Arbeits- und Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, die das Spitzengespräch leitete, sagte: „Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind gut ausgebildete und kreative Fachkräfte das wichtigste Kapital der Unternehmen. Daher appelliere ich: Investieren Sie weiterhin in Ihren eigenen Fachkräftenachwuchs, es lohnt sich!“ Wer wiederum gut qualifiziert sei, so die Ministerin weiter, habe nicht nur bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt, sondern verfüge über ein stabileres Beschäftigungsverhältnis.
In Baden-Württemberg konnte ein Anstieg der Bewerberinnen und Bewerber auf Ausbildungsplätze von 1,7 Prozent gegenüber über dem Vorjahr verzeichnet werden. Auch ist die Zahl der im September zum Ausbildungsjahr 2024/25 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Vergleich zum Vorjahr um 1 Prozent leicht gestiegen. Trotz wirtschaftlicher Eintrübung ist der Ausbildungsmarkt immer noch sehr günstig für die jungen Menschen. Auf 100 Ausbildungsplätze kommen rechnerisch lediglich 70 Bewerberinnen und Bewerber. Mehr als 12.000 Ausbildungsstellen sind 2024 unbesetzt geblieben, was die Wirtschaft vor Herausforderungen stellen wird.
„Wir schöpfen noch nicht alle Potenziale bei den Schulabgängern aus. Wir müssen weiter daran arbeiten, die berufliche Orientierung zu verbessern, um mehr junge Menschen direkt nach der weiterführenden Schule für eine Berufsausbildung zu gewinnen und die Gleichwertigkeit zwischen der akademischen und beruflichen Bildung noch stärker hervorheben“, betonte Hoffmeister-Kraut. „Mit einer Berufsausbildung erwirbt man Fähigkeiten, die auf dem Arbeitsmarkt sehr begehrt sind. Damit bieten sich beste Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten“, so die Wirtschaftsministerin weiter.
Damit zukünftig mehr Ausbildungsstellen besetzt werden können, setzt das Ausbildungsbündnis auf eine intensivere berufliche Orientierung. Alle junge Menschen sollen nach der weiterführenden Schule sowohl über ihre beruflichen Interessen als auch über die Möglichkeiten einer Berufsausbildung bestmöglich informiert sein, um für sich eine kompetente Berufswahl treffen zu können. Um dies zu gewährleisten, hat das Ausbildungsbündnis dafür bereits eine Vielzahl von Maßnahmen ergriffen, darunter die Initiative Ausbildungsbotschafter, Bildungspartnerschaften zwischen Schulen und Unternehmen und eine gezieltere Einbeziehung der Eltern in den Berufswahlprozess. Mit Informationskampagnen werden Jugendliche und deren Eltern auch direkt in den sozialen Medien angesprochen.
Praktikumswochen sind ein Gewinn
Die Praktikumswochen wiederum ermöglichen Schülerinnen und Schüler, mehrere freiwillige Tagespraktika in verschiedene Unternehmen zu absolvieren. Eine nutzerfreundliche Online-Plattform erleichtert das Zusammenbringen von Jugendlichen und Betrieben. Mit den Tagespraktika können die Schülerinnen und Schüler in unterschiedliche Berufsfelder hinein schnuppern und herausfinden, welche Ausbildungsberufe am besten zu ihren Stärken und Interessen passen. Den Unternehmen bietet sich die Chance, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren.
Die Franz Scheuerle Ulm KG hat über die Praktikumswochen bereits drei Auszubildende gewonnen. „Die Länge der Praktikumswoche ist optimal für die Schüler, um viele Berufe kennen zu lernen. Wir haben dadurch die Möglichkeit, uns einen ersten Eindruck der Praktikanten zu verschaffen, um zu entscheiden, ob wir ein längeres Praktikum oder einen Ausbildungsplatz anbieten wollen“, betont Ausbildungsleiter Sebastian Schmucker.
2024 fanden während der Praktikumswochen Baden-Württemberg mehr als 7.700 Praktika statt. Das Ausbildungsbündnis setzt die Praktikumswochen auch in diesem Jahr mit zwei Aktionszeiträumen um die Oster- und Herbstferien fort.
Erstmals Ausbilderpreis ausgelobt
Darüber hinaus werden mit dem Landesausbilderpreis Unternehmen, die besonders hochwertig ausbilden, erstmals ausgezeichnet. Zusammen mit dem Handwerk BW, dem Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertag sowie dem Landesverband der Freien Berufe prämiert das Wirtschaftsministerium bis zu zwölf Ausbilderinnen und Ausbilder für herausragende innovative und pädagogische Ausbildungsleistungen.
„Der Landesausbilderpreis würdigt das große Engagement der Ausbilderinnen und Ausbilder, das eine Ausbildung erst so hochklassig macht, wie wir sie kennen und schätzen. Wir wollen diese Leistung sichtbar machen und andere Betriebe anspornen und inspirieren“, so Hoffmeister-Kraut.
Die Preisträger werden am 19. Mai 2025 auf dem Kongress der Initiative Ausbildungsbotschafter in Stuttgart verkündet.
Weitere Zitate des Ausbildungsbündnisses
Sandra Boser, Staatssekretärin im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport: „Wir arbeiten intensiv daran, dass unsere Schülerinnen und Schüler nach dem Schulabschluss nahtlos in ihre berufliche Zukunft starten. Mit unserem Umsetzungskonzept für eine zukunftsfähigere Berufliche Orientierung wollen wir die Jugendlichen konkret dabei unterstützen, die für sie passende Entscheidung zu treffen. So führen wir neben BOaktiv zum Beispiel eine Berufswahl-App ein, mit der sie ihre eigenen Interessen und Kompetenzen noch besser erkennen können. Außerdem soll durch die Praxiseinzeltage die praktische Erfahrung ausgeweitet werden. Ein weiteres, zentrales Element für eine gute Berufliche Orientierung ist das Tandem ‚Schule – Berufsberatung‘ – hier setzen wir auf eine enge Vernetzung aller Beteiligten, damit die Jugendlichen gut in der Berufswelt ankommen.“
Martina Musati, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit: „Baden-Württemberg verfügt über eine starke berufliche Bildung, die jungen Menschen vielseitige Chancen und eine Basis für eine erfolgreiche Berufskarriere bietet. Aktuell warten knapp 60.000 Ausbildungsplätze interessierte Jugendliche. Diese Zahl wird im weiteren Jahresverlauf noch deutlich steigen. Berufswahlentscheidungen können besser getroffen werden, wenn die Berufsorientierungsangebote in den Schulen gut genutzt und an Praktika teilgenommen wird. Die Betriebe bitte ich, jungen Menschen mit schwierigeren Startbedingungen weiterhin eine Chance zu geben. Denn auch sie werden als Fachkräfte von morgen einen wertvollen Beitrag leisten. Oftmals ist es gerade die Berufsausbildung im Betrieb, die Jugendlichen ermöglicht, ihre Stärken und Talente zu entfalten und sich im Team einzubringen. Wir dürfen diese Potentiale nicht ungenutzt lassen.“
Thomas Bürkle, Vizepräsident der Unternehmer Baden-Württemberg (UBW): „Die Demografie hält den Nachwuchsbedarf und die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen auch in wirtschaftlich anspruchsvollen Zeiten ungebrochen hoch. Deshalb kommt es jetzt darauf an, die guten Konzepte zur beruflichen Orientierung verbindlich in allen Schularten und in der Fläche umzusetzen. Außerdem sollte mit der Erreichung verbindlicher Bildungsziele ernst gemacht werden. So kann die Passung von Bewerberinnen und Bewerbern mit dem Ausbildungsangebot weiter verbessert und gesteigert werden.“
Kai Burmeister, Vorsitzender DGB Baden-Württemberg: „Gegenwärtig sind fast 25.000 junge Menschen in Baden-Württemberg arbeitslos. Gegenüber dem Vorjahr ist dies ein Anstieg um 14,3 Prozent. Der Anspruch muss sein: Kein Jugendlicher darf verloren gehen. Um das zu erreichen, braucht es neben einem auswahlfähigen Ausbildungsplatzangebot durch die Arbeitgeber mehr Jugendberufsagenturen. Die Jugendberufsagentur Jubag25 in Freiburg steht beispielhaft für ein niederschwelliges und ganzheitliches Angebot. Dieses Angebot gilt es auf mehr Städte und den ländlichen Raum auszuweiten.“