Auf Initiative Baden-Württembergs fordern die Wirtschaftsminister der Länder die Bundesregierung dazu auf, sich stärker für den Leichtbau in Deutschland einzusetzen. Einen entsprechenden Beschluss fassten sie heute (12. Dezember) auf der Wirtschaftsministerkonferenz in Dresden.
Konkret sprechen sich die Wirtschaftsminister für die verstärkte Förderung von Forschung, Entwicklung und Bildung im Zusammenhang mit Leichtbautechnologien aus. Die Förderung soll materialoffen und branchenübergreifend sein. „Die Industrialisierung von Leichtbautechnologien bedeutet einen Strukturwandel für deutsche Schlüsselbranchen, mit weitgreifenden Folgen für Industrie, Handwerk und Beschäftigte”, heißt es in der Begründung zum Beschluss.
Leichtbau als Schlüsseltechnologie für nachhaltiges Wirtschaften
Der baden-württembergische Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid sagte: „Baden-Württemberg sowie auch andere Bundesländer begreifen den Leichtbau als Schlüsseltechnologie für nachhaltiges Wirtschaften. Neue Verfahren und Materialien erfordern weiterführende Kenntnisse in Konstruktion, Auslegung, Verarbeitung, Gesundheitsschutz, Wiederverwertung und Entsorgung. Wir brauchen auch das verstärkte Engagement des Bundes und der EU, wenn wir bei der Industrialisierung von Leichtbautechnologien echte Fortschritte machen wollen. Hierfür habe ich mich auch bei den Verhandlungen zum neuen Koalitionsvertrag der Bundesregierung erfolgreich stark gemacht.” Nunmehr ist in dem Vertrag der Leichtbau zusammen mit Industrie 4.0 und Elektromobilität als Querschnittstechnologie „von besonderer Bedeutung” festgehalten.
Nach entsprechendem Impuls aus Baden-Württembergs hatte das Land zusammen mit Niedersachsen, Hamburg, Bremen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Thüringen und Nordrhein-Westfalen den Beschlussvorschlag eingebracht, der ohne Gegenstimme angenommen wurde. Die Bundesregierung soll nach dem gemeinsamem Beschluss ihren Einfluss auch zur Förderung des Leichtbaus auf europäischer Ebene geltend machen. Hierzu soll innerhalb des neuen europäischen Forschungsrahmenprogramms „Horizon 2020” die Förderung des Leichtbaus in Forschung und Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe und im Handwerk in angemessenem Maße berücksichtigt werden. Insbesondere der Technologietransfer in kleine und mittlere Wirtschaftsunternehmen und Handwerksbetriebe soll dabei Vorrang erhalten.
Sparsamerer Umgang mit den Ressourcen erforderlich
Ausdrücklich betonen die Wirtschaftsminister, dass sie das Vorhaben der Bundesregierung zur Steigerung der Materialeffizienz, mit dem Ziel klimaschädliche Emissionen zu verringern, unterstützen. Auch dies ist ein Aspekt des Leichtbaus. „Bei vielen Rohstoffen sind wir stark vom Import abhängig. Deshalb ist ein sparsamerer Umgang mit den Ressourcen erforderlich”, sagte Minister Schmid. „Dabei sind im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland die Materialverbrauchskosten mit durchschnittlich 46,7 Prozent des gesamten Bruttoproduktionswerts der größte Kostenfaktor – Tendenz steigend. Diesen Aspekt müssen wir offensiver in der strategischen Innovationspolitik des Bundes und der EU angehen”, so der Minister weiter.
Baden-Württemberg hat den Leichtbau bereits als wichtige Schlüsseltechnologie erkannt. Mit der Agentur Leichtbau BW, die in diesem Jahr ihre Arbeit aufgenommen hat, etabliert das Land derzeit einen branchenübergreifenden Ansprechpartner für Industrie und Wissenschaft. Dadurch soll Baden-Württemberg als führender Leichtbau-Standort sichtbar gemacht werden. Die Agentur spannt ein Dach über Aufgaben wie Technologietransfer, Forschung sowie Aus- und Weiterbildung, von dem besonders mittelständische Unternehmen und das Handwerk profitieren sollen.