Die diesjährige Präsentation der Neuerscheinung „Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2010“ fand am 8. Juli 2011 in einem Speziallabor der Archäologischen Denkmalpflege in Ludwigsburg statt. Seit Anfang des Jahres legen dort Restauratoren und Archäologen des Landesamtes für Denkmalpflege beim Regierungspräsidium Stuttgart in mühevoller Detailarbeit das beim keltischen Fürstensitz „Heuneburg“ bei Herbertingen gefundene und Ende 2010 als gigantischer Block geborgene Prunkgrab frei. Damit verband sich die einmalige Gelegenheit, die fachliche Arbeit am „Keltenblock“ und insbesondere die Freipräparierung kostbarer Neufunde aus Bernstein- und Gold live mitzuerleben.
Finanz- und Wirtschaftsstaatssekretär Ingo Rust als Vertreter der obersten Denkmalschutzbehörde erklärte: „Archäologische Denkmalpflege ist eine wichtige Landesaufgabe, für die allein in diesem Jahr rund 4,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt wurden. Mit Hilfe neuester High Tech-Methoden und qualifizierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können wir unser reiches archäologisches Erbe im Land schützen.“
Regierungspräsident Johannes Schmalzl wies darauf hin, dass das heute vorgestellte Jahrbuch sich ausdrücklich nicht nur an Fachleute wende, sondern auch landesgeschichtlich interessierten Lesern hervorragende Einblicke in die archäologische Tätigkeit sowohl des Landesamts für Denkmalpflege und der Fachbereiche Archäologische Denkmalpflege in allen vier Regierungspräsidien als auch der Universitäten und der ehrenamtlich Beauftragten des Landes biete. „Die insgesamt 66 Beiträge veranschaulichen zudem das breite Spektrum der archäologischen Denkmalpflege von der Steinzeit über die Bronze-, Eisen-, Römerzeit bis hin zum Mittelalter zu früheren Neuzeit“, betonte der Regierungspräsident.
Im Anschluss stellten Abteilungspräsident Dr. Claus Wolf und Landesarchäologe Dr. Dirk L. Krausse vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart gemeinsam mit Beate Ehrhardt vom Stuttgarter Theiss-Verlag das neu erschienene Jahrbuch „Archäologische Ausgrabungen 2010“ und den Zwischenstand der Arbeiten am Keltengrab vor. Die aktuell laufende Freilegung der 4 mal 5 Meter messenden Grabkammer mit ihren reichen Beigaben aus Gold, Bernstein, Gagat (Pechkohle) und Bronze von hoher kunsthandwerklicher Qualität sowie den gut erhaltenen mächtigen Eichenhölzer des Kammerbodens und den vielfältigen Beigaben aus organischen Materialien werde die Kenntnisse über die Geschichte und Kultur der Kelten wesentlich bereichern, betonten Wolf und Krausse übereinstimmend.
Wolf erläuterte, dass eine wissenschaftliche Untersuchung und Auswertung eines so herausragenden Fundes nur unter Laborbedingungen möglich sei. Deshalb habe man die bei der Heuneburg gefundene Grabkammer mitsamt Inhalt als gigantischer Block mit Hilfe von Schwerlastkränen gehoben und auf einen Spezialtieflader gesetzt und hierher abtransportiert. Der Block hatte eine Größe von 7,5 mal 6 Meter und wog rund 80 Tonnen. Zum Stand der Untersuchung führte Krausse aus, dass der in der Kammer gefundene und inzwischen mit Hilfe der Computertomographie untersuchte Schädel von einer erwachsenen Frau mittleren Alters stammt, die im frühen 6. Jh. v. Chr. unweit des Fürstensitzes Heuneburg mit großem Aufwand und außergewöhnlich reichen Beigaben bestattet wurde. Sie gehörte mit Sicherheit der sozialen Elite dieser Zeit an. Das Grab dieser frühkeltischen Adeligen oder Fürstin lässt sich nur deshalb so genau datieren, weil durch die einzigartige Erhaltung der Hölter der Grabkammer eine Jahrringdatierung möglich ist. Dadurch besitzt der Fund eine weit überregionale Bedeutung als einer der ganz seltenen fest datierten Fundstätten aus der frühen Eisenzeit.
Quelle:
Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg