Denkmalpflege

Beginn der spektakulären Bergung eines über 4.000 Jahre alten Einbaums im Bodensee

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Forschungstaucher bei der Freilegung des Einbaums

Ab dieser Woche findet die Bergung eines über acht Meter langen Einbaums aus der Zeit des 24. bis 23. Jahrhunderts vor Christus im Seerhein bei Konstanz statt. Staatssekretärin Katrin Schütz und Regierungspräsident Wolfgang Reimer machten sich heute (31. März) vor Ort persönlich ein Bild von dem spektakulären Fund und dessen anspruchsvoller Bergungsaktion, die mehrere Wochen dauern wird.

„Dieser Einbaum ist das älteste Wasserfahrzeug aus dem Bodensee, das wir bislang kennen. Im Jahr des zehnten Jubiläums der Eintragung der ‚Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen‘ in die UNESCO-Welterbeliste unterstreicht dieser Fund die außergewöhnliche Bedeutung des Bodensees als archäologische Schatzkammer unseres Landes“, betonte die Staatssekretärin. Es sei bislang ein Rätsel, warum der Einbaum an dieser Stelle im See versunken und so der Nachwelt erhalten geblieben ist. „Umso gespannter sind wir auf die Ergebnisse der weiteren Untersuchungen. Die Landesdenkmalpflege ist seit Jahrzehnten eine der führenden Institutionen im Bereich der Unterwasser- und Feuchtbodenarchäologie“, so Schütz.

Anders als beim Einbaum aus Eiche, der vor Wasserburg im bayerischen Teil des Bodensees gefunden wurde, kann der Lindeneinbaum vom Seerhein nicht am Stück aus dem Bodensee geborgen werden. „Das Holz ist hierfür zu fragil und zu weich“, sagte der Regierungspräsident. „Die Unterwasserarchäologen arbeiten daher Hand in Hand mit der Restaurierung, um das Jahrtausende alte Wasserfahrzeug zu bergen.“

Im Herbst 2018 war dem Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart ein Schiffsfund im Seerhein bei Konstanz gemeldet worden. Eine erste Überprüfung vor Ort ergab, dass es sich um einen Einbaum handelt. „Durch den Fund kann die Nutzung des Sees als Wasserstraße oder Fischereigewässer in dieser Zeit jetzt erstmals belegt werden“, so Reimer weiter. Aus dem Zeitraum im Übergangsbereich zwischen dem Ende der Steinzeit und dem Beginn der Bronzezeit sind bisher keine Pfahlbauten am Bodensee und generell nur wenige Fundstellen in der Region bekannt. Wie die Voruntersuchungen in den Jahren 2019 und 2020 gezeigt haben, befinden sich in der Umgebung keine weiteren archäologischen Reste, die mit dem Einbaum in Zusammenhang stehen.

Bei den Voruntersuchungen wurde auch festgestellt, dass der Bug des Wasserfahrzeugs nicht mehr vorhanden ist. Der Rumpf des Einbaums wurde aus Linde hergestellt. Im Heck befindet sich ein eingesetztes Heckbrett aus Eiche. Die noch erhaltene Länge des Einbaums beträgt 8,56 m, die größte Breite 0,81 m, die Höhe gut 40 cm. Der Einbaum ist damit eines der am vollständigsten erhaltenen prähistorischen Wasserfahrzeuge überhaupt.

Die Bergung wird die nächsten Wochen andauern und von einer sehr detaillierten dreidimensionalen fotografischen und filmischen Dokumentation begleitet. Danach wird das prähistorische Boot in die Restaurierungswerkstatt des Landesamtes für Denkmalpflege überführt. Dort erfolgt ein Konservierungsprozess, der erst in einigen Jahren abgeschlossen sein wird. 

Fotos der Fundstelle bereits jetzt und weitere Fotos zum Vor-Ort-Termin ab heute Nachmittag in unserer Mediathek. Als Quelle geben Sie bitte (entsprechend den jeweiligen Dateinamen) entweder F. Huber / submaris oder P. Scherrer / LAD an. Ein Video ist auf Anfrage in unserer Pressestelle erhältlich. 

Weitere Informationen

Die Pfahlbausiedlungen der Jungsteinzeit und Bronzezeit gehören wegen hervorragender Erhaltungsbedingungen unter Wasser und im Moor zu den bedeutendsten archäologischen Fundstätten weltweit. Am Bodensee und in Oberschwaben gelegen, haben sich dort unter Luftabschluss ansonsten im archäologischen Kontext äußerst seltene Funde aus organischem Material erhalten: neben Bauteilen von Häusern und Wegen sowie Nahrungsmitteln, Textilien und Geräten, auch Überreste der ersten bekannten Fahrzeuge wie Einbäume und Wagenräder.

Um diese Reste optimal erforschen zu können, wurde seit den 1980er Jahren beim Landesamt für Denkmalpflege ein Team von Spezialistinnen und Spezialisten aufgebaut, das im Dienstsitz Hemmenhofen am Bodensee unter einem Dach fachübergreifend zusammenarbeitet. Dazu gehören der Fachbereich Feuchtbodenarchäologie, das dendrochronologische Labor, die Geoarchäologie sowie das Labor für Archäobotanik.

Seit 2011 sind 15 archäologische Fundstellen in Baden-Württemberg Teil des Welterbes „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“. Sie wurden als einzigartige Zeugnisse der Siedlungs- und Gesellschaftsentwicklung von 5.000 bis 500 vor Christus in die Welterbeliste eingetragen.

https://unesco-pfahlbauten.org

https://www.denkmalpflege-bw.de/

 

Weitere Meldungen

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Zumeldung

Wirtschaftsministerin begrüßt verringerte Mehrwertsteuer aus Speisen in Gastronomie

Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut äußert sich zur Senkung des Mehrwertsteuersatzes auf Speisen in Gastronomiebetrieben und sieht es als Signal der Wertschätzung und Bedeutung der Gastronomiebranche im Land.

Bescheidübergabe an die IHK Ulm
Förderung

Bildung mit Perspektive: Land fördert Neubau der IHK Ulm

Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg unterstützt den Neubau des Bildungszentrums der IHK Ulm mit rund 4,7 Millionen Euro.

Logo von Start-up BW
Start-up BW

Dion+ aus Karlsruhe gewinnt den Vorentscheid „Startup Demo Day von AXEL"

Bühne frei für Innovation: Dion+ aus Karlsruhe gewinnt den Vorent-scheid „Startup Demo Day von AXEL – Der Energie-Accelerator“ des „Start-up BW Elevator Pitch 2025/26“ und sichert sich das Ticket fürs Landesfinale.

unsplash / kendall ruth
Förderprogramm

Förderprogramm „Umweltfinanzierung“ der L-Bank

Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus begrüßt das neue Förderprogramm „Umweltfinanzierung“ der L-Bank als wichtigen Baustein zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts.

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Arbeitsmarktzahlen

Arbeitsmarktzahlen November 2025

Die Arbeitslosigkeit verharrt auf höherem Niveau und die Stabilität des Arbeitsmarkts ist weiterhin fragil

Welcome Center Baden-Württemberg
Welcome Center

7,5 Millionen Euro für Welcome Center

Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg unterstützt von 2026 bis 2028 elf regionale Welcome Center sowie das landesweit zuständige Welcome Center Sozialwirtschaft mit mehr als 7,5 Millionen Euro.

Einkaufswägen / ©Markus Spiske / Unsplash
Sofortprogramm Einzelhandel/Innenstadt

Sofortprogramm Einzelhandel / Innenstadt vorzeitig verlängert

Das Sofortprogramm Einzelhandel / Innenstadt mit den Förderlinien „Veranstaltungen“ und „Stadtmarketing“ wird vorzeitig und mit unveränderten Förderkonditionen bis Ende 2026 verlängert.

Think Tank zum Thema Cybersicherheit
Wirtschaft digital

Erster Think Tank von Wirtschaft Digital zum Thema Cybersicherheit

Baden-Württemberg rückt das Thema Cybersicherheit stärker in den Fokus. Beim ersten Think Tank von Wirtschaft digital in Stuttgart warnte Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut vor den wachsenden Risiken für Unternehmen.

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut (vorne links) und Floridas Wirtschaftsminister J. Alex Kelly (vorne rechts) bei der Unterzeichnung der Vereinbarung
Vereinbarung

Baden-Württemberg und Florida unterzeichnen Vereinbarung

TALLAHASSEE / STUTTGART – Baden-Württemberg und der Bundesstaat Florida (USA) haben eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet, um die wirtschaftliche Zusammenarbeit auszubauen und Innovationen in wichtigen Wachstumsbranchen zu beschleunigen.

Mentorinnen-Programm
Mentorinnen-Programm

Mentorinnen-Programm feiert erfolgreichsten Abschluss seiner Geschichte

Mit einem neuen Rekordergebnis schließt das Mentorinnen-Programm für Migrantinnen seine neunte Runde ab: 105 Frauen mit Migrationsgeschichte haben das Programm erfolgreich abgeschlossen – so viele wie noch nie.

Preisträger FOCUS OPEN 2025 und Mia Seeger-Preis
Preisverleihung

DESIGN ZÄHLT: Preisträger für FOCUS OPEN 2025 und Mia Seeger Preis ausgezeichnet

Staatssekretär Dr. Patrick Rapp und Regierungspräsidentin Susanne Bay ehrten die Preisträgerinnen und Preisträger der 57 Designlösungen bei der diesjährigen Verleihung des Internationalen Designpreises Baden-Württemberg, FOCUS OPEN.

Familynet 4.0 Award
Preisverleihung

„familyNET 4.0 – DER Wettbewerb für eine moderne Unternehmenskultur“

Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg und das Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft e. V. haben in Stuttgart zum siebten Mal den Award „familyNET 4.0 – moderne Unternehmenskultur“ verliehen.

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Förderung

Wirtschaftsministerium fördert deutsch-niederländische Kooperation

Wirtschaftsministerium fördert deutsch-niederländische Kooperation für klimaneutralen Wasserstoff aus Europa.

Binnenmarkt

Abbau von Hindernissen im Binnenmarkt

Akteure aus Baden-Württemberg und Frankreich diskutieren mit EU-Kommission über Abbau von Hindernissen im Binnenmarkt.

Delegationsreise USA Lincoln-Memorial
Delegationsreise

Wirtschaftsministerin auf Delegationsreise in den USA

Mit einer rund 60-köpfigen Wirtschaftsdelegation ist Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, am 16. November 2025 zu einer mehrtägigen Reise in die USA aufgebrochen.