Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid hat mit den Partnern des „Bündnis’ zur Stärkung der beruflichen Ausbildung in Baden-Württemberg“ Bilanz zum Ausbildungsjahr 2012 gezogen. „Die Schere zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt im Südwesten öffnet sich weiter: zum Stichtag 30.9.2012 ist die Zahl der Bewerber gesunken und die der gemeldeten Ausbildungsplätze gestiegen. Über 5.500 Ausbildungsstellen blieben unbesetzt, vor allem im Einzelhandel, in der Gastronomie und im Nahrungsmittelhandwerk“, erklärte Wirtschaftsminister Schmid. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge stagniert allerdings und wird 2012 voraussichtlich knapp unter dem Vorjahresergebnis von 78.813 liegen.
„Wir wollen die Ausbildungschancen von leistungsschwächeren Jugendlichen verbessern und mehr leistungsstärkere Jugendliche für eine Berufsausbildung gewinnen“, sagte Schmid. „Ausbildungsabbrüche reduzieren, stärker auf die Möglichkeit der Teilzeitausbildung aufmerksam machen und für die Attraktivität der Berufsausbildung werben, das sind drei unserer Ansatzpunkte“, so Schmid.
Eva Strobel, Leiterin der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, erklärte: „Wer beruflich und regional flexibel ist und auch manchmal ein wenig abseits des Wunschberufes schaut, hat beste Chancen auf eine Ausbildung. Die Arbeitgeber, die auch schwächeren Bewerberinnen und Bewerber eine Chance geben, gewinnen Fachkräfte von Morgen, eröffnen Lebens- und Berufsperspektiven und sichern sich zukünftige Wettbewerbsvorteile“.
Mehr Jugendlichen den Weg in die Ausbildung ermöglichen
Unter dem Titel „Abbruch vermeiden - Ausbildung begleiten“ fördert das Land seit August 2012 zwölf regionale Projekte, mit denen gefährdete Ausbildungsverhältnisse stabilisiert werden sollen. Der Schwerpunkt liegt auf Branchen mit einer überdurchschnittlich hohen Abbruchquote, zwei Projekte konzentrieren sich auf die Hotel- und Gaststättenbranche. Sozialpädagogisch qualifizierte Ausbildungsbegleiter unterstützen Auszubildende, bei denen ein erfolgreicher Ausbildungsabschluss gefährdet erscheint.
„Eine Teilzeitausbildung kann besonders für junge Eltern in Frage kommen“, sagte Schmid. „Dafür muss die Möglichkeit der Teilzeitausbildung noch bekannter werden.“ Die Wirtschaftsorganisationen werden die Betriebe aktiv auf die Chancen und Möglichkeiten einer Teilzeitausbildung hinweisen. Das Land fördert mit ESF-Mitteln acht überregionale Projekte zur Teilzeitausbildung von alleinerziehenden Frauen. Das Finanz- und Wirtschaftsministerium und die Regionaldirektion verbessern das Informationsangebot über ergänzende Finanzierungsmöglichkeiten zur Ausbildungsvergütung unter www.ausbildung-bw.de.
In der Ausbildungskampagne „gut-ausgebildet.de“ werben Auszubildende in informativen Videoclips und als Ausbildungsbotschafter in Schulen für die Attraktivität der Berufausbildung. In den über 40 auf Youtube einsehbaren Clips stellen Azubis ihr Berufsbild und ihre Ausbildung lebensecht vor. Mit 100.000 Zugriffen seit Juni 2012 sind die Youtube-Videos ein Aushängeschild der Kampagne. Zudem haben über 2.000 „Ausbildungsbotschafter“ bei ihren Einsätzen in Schulen 2012 bereits mehr als 20.000 Schülerinnen und Schülern über ihre Berufe informiert.
Bilanzzahlen 2012: Differenzierte Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt
Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit ist die Zahl der bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern gemeldeten Bewerber zum Stichtag 30.9.2012 um 65.126 (4,1 Prozent) gegenüber dem Vorjahr gesunken. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze hat sich auf 74.328 erhöht (+ 2,6 Prozent). Zum Stichtag gab es 5.548 unbesetzte Berufsausbildungsstellen, vor allem im Einzelhandel, in der Gastronomie und im Nahrungsmittelhandwerk. Von allen Bewerbern waren am Stichtag 457 Bewerber unversorgt (Vorjahr 342).
Der Rückgang bei den Bewerbern ist auf die gesunkene Zahl der Altbewerber um 9,9 Prozent auf 23.790 zurückzuführen (Vorjahr 26.407). Die Zahl der „Bewerber mit Alternative“ ist um 7,6 Prozent auf 7.933 zurückgegangen (Vorjahr 8.585). Diese weiterhin hohe Zahl von Jugendlichen hat z.B. eine schulische Alternative gefunden, hält aber ihren Wunsch nach einer Ausbildung aufrecht.
Das Jahr 2012 war geprägt durch besondere Entwicklungen im Schulbereich. Der doppelte Abiturjahrgang an allgemein bildenden Gymnasien führte zu einem leichten Anstieg der Bewerber mit Hochschulreife. Der Rückgang der Bewerber konnte dadurch jedoch nicht aufgefangen werden. Der Wegfall der Notenhürde beim Zugang zur 10. Klasse an den Haupt- und Werkrealschulen und der zweijährigen Berufsfachschule hat dazu beigetragen, dass die Zahl der Bewerber mit Hauptschulabschluss deutlich zurückgegangen ist.
Quelle:
Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg