Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid hat am 29. Januar 2015 beim ersten "Venture Capital (VC) Tag Baden-Württemberg" die besondere Bedeutung von Wagniskapital für junge innovative Unternehmen in Baden-Württemberg betont.
„Unser Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg braucht die Dynamik und die Innovationskraft junger Unternehmen. Sie können Chancen oft schnell erkennen und flexibel nutzen. Unser Land sollte Schrittmacher bei technologischen Entwicklungen und innovativen Anwendungen sein - und nicht bloß Schritt halten", sagte der Minister.
Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, dass junge innovative Unternehmen aus Baden-Württemberg für Investitionen in ihrer Start-up- und Wachstumsphase Zugang zu ausreichenden Finanzierungsmitteln bekämen. Von großer Bedeutung sei dabei Wagniskapital, das es jungen Unternehmen ermögliche, in der schwierigen Phase nach ihrer Gründung die nötigen Investitionen zu tätigen und operative Verluste zu überbrücken. „Von diesem Kapital, das unternehmerisches Wagnis unterstützt, brauchen wir mehr in Baden-Württemberg", betonte Schmid. Beim "Venture Capital Tag Baden-Württemberg" hatten sich am Nachmittag 13 von einer Jury ausgewählte Start-ups aus Baden-Württemberg mit kurzen Impuls-Vorträgen vor potenziellen Geldgebern präsentiert. Dabei hatten die Teilnehmer die Chance, einen Tag lang Kontakte zu Investoren knüpfen.
Am Abend prämierten Minister Schmid und Dr. Axel Nawrath, Vorstandsvorsitzender der L-Bank, drei Start-ups, die die Wagniskapitalgeber am Nachmittag beim 4. VC-Pitch BW überzeugt hatten. Ziel von VC-BW ist es, die High-Tech-Gründerszene in Baden-Württemberg für Investoren auch jenseits der Landesgrenze bekannter zu machen und die Transparenz der Angebote für kapitalsuchende Start-ups zu erhöhen.
Dr. Georg Licht, Leiter des Forschungsbereichs „Industrieökonomik und Internationale Unternehmensführung“ am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW) Mannheim machte in der anschließenden Podiumsdiskussion deutlich, dass es angesichts des erheblich schrumpfenden Gründerpotenzials in den nächsten Jahren darauf ankomme, insbesondere auf die Qualität der Gründungsvorhaben zu achten. Er begrüßte die erreichten Verbesserungen für die Eigenkapitalfinanzierung von Gründungen. „Diese Verbesserungen werden jedoch erst dann voll zum Tragen kommen, wenn es gelingt, die Glieder der Finanzierungskette für spätere Entwicklungsphasen der Unternehmen zu schließen. Deswegen halte ich die Schaffung eines Börsensegments für junge Unternehmen für sehr wichtig“, sagte Licht. Notwendig sei auch die Aktivierung privater Vermögen z.B. durch Verbesserung der steuerlichen Rahmenbedingungen für die Finanzierung hochriskanter Wachstumspläne junger Unternehmen mit hohem Ertragspotenzial, denn die dafür benötigten Kapitalsummen überstiegen die Finanzierungsmöglichkeiten der öffentlichen Hand bei Weitem.
„Mit unserem Know-how und unseren VC-Aktivitäten insbesondere auf dem Gebiet der IT- und Internetfirmen sind wir ein Ankerinvestor in Baden-Württemberg. Diese Rolle wollen wir weiter ausbauen, indem wir unser VC-Portfolio in Höhe von derzeit 50 Mio. Euro auf 100 Mio. Euro aufstocken. Damit können wir den Wagniskapitalbedarf der stark wachsenden Technologiefirmen hier im Südwesten noch besser als bisher abdecken“, sagte Dr. Axel Nawrath, Vorsitzender des Vorstands der L-Bank.
Franz Fehrenbach, Vorsitzender des Lenkungskreises der Wissensfabrik - Unternehmen für Deutschland e.V. und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Robert Bosch GmbH, unterstrich die enormen Chancen Deutschlands bei der digitalen Vernetzung, vor allem bei der Vernetzung der klassischen Industrie mit jungen Software-Unternehmen. „Gerade Baden-Württemberg hat in der Automobilwirtschaft, im Maschinenbau und in der Elektrotechnik eine Spitzenstellung. Uns muss es jetzt gelingen, die Start-ups, die bisher vor allem im IT- und Telekommunikationsbereich tätig sind, mit der Industrie zu verknüpfen. Hierzu engagieren sich die Mitglieder der Wissensfabrik in der Gründerinitiative WECONOMY."
„Wir als MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg sind seit vielen Jahren aktiver Risikokapitalgeber im Land. Unser Venture Capital-Team kennt sich mit Innovationen aus. Neben dem VC-Fonds BW managen wir seit 1995 den Risikokapitalfonds des Landes, mit dem wir bis heute Beteiligungen in Höhe von 67 Millionen Euro eingegangen sind. Zusammen mit dem Hightech-Gründerfonds investieren wir in Unternehmen in der Seedphase im Rahmen des Seedfonds BW“, sagte Guy Selbherr, Geschäftsführer der MBG Baden-Württemberg. „Wenn es um die für junge Firmen so wichtige Anschlussfinanzierung geht, sorgt die MBG mit stillen wie offenen Beteiligungen für weitere Finanzierungen.“
Hintergrund:
Für Investoren bietet der Venture Capital Tag Baden-Württemberg die Gelegenheit, im Rahmen des 4. Venture Capital Pitch mit herausragenden Hightech-Start-ups aus Baden-Württemberg Kontakt aufzunehmen. Start-ups und alle interessierten Teilnehmer lernen Breite und Vielfalt der Wagniskapitalgeber in Baden-Württemberg kennen.
Veranstalter des ersten "Venture Capital Tag Baden-Württemberg" sind das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft, die L-Bank - Staatsbank für Baden-Württemberg, die MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg GmbH, Stuttgart Financial und das BeteiligungsKAPITALnetzwerk VC-BW.
Mit dem Venture Capital Fonds Baden-Württemberg (VC Fonds BW), der seit Herbst 2014 operativ tätig ist, leistet das Land gemeinsam mit der SV SparkassenVersicherung Lebensversicherung AG, der Württembergischen Versicherung AG sowie der MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg GmbH (MBG) als Parallel-Investor und Fondsmanager einen wichtigen Beitrag für die jungen Unternehmer in und aus Baden-Württemberg.
Der VC Fonds BW bietet Eigenkapital in Form offener Beteiligungen für innovative und wachstumsstarke Unternehmen im Land – von der Seed- über die Start-up-Phase bis zur Expansion. Zusammen mit ergänzenden stillen Beteiligungen der MBG steht ein Finanzierungsvolumen von insgesamt rund 20 Millionen Euro zur Verfügung.