Baden-Württembergs Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid startet am 4. September 2015 zu einer sechstägigen Wirtschaftsdelegationsreise in die Islamische Republik Iran. Ziel der Reise ist es, nach dem Abschluss des Atomabkommens vom Juli wirtschaftspolitische Beziehungen mit Iran wieder auf- und auszubauen. Dafür wird Schmid unter anderem Gespräche mit dem Ölminister, dem Energieminister und dem stellvertretenden Minister für Industrie, Bergbau und Handel führen. Auch auf Vertreter der Handelskammer und aus dem Finanzbereich wird er treffen, zudem stehen eine Kooperationsbörse sowie Besichtigungen von Firmen und Gründerzentren auf dem Programm. Begleitet wird der Minister von einer 67-köpfigen Delegation aus Wirtschaft, Politik und Medien. Es ist die erste politisch begleitete Wirtschaftsdelegationsreise aus einem Bundesland in den Iran nach Abschluss des Atomabkommens.
„Baden-Württemberg war vor dem Sanktionsregime ein wichtiger Handelspartner des Iran“, sagte Minister Schmid. Im Jahr 2004 wurden Waren im Wert von 474 Millionen Euro nach Iran exportiert, besonders gefragt waren Produkte aus dem Maschinen- und Anlagenbau, der Automobilbranche, chemische, elektronische und optische Erzeugnisse. „Daran möchten wir anknüpfen“, so der Minister. „Mit einer breit ausgebauten Industriebasis, dem Willen zur wirtschaftlichen Modernisierung und sehr gut ausgebildeten Menschen bieten sich im Iran viele Möglichkeiten für eine langfristige Zusammenarbeit mit baden-württembergischen Unternehmen, Institutionen, Stiftungen und wissenschaftlichen Einrichtungen.“
Für die Unternehmensvertreterinnen und -vertreter der Reisedelegation organisiert Baden-Württemberg International in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Iranischen Industrie- und Handelskammer in Teheran eine Kooperationsbörse. Dabei besteht die Möglichkeit, mit iranischen Unternehmen in Kontakt zu kommen. Im Zuge der Sanktionen hatten die Exporte aus Baden-Württemberg in den Iran im Wesentlichen auf Medizin, Pflegeprodukte und Ersatzteile beschränkt werden müssen. Deutsche Banken hatten den Zahlungsverkehr mit dem Iran weitestgehend eingestellt, weshalb für den Auf- und Ausbau von Handelsbeziehungen nun ein System zur Exportfinanzierung notwendig ist. Bis im Jahr 2014 waren die Exporte aus Baden-Württemberg in den Iran bis auf 220 Millionen Euro zurückgegangen.
In der Provinz Isfahan wird die Delegation aus Baden-Württemberg mit dem Generalgouverneur und mit Wirtschaftsorganisationen zusammenkommen. Zudem steht ein Besuch der Isfahan Science and Technology Town auf dem Programm, eines Verbunds von Wissenschaftsparks und Gründerzentren. „Als Delegation aus einem Bundesland wollten wir bewusst auch eine iranische Provinz einbeziehen“, betonte der Minister. „Durch die Städtepartnerschaft zwischen Freiburg und Isfahan gibt es bereits einen Bezug zu Baden-Württemberg.“
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Über Jahrzehnte hinweg haben Deutschland und der Iran enge Handelsbeziehungen gepflegt. Durch die Sanktionen war der Warenaustausch seit dem Jahr 2007 jedoch deutlich rückläufig. Nach dem im Juli 2015 abgeschlossenen Atom-Abkommen wird nun mit einem Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen gerechnet. Wirtschaftsverbände gehen davon aus, dass sich das Exportvolumen aus Deutschland von derzeit 2,4 Milliarden Euro innerhalb von zwei Jahren verdoppelt. Mittelfristig rechnen sie mit einer Steigerung auf 10 Milliarden Euro.
Wichtigster Wirtschaftszweig in Iran ist die Öl- und Gasindustrie. Auch die Automobilindustrie spielt eine wichtige Rolle. Um die iranische Wirtschaft zu modernisieren, sind Turbinen und Kraftwerke, Chemieprodukte, Konsumgüter und Technologien zur Ölexploration gefragt. Weitere Möglichkeiten für Unternehmen aus Baden-Württemberg gibt es im Automobilbau, in der Gesundheitswirtschaft sowie im Ausbau erneuerbarer Energien.