Das Tübinger Institut für angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) in Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim legte seine erste Quartalsprognose im laufenden Jahr für Baden-Württemberg vor.
Die Forscher erwarten für das laufende Jahr keine wesentlichen Wachstumsimpulse für das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP). Die IAW-Prognose basiert auf einem Modell, das in Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim mit Förderung des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus entwickelt wurde.
Nach der schwachen Wirtschaftsentwicklung des vergangenen Jahres erwarten die Forscher des IAW und der Universität Hohenheim auch für das laufende und die beiden Folgequartale keine nachhaltigen expansiven Impulse für die baden-württembergische Wirtschaft. Zwar wird betont, dass die Prognose mit einem hohen Grad an Unsicherheit verbunden sei, jedoch weisen Stimmungsindikatoren wie auch Konjunkturindikatoren des Produzierenden Gewerbes und der Dienstleistungssektoren eher auf Abwärtsrisiken hin. Beim Bruttoinlandsprodukt, als der Gesamtheit der wirtschaftlichen Leistung Baden-Württembergs, würde damit auch in diesem Jahr das Vor-Corona-Niveau nicht erreicht werden.
Ministerin Dr. Hoffmeister-Kraut sagte: „Seit etwa sechs Jahren ist die gesamtwirtschaftliche Entwicklung im Bund wie im Land blutarm. Insofern haben wir es nicht mit einer Wachstumsschwäche, sondern mit einer Wachstumskrise zu tun. Angesichts der aktuellen Konjunkturaussichten muss alles darangesetzt werden, dass sich die Krise nicht verfestigt.“ Die Ministerin führte aus, dass die preisbereinigte Wirtschaftsleistung im Land um ein gutes Zehntel über dem derzeitigen Niveau liegen würde, wenn die Wirtschaft auf einem mittelfristigen Wachstumspfad, wie dem zuletzt in den Jahren 2010 bis 2018 erreichten, geblieben wäre. Je länger die Wachstumskrise anhalte, umso höher würden unweigerlich die gesellschaftlichen Wohlfahrtsverluste ausfallen.
Hoffmeister-Kraut: „Aus dem Befund der Wachstumskrise folgt, dass wir nachhaltige und substanzielle Impulse brauchen, um die produktiven Kräfte zu entfesseln.“ Nun schlage die Stunde der Angebotspolitik, einer Politik, die Leistungsanreize setze und auf eine Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit sowie der Standortattraktivität abziele. Mehr als alles andere, so die Ministerin weiter, würde hier eine ambitionierte Unternehmenssteuerreform mit Absenkung der nominalen Gesamtsteuerbelastung von derzeit rund 30 Prozent auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau von 20 bis 25 Prozent, weiterhelfen.