Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid besuchte am 1. September 2015 die einstige Benediktinerabtei vor den Toren der ehemaligen Reichsstadt Ulm. In Kloster Wiblingen hat das Land in den letzten Jahren rund 1,4 Millionen Euro in die Verbesserung der Nutzungsmöglichkeiten investiert. Mittelfristig steht die Sanierung der bedeutenden Klosterkirche auf dem Programm.
Zwischen 50.000 bis 60.000 Menschen sind jedes Jahr zu Besuch in Kloster Wiblingen. Insbesondere der Bibliothekssaal zieht viele Besucher an, aber auch die einstige Klosterkirche, das erste Beispiel eines frühklassizistischen Kirchenraums, gehört zu den Attraktionen. Seit 2006 erschließt ein sehenswertes Klostermuseum die Geschichte und Bedeutung des einstigen Benediktinerklosters. Zur Attraktivität von Kloster Wiblingen tragen Wechselausstellungen bei wie etwa derzeit die Schau „Musikalische Fragmente“, die die im Rahmen eines groß angelegten Forschungsprojektes wieder aufgefundenen Reste von mittelalterlichen Handschriften aus den Klöstern präsentiert. Viele Menschen erleben Kloster Wiblingen aber auch bei den beliebten Großveranstaltungen in den weitläufigen Außenanlagen: Messen, Mittelaltermarkt oder hochkarätig besetzte Open-Air-Konzerte.
Minister Nils Schmid wies darauf hin, dass die große ehemalige Klosteranlage nicht nur touristischen Zwecken dient: „Schon seit der Säkularisation vor 200 Jahren teilen sich verschiedene Nutzer die Gebäude.“ Der Hauptnutzer der Klosteranlage ist heute die Akademie für Gesundheitsberufe am Universitätsklinikum Ulm. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg betreuen das Klostermuseum samt Bibliothekssaal im 2. Obergeschoss des Nordflügels und die Außenbereiche. Weitere Nutzer sind die Universität Ulm mit Gästewohnungen, die Katholische Kirche mit der Basilika und dem Pfarrbüro, die Stadt Ulm mit einem Alten- und Pflegeheim im Südflügel der Anlage und einem Jugendhaus.
Der Unterhalt der weitläufigen Gebäude ist eine bedeutende Aufgabe des Landes. Zwischen 2004 und 2014 flossen von Seiten des Landes rund 1,4 Millionen Euro in den Bauunterhalt der Klosteranlage. Rund 1,9 Millionen Euro wurden zwischen 2006 und 2008 für die Unterbringung der Akademie für Gesundheitsberufe sowie 1,2 Millionen Euro zwischen 2009 und 2014 für weitere allgemeine Baumaßnahmen des Universitätsklinikums einschließlich Bauunterhalt, Brandschutz und Einbau von Unterrichtsbereichen eingesetzt. Die nächste große Aufgabe wird die Sanierung der Klosterkirche voraussichtlich in den Jahren 2018 bis 2022 sein. Dafür fanden in diesem Jahr bereits Untersuchungen der Rauminnenschale und des Dachstuhls statt.
Als oberster Schlossherr und Chef der Staatlichen Schlösser und Gärten erfüllt Minister Schmid mit der Besichtigung der Innovationen in den Monumenten des Landes auch ureigene Aufgaben, ändert sich doch in den historischen Bauwerken ständig etwas. Große Restaurierungen und Baumaßnahmen tragen dazu bei, das kostbare Erbe für die Menschen zu bewahren. Genauso werde ständig an der Verbesserung des Besucherangebotes gearbeitet, denn: „Die Öffnung der Kulturdenkmäler für möglichst viele interessierte Besucher ist eine zentrale Aufgabe des Landes“, so Schmid. Dazu gehöre auch das abwechslungsreiche Programm, mit dem man immer wieder Lust auf den Besuch in den Schlössern, Klöstern und Gärten machen wolle.
Hintergrundinformationen
Kloster Wiblingen wurde 1093 von den Grafen Hartmann und Otto von Kirchberg gestiftet. Benediktinermönche aus St. Blasien betrieben den Aufbau der Gemeinschaft. Die Gründer beschenkten das Stift mit einer Kreuzreliquie, die viele Wallfahrer anzog. Im späten Mittelalter florierte die Abtei und wurde zu einem bedeutenden Zentrum der Klosterreform im süddeutschen Raum. Nach den Zerstörungen und Plünderungen im Dreißigjährigen Krieg begann ab 1714 der barocke Klosterneubau. Geplant war eine symmetrische Vierflügelanlage mit der Kirche in der Mittelachse. Damals entstand der berühmte Bibliothekssaal, eine der bedeutendsten Raumschöpfungen im deutschen Südwesten. Im vergangenen Jahr wurden ein großes Klosterfest und viele weitere Veranstaltungen aus Anlass des 300-jährigen Jubiläums des Baubeginns ausgerichtet. Ihren Abschluss fanden die barocken Bauarbeiten mit der Klosterkirche, in deren Ausstattung die Geschichte und Bedeutung der mittelalterlichen Kreuzreliquie allgegenwärtig ist. Die Weihe erfolgte 1783. Noch heute stellt die ehemalige Klosterkirche in Wiblingen ein Musterbeispiel für eine einheitliche klassizistische Ausstattung dar. Die vier Deckenfresken und das Hochaltarbild stammen von Januarius Zick. Die Fassade im Klosterhof, die geplanten Westtürme und der Südtrakt blieben bei den barocken Bauarbeiten unvollendet. Seit 2006 ist das „Museum im Konventbau“ im ehemaligen Gästeappartement des Klosters neben dem Bibliothekssaal und der ehemaligen Klosterkirche ein neuer Anziehungspunkt für die Besucher. Im Museum werden die Klostergeschichte mit Schwerpunkt auf der weltlichen Klosterherrschaft und die Klosterwirtschaft präsentiert.