildung 2017, Nationale Agentur beim Bundesinstitut für Berufsbildung, 2018).
Die Studie kommt außerdem bundesweit zu folgenden Ergebnissen:

  • Die Zahl der Auszubildenden mit Auslandserfahrungen hat sich seit 2010 verdoppelt.
  • Hauptziel ist Großbritannien, gefolgt von den Niederlanden und von Frankreich.
  • Überdurchschnittlich vertreten sind Auszubildende aus den Berufen des Tourismus, der Hotel- und Gaststättenbranche, in IT-Berufen und Elektroberufen sowie im Beruf Industriekaufmann/frau.
  • Die Mehrzahl der Auszubildenden mit Auslandserfahrung kommt aus kleinen und mittleren Unternehmen (63 Prozent).
  • Betriebe sehen positive Wirkungen vor allem in der Stärkung der persönlichen Kompetenzen wie Motivation, Selbstständigkeit, Verantwortungsbereitschaft und Selbstbewusstsein, d. h. die berufliche Handlungsfähigkeit wird gestärkt.
  • Auslandsaufenthalte sind nach Ansicht der Betriebe auch ein Plus im Ausbildungsmarketing und machen die Berufsausbildung insgesamt attraktiver.

Die Partner des Ausbildungsbündnisses haben sich zum Ziel gesetzt, die Anzahl der EU geförderten Auslandspraktika von Auszubildenden aus Baden-Württemberg von 1.600 (2013) auf 2.500 (2018) zu steigern. Dieses Ziel konnte bereits im Jahr 2017 mit 2.641 Auslandspraktika erreicht werden. Ministerin Hoffmeister-Kraut: „Das ist sehr erfreulich. Wir wollen aber, dass noch mehr Auszubildende Auslandserfahrungen sammeln. Davon profitieren sowohl die Betriebe als auch die Auszubildenden.“

Statements der Bündnispartner
Christian Rauch, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit: „Die Schere zwischen gemeldeten Bewerbern und Ausbildungsstellen geht weiter auseinander. Wenn wir den Ausbildungsmarkt in Baden-Württemberg rein rechnerisch betrachten, ist er aus Bewerbersicht unverändert gut und einer der günstigsten in Deutschland. Betrachtet man die Regionen im Land, so zeigen sich deutlich regionale Unterschiede. Aufgrund der steigenden Nachfrage der Arbeitgeber könnte eine höhere Mobilität der Jugendlichen die Chance auf einen Ausbildungsplatz, vielleicht sogar im Wunschberuf, deutlich erhöhen.“

„Der Fokus, den Baden-Württemberg auf die berufliche Bildung legt, zahlt sich aus. Wir betonen immer, dass akademische Bildung und berufliche Bildung absolut gleichwertig sind“, so der Staatssekretär im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, Volker Schebesta MdL. Zum Schuljahresbeginn 2018/2019 konnten die beruflichen Schulen insgesamt 60.913 Berufsanfänger und damit ein Plus von 1.514 Auszubildenden gegenüber dem letzten Jahr verzeichnen. „Das Plus von 2,5 Prozent bei den Berufsanfängern an den beruflichen Schulen insgesamt ist sehr erfreulich und unterstreicht den Stellenwert der beruflichen Bildung in Baden-Württemberg“, erläutert Volker Schebesta MdL. Ebenfalls positiv bewertet der Staatssekretär im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport die Stärkung der beruflichen Orientierung an den allgemeinbildenden Schulen durch verschiedene Maßnahmen, die ihren Beitrag zu der stabilen Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt leisteten. Als Beispiel erwähnt Volker Schebesta MdL die intensivierte Zusammenarbeit zwischen beruflichen Schulen sowie Haupt- und Werkrealschulen im Rahmen des Projekts ‚Werkstatttage‘. „Mit der Stärkung der beruflichen Orientierung durch das Fach Wirtschaft/Berufs- und Studienorientierung im nach oben aufwachsenden Bildungsplan werden die Schülerinnen und Schüler zukünftig einen noch besseren Überblick über die Vielzahl an Möglichkeiten erhalten, die ihnen offenstehen und diese noch zielgerichteter nutzen können“, blickt der Staatssekretär im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport optimistisch in die Zukunft.

Marjoke Breuning, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart, der für Ausbildungsfragen beim Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) zuständigen IHK: „Das Engagement der Kammern, Verbände und Unternehmen trägt Früchte: Die Ausbildungszahlen in vielen Berufen sind stabil oder sogar leicht gestiegen und immer mehr junge Leute mit Studienberechtigung entscheiden sich für eine Berufsausbildung. Wir freuen uns, dass sich herumspricht, welche tollen Perspektiven die Ausbildung bietet. Die Möglichkeit für einen Auslandsaufenthalt schon während der Lehrzeit ist dafür ein tolles Beispiel.“

Die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Baden-Württemberg, Gabriele Frenzer-Wolf, bezeichnete es als erfreulich, dass das Angebot an Ausbildungsplätzen gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen sei. „Gleichzeitig ist die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber nahezu konstant geblieben. Dies zeigt, dass eine duale Ausbildung für junge Menschen weiterhin attraktiv ist. Sorgen bereitet jedoch, dass noch immer fast 9.250 Bewerberinnen und Bewerber entweder nur eine Alternative zur regulären Ausbildung (8.185) oder gar keine Alternative hatten (1.062). Hier müssen alle Beteiligten die Anstrengungen erhöhen, diesen jungen Menschen einen guten Start ins Berufsleben zu ermöglichen.“ Frenzer-Wolf bekräftigte den Appell des DGB an die Arbeitgeber, die Qualität der Ausbildung zu erhöhen. „Lehrstellen bleiben dort unbesetzt, wo die Ausbildung unattraktiv ist oder wo die späteren Berufsperspektiven nur mäßig sind. Es spricht sich herum: Wer permanent Überstunden machen muss, nur Regale auffüllt oder umgekehrt als Azubi allein den Laden schmeißen muss, wird für seinen Lehrberuf nicht die Werbetrommel rühren.“

 

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