Kurzarbeit

Baden-württembergische Wirtschaft fordert von Bund massive Erleichterungen beim Kurzarbeitergeld – Gemeinsamer Brief an Bundesarbeitsminister Heil

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Ministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut (Bild: © Martin Stollberg)

„Wegen der schwierigen außenwirtschaftlichen Situation, dem Handelsstreit zwischen China und den USA und dem Brexit kämpfen vor allem exportorientierte Betriebe überall im Land mit zum Teil erheblichen Auftragseinbrüchen“, sagte Wirtschafts- und Arbeitsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut heute  in Stuttgart. Baden-Württemberg sei mit seinem hohen Industrieanteil besonders betroffen. Dies mache sich bereits jetzt in einem starken Anstieg der Kurzarbeit bemerkbar. „Die Betriebe müssten jetzt wissen, wie es weitergeht und was sie tun können, um diese schwierige Phase mit möglichst kompletter Belegschaft zu überstehen. Wir brauchen großzügige Regelungen, um möglichst viele Arbeitsplätze zu sichern. Der Bundesgesetzgeber muss jetzt schnell handeln, damit die Unternehmen Planungssicherheit haben“, betonte Hoffmeister-Kaut.

Gemeinsam mit den Spitzen des VDMA Baden-Württemberg, des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, der IG Metall Baden-Württemberg, des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages, des Baden-Württembergischen Handwerkstages sowie der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit hat das Ministerium einen baden-württembergischen Forderungskatalog erarbeitet und diesen in einem gemeinsamen Schreiben an Bundesarbeitsminister Hubertus Heil gerichtet.

Das Papier geht auf das Spitzengespräch zur Konjunkturentwicklung am 16. September 2019 zurück, bei dem die Erarbeitung einer baden-württembergischen Position zur Erleichterung beim Kurzarbeitergeld vereinbart worden war. 

„Wir erwarten, dass Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, der ein Gesetz zur Reform beim Kurzarbeitergeld und der beruflichen Qualifizierung vor wenigen Tagen angekündigt hat, die baden-württembergischen Forderungen schnellstmöglich aufgreift und damit seinen Teil dazu beiträgt, möglichst viele Arbeitsplätze in den betroffenen Branchen zu erhalten“, so Hoffmeister-Kraut. Auch über die Wirtschaftsministerkonferenz wolle sich Baden-Württemberg für massive Erleichterungen einsetzen. Entscheidend sei, dass man keine Zeit verliere und die Bundesregierung rasch handle: Im Zentrum der Forderungen stehen dabei deutlich abgesenkte Zugangsvoraussetzungen, eine auf 24 Monate verlängerte Bezugsfrist und großzügige Regelungen zur Übernahme von Sozialversicherungsabgaben durch die Bundesagentur für Arbeit. Diese Erleichterungen haben sich schon während der großen Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 bewährt. Daneben zielen die gemeinsamen Forderungen auf eine verbesserte, den heutigen Anforderungen angepasste Kombination von Kurzarbeitergeld und Qualifizierung ab.

„Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die wegen mangelnder betrieblicher Auslastung momentan nicht zu hundert Prozent gebraucht werden, müssen die Chance erhalten, sich in dieser Zeit sinnvoll weiterqualifizieren zu können“, so die Ministerin weiter. Gerade aufgrund der Transformation der Wirtschaft im Bereich der Digitalisierung oder der Mobilität, müsse die gezielte Weiterbildung und der Aufbau neuen Knowhows gefördert werden, sagte die Ministerin: „So lassen sich konjunkturelle und strukturelle Maßnahmen optimal verknüpfen.“

Statements der Partner des Spitzengesprächs Konjunktur

Dr. Dietrich Birk, Geschäftsführer VDMA Baden-Württemberg: „Angesichts der Auftragsflaute im baden-württembergischen Maschinenbau wird die Kurzarbeit als Instrument der flexiblen Personalanpassung in den kommenden Monaten deutlich zunehmen. Für die Unternehmen hat dabei oberste Priorität, Kündigungen zu vermeiden. Wir fordern daher Bundesarbeitsminister Heil dringend auf, die Vorschläge zur Erleichterung beim Kurzarbeitergeld aufzugreifen und die Unternehmen zu entlasten. Vor allem eine auf 24 Monate verlängerte Bezugsfrist und die Übernahme der Sozialversicherungsbeiträge erhöhen die Planungssicherheit. Sie ermöglichen zudem eine bessere Verzahnung von Kurzarbeit und Qualifizierung.“

Dr. Stefan Wolf, Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Südwestmetall: „Jeder Tag, an dem die von uns geforderten Regelungen zum Kurzarbeitergeld nicht in Kraft gesetzt werden, ist ein verlorener Tag: für die Beschäftigten und die Sicherung ihrer Arbeitsplätze, für die Fachkräftesicherung und auch für die Zuversicht, dass wir nach Ende des Konjunkturtiefs ähnlich schnell erstarken wie nach der letzten Krise 2008/2009. Dass es sinnvoll ist, Kurzarbeit mit mehr Qualifizierung zu verbinden, hat auch die letzte Krise gezeigt. Klar ist aber, dass sich jegliche Weiterbildung am Bedarf der Betriebe orientieren muss – und nicht dazu dienen darf, notwendige Strukturanpassungen zu verhindern.“

Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter IG Metall Baden-Württemberg: „Es geht darum, allen Beschäftigten eine Perspektive zu geben und Arbeitsplatzabbau zu vermeiden – nur so können wir die doppelte Herausforderung aus Wandel der Arbeitswelt und einer schwächeren Konjunktur meistern. Dafür müssen Politik, Unternehmen und Gewerkschaften gemeinsam für sichere Beschäftigung einstehen. Erweiterte Kurzarbeit ist ein wichtiges Instrument, um Schwächephasen zu überbrücken, wir brauchen aber auch Möglichkeiten zur Qualifizierung ganzer Belegschaften. Personalabteilungen und Betriebsräte stellt das vor eine große Gestaltungsaufgabe. Die grundsätzlichen Ideen für ein Arbeit-von-Morgen-Gesetz geben die Richtung vor, wie Politik den Strukturwandel gestalten sollte.“

Christian Rauch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit: „Der Bundesagentur für Arbeit stehen mit den Regelungen zur Kurzarbeit und dem Qualifizierungschancengesetz schon jetzt Instrumente zur Verfügung, um Betriebe und Beschäftigte in Baden-Württemberg bei konjunkturellen Auftragsschwankungen und der Bewältigung des Strukturwandels zu unterstützen. Die betriebliche Beratungspraxis zeigt jedoch, dass die Verbindung beider Fördermöglichkeiten kaum gelingt. Hier wären Erleichterungen und Vereinfachungen sinnvoll. In den Beratungsgesprächen ist auch regelmäßig die Frage nach einer teilweisen oder vollständigen Übernahme der zusätzlichen Sozialversicherungsabgaben durch die Bundesagentur für Arbeit, etwa bei Qualifizierung während Kurzarbeit von hoher Relevanz, damit Entlassungen möglichst lange vermieden werden können. Hier wäre frühzeitige Planungssicherheit für die Beratung der Betriebe und deren Entscheidung wünschenswert.“

Gemeinsame Forderungen zur Erleichterung beim Kurzarbeitergeld (PDF)

Weitere Meldungen

Eine Hand hält eine Glühbirne in die Höhe
familyNET 4.0

familyNET 4.0: Wettbewerb für moderne Unternehmenskultur geht in die siebte Runde

„familyNET 4.0 – Der Wettbewerb für eine moderne Unternehmenskultur“ geht in die nächste Runde.

Wort-Bild-Logo der Kampagne Start-up BW. (Bild: Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg)
Startup BW

Acht neue Unternehmen im Förderprogramm Start-up BW Pre-Seed

Auch 2025 unterstützen das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus und die L-Bank innovative junge Unternehmen mit dem Programm Start-up BW Pre-Seed in einer sehr frühen Phase ihrer Existenz.

Frau mit KI Brille
Metaverse-Kongress

Beratung zu Metaverse-Technologien, Förderprogrammen und Cybersecurity

Beim großen Metaverse-Kongress „Virtuelle Welten – Chancen im Metaverse erleben“ gibt es für Unternehmen kostenlose Beratungsangebote in den Bereichen staatlicher Förderprogramme, Metaverse-Technologien und Cybersecurity.

Delegationsreise Slowenien
Delegationsreise

Wirtschaftsstaatssekretär reist nach Slowenien

Dr. Patrick Rapp, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, reist heute (15. April) zur Unterzeichnung einer interministeriellen Absichtserklärung nach Ljubljana/Slowenien.

Start-up Idea Cup Bodensee
Start-up BW

Idea Cup Bodensee

Idea Cup Bodensee: LeafSync aus Konstanz zieht ins Landesfinale des „Start-up BW Elevator Pitch 2024/2025“ ein.

Fahne des Landes Baden-Württemberg
Zollpolitik

Baden-Württemberg setzt auf Freihandel und ein starkes Europa

Die Zollpolitik der USA gefährdet die Weltwirtschaft.

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Zumeldung

Zumeldung zur Pressemitteilung der EnBW: Klimaneutraler Umbau des Energiesystems

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut äußert sich anlässlich der Veröffentlichung der Studie „Systemkostenreduzierter Pfad zur Klimaneutralität im Stromsektor 2040“ der EnBW (durchgeführt von Aurora Energy Research).

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Förderaufruf

Große Resonanz auf Förderaufruf zur Stärkung des Technologietransfers

Der am 6. Dezember 2024 veröffentlichte Förderaufruf „Praxissprints“ ist auf großes Interesse gestoßen.

Das Logo des Projekts „Handel 2030“.
Handel 2023

Förderaufruf „Intensivberatung Zukunft Handel 2030"

Mit dem heute veröffentlichten Förderaufruf werden Träger gesucht, die landesweit Intensivberatungen für kleine und mittlere Unternehmen aus dem Handel in den Themenfeldern Digitalisierung, Strategie, Übergabe und Nachhaltigkeit anbieten.

Besuch der Hannover Messe
Wirtschaftsstandort

Baden-Württemberg gewinnt Forschungseinrichtung imec

Neue Partnerschaft ermöglicht ein innovatives Netzwerk mit Partnern aus Wissenschaft und Industrie zur Stärkung der digitalen Souveränität Europas.

Besuch der Hannover Messe - Messetag 1
Hannover Messe

Innovationstreiber Baden-Württemberg präsentiert sich auf der Hannover Messe

Vom 31.03. bis 04.04.2025 präsentieren auf der Weltleitmesse der Industrie rund 4.000 Aussteller.

Glühbirne / © seabass creatives / Unsplash
Arbeitsmarkt

Arbeitsmarktzahlen März 2025

Leichter Rückgang der Arbeitslosigkeit – doch Frühjahrsbelebung bleibt aus.

Mikrochip / ©Rutkovski.by
Datenstrategie

Entwicklung einer Datenstrategie für Baden-Württemberg

Um Datenschätze für Baden-Württemberg nachhaltig zu heben und zu nutzen erarbeitet die Landesregierung unter Koordinierung des Ministeriums des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen aktuell eine landesweite Datenstrategie.

Mensch und Roboter begrüßen sich, indem Sie die Knöchel aneinanderdrücken.
Robotik

Positionspapier „Intelligente Robotik der Zukunft“ veröffentlicht

Weichenstellung für die Zukunft: Mit dem Positionspapier „Intelligente Robotik der Zukunft“ positioniert sich Baden-Württemberg als Innovationsstandort für intelligente Mensch-Roboter-Systeme.

AdobeStock_294558695
Tourismus

Tourismusinfrastrukturprogramm 2025

Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus hat die Maßnahmen bekannt gegeben, die 2025 aus dem Tourismusinfrastrukturprogramm (TIP) des Landes gefördert werden können.