Mit einer rund 50-köpfigen Wirtschaftsdelegation ist Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, am gestrigen Sonntag (15. Oktober) 2023 nach Kanada aufgebrochen. Der erste Teil der Reise führt die Delegation in die baden-württembergische Partnerprovinz Ontario, wo sie die Städte Toronto und Waterloo besucht. Am Mittwoch (18. Oktober) wird die Gruppe nach Montréal (Provinz Québec) weiterreisen. Beide Provinzen gelten als wirtschaftliche Kraftzentren Kanadas. Im Mittelpunkt der gesamten Reise stehen die Themen „Künstliche Intelligenz und drahtlose Technologien für die Mobilität“ sowie „Klima-Technik“.
„Kanada verfügt wie Baden-Württemberg über eine starke Forschungs- und Innovationslandschaft – gerade auch im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI). Zahlreiche Innovationszentren, Start-ups und Technologieparks haben sich dabei auf drahtlose Technologien als bedeutende Schlüsselkomponenten für die Mobilität der Zukunft spezialisiert. Für baden-württembergische Anbieter von Schlüsseltechnologien wie Digitaler Vernetzung, Künstlicher Intelligenz oder Elektromobilität ist Kanada somit ein interessanter Partner und ein Markt mit enormem Wachstumspotenzial“, sagt die Wirtschaftsministerin am Beginn ihrer Reise.
Vor dem Hintergrund der im vergangenen Jahr geschlossenen Energiepartnerschaft zwischen Deutschland und Kanada ist auch das Thema „Klima-Technik“ für beide Länder von großer Bedeutung. „Baden-Württemberg und Kanada haben sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt. So hat etwa die kanadische Regierung gesetzlich vorgegeben, dass das Land bis zum Jahr 2050 CO2-neutral sein soll. Das bedeutet, dass es in den kommenden Jahren verstärkt in grüne Technologien investieren und diese fördern wird. Ein Wirtschaftsbereich, der zu den Stärken und Wachstumsfeldern der baden-württembergischen Wirtschaft zählt. Unsere Unternehmen sind daher sehr an Kooperationen in diesem Bereich interessiert. Andererseits ist Kanada sehr weit im Aufbau der grünen Wasserstoffwirtschaft, wovon wir als Land langfristig profitieren könnten“, erläutert die Ministerin den zweiten Themenschwerpunkt.
Weitere Höhepunkte der Reise werden in Toronto der Besuch des für seine exzellente Forschungsarbeit im Bereich KI bekannte „Vector Institute“ sein. Ebenso die Besichtigung des Innovationszentrums „MaRS Discovery District“, durch welches sich die Stadt zu einem der wichtigsten kanadischen Standorte für Technologieunternehmen und Start-ups entwickelt hat.
In Montréal wird die Wirtschaftsministerin am 19. Oktober gemeinsam mit der deutschen Generalkonsulin Susanne Aschi-Glesius zu einem Abendempfang anlässlich der Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit einladen.
Neben fachlichen Themen stehen dort weitere politische Gespräche und Unternehmensbesuche auf dem Programm der Ministerin. In Waterloo ist ein Besuch bei Enlighted by Siemens sowie eine Besichtigung des ersten Netto-Null-Kohlenstoff-Gebäudes in Kanada vorgesehen. An der Universität von Waterloo wird die Wirtschaftsministerin das Klimainstitut und das Institut für Erneuerbare Energie besuchen.
Es sei wichtig, so Hoffmeister-Kraut, sich die Fähigkeit zu bewahren von anderen zu lernen und über den eigenen Tellerrand zu blicken. „Kanada ist ein so facettenreiches Land, das nicht nur unsere Werte teilt, sondern auch das Streben nach einer stärkeren Diversifizierung der Lieferketten. Deshalb ist es gut, dass wir endlich ein Freihandelsabkommen mit Kanada haben, das für beide Seiten eine wichtige Brücke in die Überseemärkte hinein bildet. Wir möchten die Tage nutzen, um tiefergehende Einblicke in die neuesten Entwicklungen und Best Practices in den Bereichen Mobilität und Klimatechnik zu erhalten, unsere Partnerschaft zu intensivieren und neue Netzwerkpartner zu gewinnen.“
Hintergrundinformationen:
Zur Partnerschaft Baden-Württembergs mit der Provinz Ontario
Die besonderen Beziehungen zwischen Baden-Württemberg und der kanadischen Provinz Ontario wurden bereits vor über 36 Jahren im Rahmen einer Partnerschaftserklärung manifestiert. Die Unterzeichnung fand am 18. Februar 1987 statt. Am 13. Oktober 2022 wurde diese durch eine Neuauflage bekräftigt und thematisch erweitert. Die Zusammenarbeit umfasst insbesondere die Bereiche Umwelt und Klimaschutz, Energie, Wissenschaft, Technologie und Innovation, Bildung, Wirtschaft, Digitalisierung der Verwaltung, Gesundheit, Tourismus und Kulturförderung. Die Landesagenturen e-mobil BW und Baden-Württemberg International unterhalten bereits bestehende vielfältige Kooperationsansätze und Projekte mit Partnern in Ontario.
Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Provinz Ontario
Ontario beheimatet weltbekannte Universitäten und Forschungsinstitutionen, wie die University of Toronto und das Vector Institute für Künstliche Intelligenz. Diese renommierten Institutionen bringen jährlich 65.000 Studienabgänger in den MINT-Fächern hervor und ziehen weltweit Spitzenforscher und hochqualifizierte Talente im Technologiebereich an.
Ontario hat starke industrielle Cluster. In Ontario´s Automotive Corridor befindet sich eine der weltweit höchsten Dichte an Automobilherstellern und -zulieferern.
Insgesamt ist Ontario die am stärksten diversifizierte und wirtschaftlich wichtigste Provinz Kanadas. Rund zwei Drittel aller kanadischen Großunternehmen haben ihren Hauptsitz in Ontario. Die Provinz trug im Jahr 2022 zirka 38 Prozent zum kanadischen BIP bei.
Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Provinz Québec
Montréal ist mit 4,4 Millionen Einwohnern die größte Stadt Québecs und ein international anerkanntes Zentrum für KI-Forschung. Die Stadt gilt als zweitgrößter Tech-Hub in Kanada. Die Ministerin wird im Rahmen der Reise auch das MILA (Montréal Institute für Learning Algorithms) besuchen, das weltweit führende KI-Pioniere hervorgebracht hat.
99 Prozent der in Québec produzierten Energie stammt aus Wasserkraft. Diese grüne Energie ist nicht nur kosteneffizient, sondern bietet Unternehmen aus dem Bereich Elektromobilität und Klima-Technik eine nachhaltige Basis für ihre Entwicklungen und Projekte.
Im Mai 2023 stellte die Québecer Regierung ihren „2030 Plan for a Green Economy“ vor. Der Plan hat zum Ziel, die Treibhausgasemissionen innerhalb von fünf Jahren um 37,5 Prozent zu reduzieren, die Dekarbonisierung der Industrie voranzutreiben und bis 2030 zwei Millionen Elektrofahrzeuge auf die Straßen Québecs zu bringen. Im Jahr 2050 möchte die Provinz Québec – wie Kanada insgesamt – klimaneutral sein.
Zu den Handelsbeziehungen zwischen Baden-Württemberg und Kanada
Kanada ist ein Land mit einer stabilen und innovationsfreundlichen Wirtschaftspolitik, einer fortschrittlichen Technologie- und Forschungslandschaft sowie einer weltoffenen Bevölkerung, in dem sich für baden-württembergische Unternehmen sehr gute Investitions- und Geschäftsbedingungen bieten.
Als Anbieter von Schlüsseltechnologien wie Künstlicher Intelligenz, Elektromobilität, Digitaler Vernetzung, Biotechnologie und Energietechnologien ist Kanada ein guter Partner für Baden-Württembergs zukünftige Entwicklung.
Im Jahr 2022 exportierte Baden-Württemberg Waren im Wert von 2,74 Milliarden Euro nach Kanada.
Den größten Anteil an den Ausfuhren nach Kanada machen Kraftwagen und Kraftwagenteile mit 806 Millionen Euro aus, gefolgt von Pharmazeutischen und ähnlichen Erzeugnissen mit 527 Millionen Euro und Maschinen mit 504 Millionen Euro.
Im Länderranking liegt Kanada damit auf Rang 19 der wichtigsten Exportländer für Baden-Württemberg.
Im Jahr 2022 importierte Baden-Württemberg waren im Wert von 404 Millionen Euro. Den größten Anteil an den Einfuhren machten mit 70 Millionen Euro sonstige Waren, gefolgt von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen (64 Millionen Euro) und Metalle (51 Millionen Euro).
Im Länderranking bei den Importen ist Kanada letztes Jahr auf Rang 54 gefallen.
Nach Auskunft der IHK Region Stuttgart unterhalten über 900 baden-württembergische Unternehmen Geschäftsbeziehungen nach Kanada.