Für herausragende Verdienste für das Allgemeinwohl hat Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid am 26. Juni 2015, im Namen von Bundespräsident Joachim Gauck, Robert Antretter das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik überreicht.
„Wir ehren heute eine Persönlichkeit, die sich um unsere Gesellschaft verdient gemacht hat. Die sich in ganz besonderem Maße für jene eingesetzt hat, denen es an einer starken Stimme fehlt“, sagte Schmid anlässlich der feierlichen Übergabe des Bundesverdienstordens im Neuen Schloss in Stuttgart. „Robert Antretter hat nicht nur Rechte anderer verteidigt, er hat für eine neue Kultur der Anerkennung und der Normalität gestritten“, betonte Schmid, „Es sind Menschen wie er, die dafür sorgen, dass es in unserer Gesellschaft ein wenig menschlicher zugeht.“
Hintergrundinformationen
Robert Antretter ist 1939 in München geboren worden. Seit 1965 ist er für den SPD-Landesverband Baden-Württemberg tätig.
Ab 1970 war er zehn Jahre lang Landesgeschäftsführer und zog 1980 erstmals über den Wahlkreis Backnang-Schwäbisch Gmünd in den Deutschen Bundestag ein, dem er fünf Wahlperioden lang angehörte. Schwerpunkte seiner Abgeordnetenarbeit waren die Europa-, Außen- und Verteidigungspolitik, wo er sich besonders auf den Minderheitenschutz, Menschenrechte und die Menschenwürde konzentrierte. Während dieser Arbeit entschied er sich in der parlamentarischen Versammlung zur Bioethikkonvention, konsequent gegen Eingriffe an nichteinwilligungsfähigen Personen zu Forschungszwecken einzutreten. Es ist sein großes Verdienst, dass die Konvention bis zum heutigen Tag von Deutschland nicht unterschrieben und ratifiziert wurde.
Im Jahr 2000 wurde Robert Antretter zum Vorsitzenden der Bundesvereinigung Lebenshilfe gewählt. Es ging ihm bei dieser Aufgabe immer darum, dass Menschen mit Behinderung selbstverständlich in die Mitte der Gesellschaft gehören. Viele der Erfolge auf dem Weg zu mehr Teilhabe und Normalität sind seiner kontinuierlichen Arbeit zu verdanken - allen voran die erfolgreiche Aufnahme von Menschen mit Behinderung in das Gleichbehandlungsgesetz. Robert Antretter ist verantwortlich für die Einführung des kleinen Schwerbehindertenausweises im Scheckkartenformat. Außerdem hat er viele andere Verbände für die Gründung des „Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft“ gewinnen können, womit ein wichtiges wissenschaftliches Forum zur besseren Beteiligung behinderter Menschen in Deutschland geschaffen worden ist.
2002 wurde er von der katholischen Kirche zum Vorsitzenden der unabhängigen Kommission sexueller Missbrauch der Diözese Rottenburg-Stuttgart berufen, wo er bis 2011 dazu beigetragen hat, Opfern Gerechtigkeit zu verschaffen.
Ehrenamtlich ist Robert Antretter für die Hospiz-Stiftung Backnang und die Caritas-Stiftung tätig gewesen und war lange Jahre Vorsitzender des Tierschutzvereins Backnang und Umgebung.
1996 erhielt er das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. 2008 wurde ihm die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg verliehen. Papst Johannes Paul II. verlieh ihm 1995 die Komturwürde des Gregoriusordens. Außerdem ist er Träger der Bürgermedaille der Stadt Schwäbisch Gmünd, Träger der Ehrenmedaille der polnischen Stadt Koszalin und der erste Träger der Tom-Mutters-Medaille der Bundesvereinigung Lebenshilfe.