Auftakt für die „Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg“: Baden-Württemberg will sich als Leitanbieter und Leitmarkt für Industrie 4.0 etablieren. Auf Initiative des Schirmherrn Wirtschaftsminister Nils Schmid kamen am 26. März 2015 mehr als 50 Partnerorganisationen zusammen, darunter Industrieverbände und Gewerkschaften, Kammern und Clusternetzwerke sowie Hochschulen und Forschungsinstitute, um die „Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg“ zu gründen. Sie unterzeichneten eine Kooperationsvereinbarung und brachten damit einen gemeinsamen Aktionsplan auf den Weg.
„Beim Aufbruch zur intelligenten Produktion der Zukunft hat die Wirtschaft in Baden-Württemberg ausgezeichnete Startvoraussetzungen“, sagte Schmid. „Hier ist das Zentrum des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus, hier sind Premium-Unternehmen der Automobilindustrie und ihre Zulieferer. Gemeinsam mit einem führenden Informations- und Kommunikationstechnik-Cluster deckt Baden-Württemberg die ganze Bandbreite von Technologien für die Produktion der Zukunft ab. Wir werden mit der Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg die Aufbruchsstimmung in der Wirtschaft stärken und die Rolle des Landes als führender Industrieausrüster sichern.“
Dabei ginge es mir vor allem darum, den kleinen und mittleren Unternehmen als wesentlichen Teilen der Wertschöpfungskette Orientierung zu geben und die Beschäftigten auf die kommenden Anforderungen vorzubereiten, so der Wirtschaftsminister.
Im Rahmen der Auftaktveranstaltung im Neuen Schloss in Stuttgart wurden wesentliche Eckpunkte des Arbeitsprogramms erläutert. Damit kleine und mittlere Unternehmen nicht von der Entwicklung zu hochkomplexen vernetzten Produktionssystemen abgekoppelt werden, wird es eine wesentliche Aufgabe der Allianz sein, diese Unternehmen in regionalen Veranstaltungen zu informieren und mit Best-Practice-Beispielen zu eigenen Aktivitäten zur Implementierung von Industrie 4.0 zu motivieren. Für das zweite Quartal 2015 sind bereits sieben Veranstaltungen geplant, die die Industrie- und Handelskammern in ihren Regionen im Rahmen der Allianz durchführen. Diese Aktivitäten werden von den Experten einer Arbeitsgruppe „Transfer und Umsetzung in kleinen und mittleren Unternehmen“ begleitet.
Ein weiteres zentrales Anliegen der Allianzpartner ist es, die Beschäftigten auf den kommenden Wandel in der Arbeitswelt vorzubereiten. Die Allianz wird daher in der Arbeitsgruppe „Arbeit und Organisation“ Konzepte für die Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entwickeln und spezifische Qualifizierungsprojekte initiieren. Die Arbeitsgruppe „Technologien und Produkte“ wird Forschungsprojekte initiieren und begleiten, die im Verbund zwischen Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft umgesetzt werden.
„Ich bin davon überzeugt, dass wir im Südwesten hervorragende strukturelle Voraussetzungen haben. Wir werden die Potenziale von Industrie 4.0 für die Sicherung und den Ausbau attraktiver Arbeitsplätze im Land nutzen“, so Schmid.
„Mit der Allianz wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dass Baden-Württemberg als Wirtschafts- und Lebensraum auch in Zukunft führend bleibt", sagte Dr.-Ing. E.h. Manfred Wittenstein, Allianz-Sprecher und Vorsitzender des Lenkungskreises.
„Das Potenzial von Industrie 4.0 wird - je nach Bereich - mit einer möglichen Produktionssteigerung von bis zu 50 Prozent beziffert. Diese Prognose sollte ein Anreiz für unsere Industrie sein. Wir müssen uns gemeinsam auf den Weg in die vierte industrielle Revolution machen. Damit können wir unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit sichern und ausbauen“, so Prof. Thomas Bauernhansl, Leiter des Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA).
„Unser Anspruch ist es, die Arbeitswelt der Zukunft gemeinsam mit den Menschen zu gestalten. Wir müssen die Beschäftigten für die neue Produktionswelt qualifizieren – dafür bietet die Allianz hervorragende Voraussetzungen“, sagte Roman Zitzelsberger, Allianzpartner und Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg.
Hintergrund:
Was ist Industrie 4.0?
Die Bezeichnung steht für das Zusammenwachsen von Maschinenbau, Elektrotechnik und Informationstechnologie zu einer intelligent vernetzten Produktionsweise in den Fabriken der Zukunft. Die Produktion soll damit flexibler, effizienter, nachhaltiger und individueller werden. Die Fertigung steuert und optimiert sich zunehmend selbst. Material, Maschinen und logistische Systeme werden direkt miteinander kommunizieren, Informationen austauschen und Entscheidungen für den Menschen vorbereiten oder sogar selbst treffen. Dabei wird das Internet die Akteure direkt miteinander verbinden. Industrie 4.0 wird nur im Zusammenspiel von Technik, Organisation und Mensch gelingen können.
Die Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg
Der Aufbau der Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg wurde von Wirtschaftsminister Nils Schmid initiiert. Ein von ihm einberufener Lenkungskreis mit 23 hochrangigen Vertretern von Firmen, Verbänden, Forschungsinstituten und Gewerkschaften formulierte Strategie und Ziele, die in der Allianzvereinbarung gefasst wurden. Der Lenkungskreis entwickelte des Weiteren einen „Masterplan“ für die Einführung von Industrie 4.0 und initiierte Arbeitsgruppen, die konkrete Projekte vorbereiten werden. Vorsitzender des Lenkungskreises und Sprecher der Allianz ist Manfred Wittenstein, ehemaliger VDMA-Präsident und heutiger Aufsichtsratsvorsitzender der Wittenstein AG. Beim VDMA Baden-Württemberg wird derzeit eine Koordinierungsstelle für die Allianz eingerichtet.
In den drei Themensäulen „Cyber-physische Systeme“, „IT-Systeme, Vernetzung und Geschäftsmodelle“ sowie „Produktionsplanung und -steuerung“ sollen gezielt praxisrelevante Fragestellungen in enger Zusammenarbeit mit den Unternehmen vorangetrieben werden.
Die Grundaussagen der Allianzvereinbarung
- Wir werden Baden-Württemberg als Leitanbieter für Industrie 4.0 etablieren.
- Wir werden den kleinen und mittleren Unternehmen Orientierung für eigene Wege zur Industrie 4.0 geben.
- Wir werden die Vernetzung der beteiligten Branchen und Technologiefelder stärken.
- Wir werden die Beschäftigten und die nachwachsende Generation auf ein sich veränderndes Aufgabenspektrum vorbereiten.
- Wir werden Innovationsprozesse verstärken.
- Wir werden uns um den Schutz des Know-hows und die Sicherheit und Vertraulichkeit von Daten kümmern.
- Wir werden die Sichtbarkeit des Landes als Zentrum für Industrie 4.0-Angebote erhöhen.