Um mehr Jugendliche für die betriebliche Ausbildung zu begeistern, fördert das Wirtschaftsministerium neun innovative Projekte zur Digitalisierung der beruflichen Orientierung und der überbetrieblichen Ausbildung mit einer Million Euro.
„Wir müssen längerfristig sowohl noch mehr Jugendliche als auch mehr kleine und mittlere Unternehmen für die Berufsausbildung gewinnen und erfolgreich zusammenbringen. Dabei kann die Digitalisierung einen wichtigen Beitrag leisten. Die Jugendlichen sind ‚digital Natives‘. Sie erwarten eine digitale Ansprache und digitale Inhalte in der Ausbildung – und das nicht nur im Kontext der Corona-Pandemie“, sagte Arbeits- und Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut in Stuttgart.
Mit dem Programm „Berufsausbildung 4.0“ reagiert das Wirtschaftsministerium darauf, dass sich in den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 weniger Jugendliche für eine berufliche Ausbildung entschieden haben. Ein Grund wird darin gesehen, dass Corona-bedingt das zweite Jahr in Folge viele traditionelle Maßnahmen der beruflichen Orientierung nicht oder nur eingeschränkt stattfinden konnten, so dass die Jugendlichen nicht ausreichend mit Ausbildungsbetrieben in Kontakt kamen. Auch die während der Corona-Pandemie neu aufgesetzten digitalen Formate, wie virtuelle Ausbildungsmessen, wurden bislang eher verhalten angenommen. Zudem nehmen insbesondere kleine Betriebe aufgrund des organisatorischen und zeitlichen Aufwands oft nicht an den Aktivitäten zur Berufsorientierung teil. „Mit den innovativen Projekten tragen wir dazu bei, dass sowohl Jugendliche als auch kleine Unternehmen verstärkt an digitalen Formaten der beruflichen Orientierung teilhaben. Wir machen die Berufsausbildung digitaler und attraktiver“, betonte Hoffmeister-Kraut.
So sollen Ausbildungsberufe auch online greifbar gemacht werden, etwa mit Hilfe der Digitalisierung und neuer Elemente wie Virtual Reality oder Gamification und durch den Einsatz von Bodycams. Gegenstand der Digitalisierungsprojekte sind beispielsweise hybride Berufsorientierungswochen mit virtuellen Unternehmensbesuchen im Schulunterricht, virtuelle Lehrgänge, die eine standortübergreifende überbetriebliche Ausbildung in den Bildungsstätten ermöglichen, sowie der Aufbau eines Smart Home Labors, das erlebbar macht, wie attraktiv und zukunftsfähig die Ausbildungsberufe im Handwerk sind. „Auch eine innovative überbetriebliche Berufsausbildung mit digitalen Lerninhalten macht die berufliche Ausbildung für die Jugendlichen attraktiver,“ zeigte sich Hoffmeister-Kraut überzeugt. Mit den Projekten werden 2.300 Auszubildende in der überbetrieblichen Ausbildung sowie 150 insbesondere kleine und mittlere Unternehmen der Bauwirtschaft, der Industrie und des Handels sowie des Handwerks erreicht. „Überbetriebliche Ausbildungslehrgänge in den Bildungsstätten der Wirtschaft sichern die hohe Qualität der beruflichen Ausbildung. Sie werden fortlaufend an neue Berufsfelder und technische Entwicklungen angepasst und vermitteln Ausbildungsinhalte, die beispielsweise in kleinen oder spezialisierten Betrieben nicht erlernt werden können. Dadurch sind auch diese Betriebe in der Lage, qualifizierte Nachwuchskräfte auszubilden“, erläutert die Ministerin die Wichtigkeit der überbetrieblichen Ausbildung.
Berufsausbildung 4.0 – Innovation in der digitalen beruflichen Orientierung und in der digitalen überbetrieblichen Berufsausbildung: Geförderte Projektträger 2022
Projektträger | Schwerpunkt | Fördersumme in Euro |
BBQ Bildung und Berufliche Qualifizierung gGmbH | Digitalisierung in der beruflichen Orientierung | 123.100 |
Entwicklung einer App und Einbettung in ein hybrides Gesamtangebot zur Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler. In der Projektphase sollen rund 300 Schülerinnen und Schüler sowie 60 Unternehmen erreicht werden.
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Berufsförderungsgesellschaft des baden-württembergischen Stuckateurhandwerks mbH Leonberg | Digitalisierung in der überbetrieblichen Ausbildung | 65.400 |
Weiterentwicklung und Erprobung eines digitalen Lehr- und Lernsystems für die überbetriebliche Ausbildung im Stuckateurhandwerk. In der Projektphase sollen 160 Auszubildende erreicht werden.
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BWHM GmbH - Beratungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft für Mittelstand und Handwerk | Digitalisierung in der beruflichen Orientierung | 39.000 |
Weiterentwicklung der Lernsoftware MeisterPOWER zur Berufsorientierung im Handwerk für Schülerinnen und Schüler. Die Software wird bereits von über 25.000 Schülerinnen und Schülern in Baden-Württemberg genutzt.
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GARP Bildungszentrum e. V. Plochingen | Digitalisierung in der überbetrieblichen Ausbildung | 138.800 |
Implementierung und Erprobung digitaler Tools (z. B. Body-Cams und Smartboards) für die standortübergreifende Kollaboration und Interaktion in der überbetrieblichen Ausbildung. In der Projektphase sollen 300 Auszubildenden aus 75 Unternehmen erreicht werden.
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Handwerkskammer Freiburg | Digitalisierung in der beruflichen Orientierung/überbetrieblichen Ausbildung | 86.900 |
Aufbau eines Smart-Home-Labors im Ausbildungszentrum der Handwerkskammer zur Berufsorientierung und zur überbetrieblichen Ausbildung in Smart-Home-Technologien. In der Projektphase sollen 240 Schülerinnen und Schüler und 100 Auszubildende erreicht werden.
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Handwerkskammer Karlsruhe | Digitalisierung in der beruflichen Orientierung/überbetrieblichen Ausbildung | 70.600 |
Weiterentwicklung und Erprobung einer Online-Werkstatt zu einer hybriden Maßnahme der beruflichen Orientierung für Schülerinnen und Schüler insbesondere im ländlichen Raum des Kammerbezirks. Zudem werden bei den überbetrieblichen Ausbildungslehrgängen der Handwerkskammer die Lernerfolgskontrollen digitalisiert.
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Handwerkskammer Konstanz | Digitalisierung in der überbetrieblichen Ausbildung | 200.000 |
Digitalisierung der überbetrieblichen Ausbildung an der Bildungsakademie Waldshut sowie Erstellung multimedialer Lernkanäle mit Fach-Tutorials und Erklär-Videos in fünf Berufsfeldern. In der Projektphase sollen bis zu 1.200 Auszubildende erreicht werden.
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Handwerkskammer Region Stuttgart | Digitalisierung in der überbetrieblichen Ausbildung | 117.700 |
Digitalisierung der überbetrieblichen Ausbildung im Handwerk mit dem Fokus auf eine Intensivierung der Lernortkooperation der überbetrieblichen Ausbildungsstätte mit Ausbildungsbetrieben und Berufsschulen. In der Projektphase sollen 130 Auszubildende erreicht werden.
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IHK-Bildungshaus der IHK Region Stuttgart | Digitalisierung in der überbetrieblichen Ausbildung | 186.600 |
Implementierung einer übergreifenden digitalen Lern- und Arbeitsplattform für die überbetriebliche Ausbildung in den Metall- und Elektroberufen. Zudem werden durch Schulungen die Medien- und Methodenkompetenz der Ausbilderinnen und Ausbildern sowie Auszubildenden in gewerblich-technischen Ausbildungsberufen ausgebaut. In der Projektphase sollen 170 Auszubildende und zehn Betriebe im Rahmen des Projekts erreicht. werden |
Weitere Hintergrundinformationen
Mit der Förderung setzt das Wirtschaftsministerium seine Anstrengungen für eine digitale Berufsausbildung fort. Zwischen 2017 und 2020 förderte das Wirtschaftsministerium sechs innovative Modellprojekte, die mit Hilfe der Digitalisierung insbesondere die Lernortkooperation von Berufsschule und Ausbildungsbetrieb intensivierten. Zudem wurden bereits zwischen 2018 und 2021 drei Modellprojekten zur Digitalisierung der überbetrieblichen Berufsausbildung gefördert.