Bundesrat

Wirtschaftsministerin äußert sich im Bundesrat

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, war in der heutigen Bundesratssitzung mit gleich zwei Initiativen vertreten.

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Bundesrat Wirtschaftsministerin äußert sich im Bundesrat

Mit einem Entschließungsantrag aus ihrem Hause hat sie sich für eine verbesserte Finanzierung von mittelständischen Unternehmen und vor allem auch von Start-ups eingesetzt. Gemeinsam mit den Bundesländern Sachsen und Niedersachsen hat Baden-Württemberg zudem eine Gesetzesinitiative zur Änderung des Wissenschaftsfreiheitsgesetzes erneut in den Bundesrat eingebracht. Der Antrag wurde vom Bundesrat angenommen und ist nun dem Deutschen Bundestag zuzuleiten.

Entschließungsantrag zur Verbesserung der Finanzierungssituation des Mittelstands

„Mit unseren Vorschlägen machen wir es für Investoren grundsätzlich leichter und attraktiver, sich mit ihrem Eigenkapital an mittelständischen Unternehmen und insbesondere auch Start-ups zu beteiligen und gemeinsam mit den mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmern Investitionen zu finanzieren und neue Risiken und Wagnisse einzugehen“, betonte die Ministerin im Vorfeld der Sitzung des Bundesrates. „Wir setzen mit diesen Vorschlägen auf die Entscheidungen unserer mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmer und vertrauen auf den Markt.“

Die Ministerin warb bei den Bundesländern für den Antrag aus Baden-Württemberg:
„Der Markt für Eigenkapital für mittelständische Unternehmen wird mit diesen Vorschlägen besser funktionieren. Wir sind zuversichtlich, dass mit unseren Vorschlägen die Investitionen und Innovationen angeregt werden, die auf Sicht der kommenden Jahre und Jahrzehnte Wachstum und Beschäftigung sichern und die Hidden Champions von morgen schaffen werden“, so Hoffmeister-Kraut.

Die kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland stehen vor großen Herausforderungen: Der technologische Wandel insbesondere im Bereich der Digitalisierung und der Automatisierung sowie der Strukturwandel auf nachhaltige und innovative Geschäftsmodelle erfordern von kleinen und mittleren Unternehmen in den nächsten Jahren hohe Investitionen. „Investoren und Unternehmerinnen und Unternehmer werden durch unsere Vorschläge ermutigt, ihr Kapital und ihre Schaffenskraft in Unternehmen, in Investitionen und Innovationen einzubringen, die sie persönlich für technologisch und wirtschaftlich aussichtsreich halten“, betonte die Ministerin. „Dies ist aus unserer Sicht ein wichtiger Baustein für eine dauerhafte Sicherung unserer wirtschaftlichen Zukunft.“

Gerade die Inhaber von kleinen und mittleren Unternehmen seien allein oft nicht in der Lage, das hierfür erforderliche zusätzliche Eigenkapital in ihre Unternehmen einzubringen oder über einbehaltene Gewinne zu erwirtschaften. Mit einer Bereitstellung von Eigenkapital durch Investoren in Form von Minderheitsbeteiligungen würden diese Problemlagen effektiv adressiert und die Grundlage für mehr Wachstum und Beschäftigung geschaffen, so die Wirtschaftsministerin. Jedoch hätten gerade kleine und mittlere Unternehmen Schwierigkeiten, Eigenkapitalgeber für eine Minderheitsbeteiligung zu gewinnen, da ein Gang an die Börse aufgrund des regulatorischen Aufwands für sie in der Regel nicht darstellbar sei.

Mit einer gezielten Weiterentwicklung des Unternehmensbeteiligungsgesellschaftsgesetzes (UBGG) soll künftig verstärkt privates Eigenkapital für Minderheitsbeteiligungen an kleinen und mittleren Unternehmen mobilisiert werden. Um eine breite Anreizwirkung für die Bereitstellung von Eigenkapital in Form von Minderheitsbeteiligungen an kleinen und mittleren Unternehmen zu erzielen, soll das UBGG daher grundlegend novelliert werden, so die Initiative des Wirtschaftsministeriums. Zielführend erscheint eine klare Fokussierung des Gesetzeszwecks auf die Förderung der Eigenkapitalversorgung von kleinen und mittleren Unternehmen in Form von Minderheitsbeteiligungen und eine Vereinfachung und Straffung der Vorgaben zu Anlagegrenzen und Anteilstruktur, die weiterhin der bewährten Aufsicht durch die Länder unterliegen. Zentraler Ansatzpunkt für eine Weiterentwicklung des UBGG könnte eine gezielte Verbesserung der steuerlichen Rahmenbedingungen sein. Nur spürbare steuerliche Vorteile dürften Investoren dazu bewegen, die Einschränkungen und Auflagen einer Unternehmensbeteiligungsgesellschaft in Kauf zu nehmen und ausschließlich in Minderheitsbeteiligungen an kleine und mittlere Unternehmen zu investieren.

Die Vorschläge werden nun im Finanzausschuss weiter beraten.

Die wesentlichen Änderungsvorschläge des baden-württembergischen Wirtschaftsministeriums:

Die Initiative sieht vor, den Zweck des Gesetzes ausdrücklich zu definieren und auf Minderheitsbeteiligungen an nicht börsennotierten kleinen und mittleren Unternehmen im Sinne der Allgemeinen Gruppenfreistellungsverordnung (AGVO) auszurichten. Darüber hinaus fordert der Antrag dazu auf, das Gesetz im Hinblick auf die Vorgaben zu Anlagegrenzen und Anteilstruktur zu vereinfachen und die Verfahren bei Anerkennung und Aufsicht zu überprüfen und weitestgehend zu digitalisieren. Kernpunkt des Antrags ist die Forderung nach einer stärkeren steuerlichen Begünstigung von Investoren von Unternehmensbeteiligungs-gesellschaften durch Begünstigungen bei der Einkommensteuer.

Gesetzesinitiative zur Änderung des Wissenschaftsfreiheitsgesetzes

Gemeinsam mit den Bundesländern Sachsen und Niedersachsen hat Baden-Württemberg heute zudem eine Gesetzesinitiative zur Änderung des Wissenschaftsfreiheitsgesetzes in den Bundesrat eingebracht. Der Antrag wurde vom Bundesrat angenommen und ist nun dem Deutschen Bundestag zuzuleiten. „Mit dem Antrag wollen wir eine Änderung im Wissenschaftsfreiheitsgesetz erwirken, um die außeruniversitären Wissenschaftseinrichtungen der Länder zu berücksichtigen. Die Einrichtungen werden damit den Bund-Länder-finanzierten Einrichtungen gleichgestellt und erhalten zusätzliche Freiräume bei der Vergütung von Spitzenpersonal aus Wirtschaftserträgen“, erläuterte die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Dr. Hoffmeister-Kraut das Vorhaben.

Bereits in der vergangenen Bundestagswahlperiode hatten Baden-Württemberg, Sachsen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen einen entsprechenden Vorstoß unternommen. Der Gesetzesantrag wurde im September 2023 mit Mehrheit in der Länderkammer angenommen, zu einer abschließenden Abstimmung im Bundestag ist es jedoch nicht gekommen. Damit der Antrag nicht der Diskontinuität unterliegt, starten die Länder mit der Neueinreichung einen erneuten Anlauf. „In der Debatte ist durch die Untätigkeit der früheren Ampelregierung leider schon viel Zeit verloren gegangen. Der Zustand ist für die Institute unhaltbar und verhindert jede Planbarkeit. Die Hängepartie auf Bundesebene muss dringend beendet werden. Unser Vorschlag kann hier sehr kurzfristig, umfänglich und langfristig Abhilfe schaffen“, begründet Hoffmeister-Kraut den erneuten Vorstoß.

Auch im Koalitionsvertrag von SPD und Union ist eine Novelle für das Wissenschaftsfreiheitsgesetz vereinbart, um das Besserstellungsverbot zu flexibilisieren.

Weitere Hintergrundinformationen

Nach dem im geltenden Haushaltsrecht vorgesehenen Besserstellungsverbot dürfen öffentliche,  geförderte Einrichtungen ihre Beschäftigten nicht besser stellen und keine höheren Gehälter zahlen, als vergleichbare Beschäftige von Bund und Ländern erhalten. Die Gewährung wettbewerbsfähiger Gehälter beim Spitzenpersonal in den Wissenschaftseinrichtungen wird dadurch stark eingeschränkt.

Mit dem 2012 beschlossenen Wissenschaftsfreiheitsgesetz erhielten die außeruniversitären Wissenschaftseinrichtungen der von Bund und Ländern gemeinsam getragenen Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen, darunter zum Beispiel die Max-Planck-Gesellschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft, die Leibniz-Gemeinschaft und die Deutsche Forschungsgemeinschaft deutlich mehr Eigenverantwortung und Freiheiten. Dazu gehört insbesondere auch, dass das Besserstellungsverbot eingeschränkt wurde und die Einrichtungen Drittmittel aus nicht-öffentlichen Quellen einsetzen dürfen, um hochqualifizierte Forscherinnen und Forscher zu gewinnen oder zu halten. Für die unabhängigen außeruniversitären Forschungseinrichtungen der Länder gilt das Gesetz bisher nicht, wodurch diese im Wettbewerb erhebliche Nachteile erleiden.

Die wirtschaftsnahen außeruniversitären Forschungseinrichtungen der Länder sind neben den Bund-Länder-finanzierten Forschungseinrichtungen wichtige Innovationstreiber, insbesondere für den Mittelstand. Sie bilden eine wichtige Brücke für den Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Zahlreiche öffentliche Projekte sowie Auftragsforschung für Industrieunternehmen unterstreichen diese Bedeutung. In regelmäßig durchgeführten Evaluationen wurde die fachliche und wissenschaftliche Expertise der Institute auch extern bestätigt. In Baden-Württemberg sind die außeruniversitären Wissenschaftseinrichtungen in der Innovationsallianz innBW e.V. gemeinsam organisiert. Weitere Informationen dazu finden Sie unter www.innbw.de .

Weitere Meldungen

Innovationspreis 2025
Preisverleihung

Wirtschaftsministerin verleiht den 41. Innovationspreis des Landes Baden-Württemberg

Am 13. November 2025 überreicht Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus in einer feierlichen Veranstaltung den Innovationspreis, den Dr.-Rudolf-Eberle-Preis, des Landes Baden-Württemberg an Unternehmen.

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut (Mitte) mit den Trägerinnen und Trägern der Wirtschaftsmedaille 2025
Wirtschaftsmedaille

Wirtschaftsmedaille 2025

Ministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut hat am 12. November 2025 die Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg verliehen.

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut (Mitte) mit den stellvertretenden Institutsleitern des Fraunhofer-Instituts für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik Prof. Dr. Steffen Rupp (links) und Prof. Dr. Petra Kluger (rechts)
Förderung

Wirtschaftsministerium fördert Projekt Biofabrikation mit rund drei Millionen Euro

Bescheidübergabe
Förderung

Baden-Württemberg fördert Entwicklung nachhaltiger Flugkraftstoffe mit 3,2 Millionen

SAF Referee-Rig startet: Baden-Württemberg fördert Entwicklung nachhaltiger Flugkraftstoffe mit 3,2 Millionen Euro.

Bescheidübergabe IPAI
Förderung

Land investiert 10,3 Millionen Euro am IPAI

Land investiert 10,3 Millionen Euro für den Aufbau des Start-up Innovation Center auf dem künftigen IPAI CAMPUS und in das Projekt „Women in AI“ am IPAI.

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Ausbildung

Spitzengespräch Ausbildung

Beim heutigen Spitzengespräch des Ausbildungsbündnisses BW unter Leitung von Ministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut standen der fortschreitende Strukturwandel, der Einfluss digitaler Medien und die Zukunftsfähigkeit der Ausbildung im Mittelpunkt.

Strategiedialog Bauen
Strategiedialog

Drei Jahre Strategiedialog „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“

Seit drei Jahren arbeitet der Strategiedialog „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“ (SDB) an Lösungen für mehr bezahlbaren Wohnraum, klimagerechtes Bauen und für die digitale Transformation der Bauwirtschaft.

Podcast

Löwenherz - Der Wirtschaftspodcast / Folge 3

In unserem Podcast tauchen wir gemeinsam mit starken Persönlichkeiten aus Baden-Württemberg in spannende, wirtschaftspolitische Themen ein.

Glühbirne
Förderung

Entwicklung strategischer Technologien am ZSW mit rund 3 Millionen Euro gefördert

Wirtschaftsministerium fördert die Entwicklung strategischer Technologien am ZSW mit rund 3 Millionen Euro.

Preisverleihung Allianz Industrie 4.0
Allianz Industrie 4.0

Preisverleihung des Allianz Industrie 4.0 Awards Baden-Württemberg 2025

Das zehnjährige Bestehen der Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg ist gestern (5. November) im Rahmen der Veranstaltung „STARTUP THE FUTURE“ gefeiert worden.

Delegationsreise
Delegationsreise

Delegationsreise nach Bayern und ins Salzburger Land

Unter der Leitung von Staatssekretär Dr. Patrick Rapp MdL startet heute eine 30-köpfige Tourismusdelegation aus Baden-Württemberg zu einer Fachreise nach Bayern und ins Salzburger Land.

Gewinner Female Founders Cup
Startup BW

6. Start-up BW Female Founders Cup – Platz eins geht an FlareOn Biotech

Im Finale des sechsten Start-up BW Female Founders Cup am 03. November 2025 haben zehn Gründerinnen und Start-ups von Frauen ihre Geschäftsideen vor einer Fachjury und dem Publikum im IHK-Forum in Reutlingen präsentiert.

©Martina Berg, stock.adobe.com
Wirtschaftsrepräsentanz

Toronto wird Tor nach Kanada / Land eröffnet Wirtschaftsrepräsentanz in Kanada

Baden-Württemberg baut seine internationalen Wirtschaftsbeziehungen weiter aus und eröffnet zum 1. November 2025 eine Wirtschaftsrepräsentanz in Toronto.

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Arbeitsmarkt

Arbeitslosigkeit trotz saisonalem Rückgang auf hohem Niveau

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, äußert sich anlässlich der Veröffentlichung der neuesten Arbeitsmarktzahlen.

hand, hands, robot, human, Michelangelo, sistine, technology, chapel, creation, cyborg, android, robotics, science, fiction, future, futuristic, robots, humanity, prosthetic, prosthesis, artificial, scifi, binary, code, blue, information, internet, intelligence, technology
UK Tech Accelerator

UK Tech Accelerator Programm der britischen Regierung wird in BW fortgesetzt

Im Oktober starten sieben ausgewählte britische Unternehmen aus dem Bereich Künstliche Intelligenz ihren Arbeitsaufenthalt in Baden-Württemberg.