Wirtschaftsminister Nils Schmid hat gemeinsam mit den Partnern des Ausbildungsbündnisses die Bilanz des Ausbildungsjahrs 2012 gezogen. „Weniger abgeschlossenen Ausbildungsverträgen stehen mehr unbesetzte Ausbildungsplätze gegenüber. Diese Entwicklung macht klar, dass wir die Berufsausbildung insgesamt attraktiver machen müssen“, erklärte Schmid nach dem Spitzengespräch zur Ausbildungssituation in Stuttgart-Vaihingen.
„Wir müssen den Übergang von der Schule in die Ausbildung verbessern und damit mehr Jugendlichen den direkten Zugang in die Berufsausbildung eröffnen. Und wir müssen die Qualität der Ausbildung verbessern sowie alle Potentiale sowohl bei den Ausbildungsbetrieben als auch bei den Jugendlichen ausschöpfen“, hob Wirtschaftsminister Schmid hervor.
Eva Strobel, Leiterin der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit, erklärte: „Der Ausbildungsmarkt entwickelt sich zunehmend zu einem Bewerbermarkt. Diese gute Ausgangslage müssen wir nutzen, um auch schwächere Jugendliche in betriebliche Ausbildungen zu bringen. Besonders sollten die Betriebe jetzt die 23.000 arbeitslosen jungen Erwachsenen zwischen 25 und 35 Jahren, die bisher keine Berufsausbildung haben, als Ausbildungskandidaten in den Blick nehmen.“
Die Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt
Der Ausbildungsmarkt entwickelte sich 2012 rückläufig: Die Zahl der 2012 geschlossenen Neuverträge sank um rund 2.500 (-3,2 Prozent) auf 76.317 (Vorjahr 78.813), die der Bewerber ging um knapp 3.000 (-4,3 Prozent) auf 65.318 (Vorjahr 68.281) zurück. Zum Stichtag 30. September 2012 gab es daher bei der Bundesagentur für Arbeit deutlich mehr gemeldete Ausbildungsplätze (74.328) als gemeldete Bewerber. 7.935 Jugendliche konnten ihren Wunsch nach einer Ausbildungsstelle nicht realisieren. Sie haben sich für eine Alternative entschieden, aber weiter nach einem Ausbildungsplatz gesucht. 457 Bewerber blieben unversorgt (Vorjahr 342).
5.548 Ausbildungsstellen blieben unbesetzt (Vorjahr 4.625). Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze ist vor allem in der Gastronomie, im Bauhauptgewerbe, dem Nahrungsmittelhandwerk und im Einzelhandel erneut gestiegen. Im größten Ausbildungsbereich Industrie- und Handel sank die Zahl der Ausbildungsverträge um 1,4 Prozent von 47.745 (2011) auf 47.088 (2012). Im Handwerk ging die Zahl um 8,2 Prozent zurück von 21.840 (2011) auf 20.052 (2012). Ein leichtes Plus verzeichnete der öffentliche Dienst mit einem Anstieg um 2,5 Prozent von 1.830 auf 1.917 abgeschlossene Ausbildungsverträge.
Vorschlag zur Reform des Übergangsbereichs
Rückläufig war die Zahl der Jugendlichen im sogenannten Übergangsbereich, die nicht direkt eine Berufsausbildung begonnen haben, sondern sich in schulischen Bildungsgängen ohne Berufsabschluss oder weiterführenden Schulabschluss befinden. Deren Zahl hat sich insgesamt um 6.212 auf noch immer 32.285 (2012) reduziert. Trotz rückläufiger Zahlen sind zu viele Jugendliche im sogenannten Übergangssektor. Daher werden die Bündnispartner bis zum Herbst einen Vorschlag zur Reform des Übergangsbereichs ausarbeiten.
1.000ster Teilnehmer im Azubi-Austauschprogramm geehrt
Wirtschaftsminister Schmid zeichnete nach dem Spitzengespräch mit dem angehenden Zerspanungsmechaniker Ralf Amann den 1.000sten Teilnehmer am Azubi-Austauschprogramm Go.for.Europe aus. Der 19jährige Ralf Amann ist Auszubildender bei der Erwin Halder KG aus Achstetten-Bronnen (Landkreis Biberach) und absolvierte im Mai 2013 ein vierwöchiges Praktikum bei einem Unternehmen in Torquay (Großbritannien).
„Die Möglichkeit zu einem Betrieb ins Ausland zu gehen, macht die Berufsausbildung reizvoller“, lobte Schmid das Programm Go.for.Europe. Das 2008 gestartete Programm richtet sich an alle Ausbildungsgruppen und wird durch das Finanz- und Wirtschaftsministerium aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert. Go.for.Europe unterstützt unter anderem bei der Suche nach einem ausländischen Partnerbetrieb und bei der Antragstellung für ein Stipendium für den Auslandsaufenthalt.
Go.for.Europe ist ein Gemeinschaftsprojekt der baden-württembergischen Wirtschaft – des Baden-Württembergischen Handwerkstags e.V., des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags e.V. und des Verbands der Metall- und Elektroindustrie Südwestmetall e.V.