Ausbildung

Spitzengespräch Ausbildungsbündnis: Derzeit noch über 38.000 unbesetzte Ausbildungsstellen in Baden-Württemberg

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Ministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut

„Es ist eine gute Nachricht, dass die Betriebe im Land für das kommende Ausbildungsjahr wieder deutlich mehr Ausbildungsstellen bereitstellen. Derzeit sind noch über 38.000 und damit gut die Hälfte der gemeldeten Ausbildungsstellen unbesetzt. Die Chancen für Jugendliche, noch kurzentschlossen einen Ausbildungsplatz zu finden, sind also hervorragend“, sagte Arbeits- und Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut beim heutigen (7. Juli) Spitzengespräch zur Ausbildungssituation in Stuttgart.

Gleichzeitig sei die Zahl der Ausbildungsbewerberinnen und -bewerber weiter rückläufig. Damit bestehe erneut die Gefahr, dass viele Ausbildungsstellen unbesetzt blieben, führte die Ministerin weiter aus. Zudem hätten einige junge Menschen Schwierigkeiten, eine berufliche Perspektive für sich zu entwickeln oder einen für sie passenden Ausbildungsplatz zu finden. „Das werden wir im Ausbildungsbündnis weiter aufarbeiten. Als Sofortmaßnahme haben wir bereits zahlreiche Angebote zur beruflichen Orientierung aufs Gleis gesetzt“, betonte Hoffmeister-Kraut und fügte an: „Wir wollen möglichst viele junge Menschen für eine Ausbildung gewinnen – noch in diesem Jahr und darüber hinaus. Dazu müssen wir die jungen Menschen auf vielen Wegen und möglichst früh mit unseren Betrieben zusammenbringen.“

Mit den „Praktikumswochen Baden-Württemberg“ unterstützt das Ausbildungsbündnis Jugendliche ab 15 Jahren bei der Suche nach einem Praktikumsplatz. Kern ist die Online-Plattform www.praktikumswoche-bw.de, die Jugendliche und Betriebe schnell, unkompliziert und passgenau zusammenbringt. Rund 3.000 Betriebe bieten aktuell rund 180.000 Praktikumstage an. Über die Praktikumswochen und viele weitere Angebote wie Selbsterkundungstools, Lehrstellenbörsen und Berufe-Videos informiert der Flyer „Next-Level: Zukunft“ des Ausbildungsbündnisses.

Die Elternkampagne „Ja zur Ausbildung“ spricht im Netz und in den sozialen Medien Eltern als die wichtigsten Ratgeber bei der Berufswahlentscheidung der Jugendlichen direkt an. Seit diesem Jahr werden neben den IHK-Berufen auch Handwerksberufe und freie Berufe in die Eltern-Kampagne einbezogen. Auch Senior-Ausbildungsbotschafter kommen zu Wort und berichten von ihrer „Karriere mit Lehre“. Zudem wurde der Orientierungstest www.was-studiere-ich.de um Ausbildungsberufe ergänzt. Er unterstützt junge Menschen nun optimal bei der Suche nach einem passenden Studium oder Beruf und hebt damit auch die Gleichwertigkeit von Ausbildung und Studium hervor.

Kultusministerin Theresa Schopper: „Durch die pandemiebedingten Einschränkungen konnte die berufliche Orientierung in den vergangenen Schuljahren nicht wie gewohnt stattfinden. Trotz kreativer Aktionen von Schulen und Betrieben konnte nicht alles aufgefangen werden. Mit den Praktikumswochen und mit unserer ‚Initiative BO durchstarten!‘, zu der wir gestern eine gelungene Auftaktveranstaltung hatten, legen wir deshalb jetzt gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium noch einmal einen Fokus auf die zahlreichen Angebote der beruflichen Orientierung, welche an den Schulen vorhanden sind. Wir wollen mit unseren Initiativen Schwung erzeugen und den Jugendlichen zeigen, dass es noch viele lohnenswerte offene Stellen gibt, auf die sie sich bewerben können.“ Eine besondere Bedeutung komme der Zusammenarbeit und Kooperation mit außerschulischen Partnern wie Unternehmen und Hochschulen zu. Daher solle die Initiative „BO durchstarten!“ dabei helfen, die Netzwerke wieder zu stärken und auch auszubauen. Zum Beispiel solle etwa das Tandem Lehrkraft und Berufsberatung wieder verstärkt zum Einsatz kommen, um jungen Menschen durch Praxiserfahrungen vielfältige Einblicke in die Arbeitswelt zu geben und sie so für einen passenden Beruf zu interessieren, so die Kultusministerin weiter.

Auch in diesem Jahr wurde das Spitzengespräch für die Bilanzierung des vergangenen Ausbildungsjahres genutzt. „Die Ausbildungsbilanz 2021 zeigt mit knapp 66.000 neuen Ausbildungsverträgen zum 30. September 2021 ein Minus von 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das war das Resultat einer generellen Unsicherheit auf dem Ausbildungsmarkt. Deshalb bin ich sehr erleichtert, dass die Betriebe im Land für das kommende Ausbildungsjahr wieder mehr Ausbildungsstellen anbieten. Das Plus von über 9 Prozent führt uns wieder an das Vorkrisenniveau heran“, erläuterte Hoffmeister-Kraut.

Vor diesem Hintergrund brauche es eine für Baden-Württemberg passende Ausbildungsgarantie, die die Entwicklungen auf dem hiesigen Ausbildungsmarkt ebenso wie die Pläne der Bundesregierung mitberücksichtigt. Das Wirtschaftsministerium habe vorsorglich betriebsnahe Maßnahmen ergriffen. Dazu gehöre beispielsweise die Verdoppelung der Förderung der Verbundausbildung, was vor allem der Ausbildung in kleinen und mittleren Unternehmen helfe. Die weiteren Schritte würden derzeit im Bündnis ausgelotet. „Aktuell ist das Wichtigste, den Jugendlichen zu vermitteln, dass sie derzeit sehr gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz haben, dass wir sie bei der Berufswahlentscheidung nicht alleine lassen und dass die Perspektiven mit einer Ausbildung hervorragend sind. Nachdem die Beschränkungen durch die Corona-Pandemie aufgehoben sind, gibt es wieder eine Vielzahl und Vielfalt an bewährten, neuen oder erweiterten Angeboten zur beruflichen Orientierung in Baden-Württemberg, um sich selbst ein Bild zu machen“, so die Ministerin.

Zahlen zur aktuellen Ausbildungsmarktsituation:
Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber für Ausbildungsstellen ist im Vorjahresvergleich um 2,2 Prozent (1.038) auf 45.338 gesunken.

  • Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen ist im Vorjahresvergleich um 9,2 Prozent (6.188) auf 73.502 gestiegen.
  • Die Stellen-Bewerber-Relation liegt bei 1,6 und damit höher als im Vergleich zum Vorjahresmonat (1,44). Der Grund dafür ist, dass die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber zurückging und die Zahl der Ausbildungsstellen gestiegen ist.

Weitere Statements der Bündnispartner
Leiter der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit Christian Rauch „Die Praktikumswoche ist eine tolle Möglichkeit, um in einer kurzen Zeit in viele Berufe reinzuschnuppern. Begleitend steht unsere Berufsberatung persönlich, telefonisch sowie online zur Verfügung. Darüber hinaus haben wir passgenaue Förderleistungen, die einen erfolgreichen Start in die Ausbildung ermöglichen. Alle Interessierten sollten noch heute einen Termin vereinbaren, um sich einen spannenden und zukunftsorientierten Ausbildungsplatz für September zu sichern.“

Marjoke Breuning, Präsidentin der IHK Region Stuttgart und Vizepräsidentin des BWIHK: „Es ist klar, dass die Berufsorientierung ganz oben auf der politischen Agenda stehen muss. Es ist deshalb ein richtiger und wichtiger Schritt, dass sich die Bündnispartner landesweit auf einen Neustart der Berufsorientierung verständigt haben und der Schwerpunkt unseres heutigen Spitzengesprächs auf der Berufsorientierung liegt - und damit letztendlich auch auf der Frage, ob die Unternehmen auch zukünftig ihren Berufsnachwuchs in ausreichender Anzahl über eine betriebliche Ausbildung gewinnen können.“

Maren Diebel-Ebers, stellvertretende Vorsitzende des Deutscher Gewerkschaftsbunds (DGB) Baden-Württemberg: „Der Ausbildungsmarkt ist von massiven Passungsproblemen bestimmt. Für Ausbildungsinteressierte ist es oft nicht einfach, vor Ort den passenden Ausbildungsplatz zu finden. Wir erwarten, dass mehr Betriebe jungen Menschen eine Chance geben – auch im eigenen Interesse. Viele Schülerinnen und Schüler stehen zudem vor dem Problem, dass sie viele Berufe gar nicht kennen und deswegen keine fundierte Entscheidung treffen können. Deshalb muss die berufliche Orientierung an allen Schularten verstärkt werden. Auch die Betriebe sind gefordert: Die Fachkräfte von morgen bindet nur derjenige an sich, der jungen Menschen gute Startbedingungen ins Arbeitsleben bietet. Wir dürfen nicht vergessen: Die Folgen der Pandemie sind immer noch spürbar. In den nächsten Jahren wird sich voraussichtlich eine nennenswerte Zahl von vorangegangenen Jahrgängen um einen Ausbildungsplatz bemühen – zusätzlich zu den regulären Schulabgängerinnen und Schulabgängern. Um ihnen allen eine Perspektive zu bieten, müssen jetzt wirksame Maßnahmen ergriffen werden.“

Anlagen:

Weitere Meldungen

4 - Motoren für Europa
4 Motoren für Europa

Vier Motoren für Europa

Vier Motoren für Europa: Automobilregionen fordern mehr Rückendeckung der EU bei Strukturwandel der Automobilindustrie.

Auftaktveranstaltung der Frauenwirtschaftstage 2025 im Haus der Wirtschaft in Stuttgart
Frauenwirtschaftstage

21. Frauenwirtschaftstage starten

21. Frauenwirtschaftstage starten zum Thema „Zukunft gestalten: Frauen & Männer stark als Team“

Startschuss für „The Biointelligence"
S-TEC

Wirtschaftsministerin Dr. Hoffmeister-Kraut gibt Startschuss für The Biointelligence

Anlässlich des Biointelligence Summits hat Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, heute (7. Oktober) den Startschuss für das Projekt „The Biointelligence Engine“ gegeben.

Gruppenbild anlässlich der Touristischen Fachveranstaltung in der Landesvertretung in Berlin
Tourismus

Tourismus trifft Innovation

Unter dem Titel „Let´s talk about tourism „Tourismus trifft Innovation“ diskutierten rund 110 Gäste aus Tourismuswirtschaft, Politik, Verwaltung, Verbänden und Hochschulen in der LV Baden-Württemberg in Berlin über die Zukunft des Tourismus.

Glühbirne
Förderung

Land fördert Weiterentwicklung des Kompetenzzentrums Quantencomputing BW

Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg fördert die Fortsetzung und Weiterentwicklung des Kompetenzzentrums Quantencomputing Baden-Württemberg (KQCBW) mit rund 8,5 Millionen Euro.

Wirtschaftsgipfel 2025
Wirtschaftsgipfel 2025

For a Stronger European Future: Wirtschaftsgipfel Baden-Württemberg 2025

For a Stronger European Future: Wirtschaftsgipfel Baden-Württemberg – EU 2025 setzt Impulse für die Wirtschaftspolitik Europas.

unsplash / kendall ruth
Handel

Beirat Zukunft Handel/Innenstadt schließt Tätigkeit erfolgreich ab

Seit Ende 2022 hat sich der Experten-Beirat Zukunft Handel/Innenstadt mit aktuellen Fragen des Einzelhandels und der Innenstädte in Baden-Württemberg befasst.

Glühbirne
Arbeitsmarktzahlen

Zumeldung Arbeitsmarktzahlen September 2025

Zumeldung Arbeitsmarktzahlen: Keine Erholung – Arbeitsmarkt muss durchlässiger werden und unbürokratischere Lösungen ermöglichen

Auftaktveranstaltung der Frauenwirtschaftstage 2025 im Haus der Wirtschaft in Stuttgart
Frauenwirtschaftstage

Auftaktveranstaltung der Frauenwirtschaftstage BW 2025

Wirtschaftsministerin betont bei Auftaktveranstaltung der Frauenwirtschaftstage BW 2025 positive Effekte partnerschaftlicher Teamarbeit.

Quelle: unsplash / dylan-gillis
Praktikumswochen

Check Dein Talent: Praktikumswochen starten im Oktober

Vom 13. bis zum 31. Oktober finden wieder die Praktikumswochen Baden-Württemberg statt. Schülerinnen und Schüler können in zahlreiche Unternehmen hineinschnuppern und ausprobieren, welche der vielen Ausbildungsberufe am besten zu ihnen passen.

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Bundesrat

Wirtschaftsministerin äußert sich anlässlich der Befassung im Bundesrat

Wirtschaftsministerin betont Bedeutung von Start-ups und KMU zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit Deutschlands

Forum Gesundheitsstandort BW 2025
Gesundheit

Forum Gesundheitsstandort

Forum Gesundheitsstandort: Präventionsallianz soll Gesundheitsvorsorge und Gesundheitskompetenz im Land verbessern.

Kassenarbeitsplatz in einem Supermarkt
Ladenöffnungsgesetz

Änderungen im Ladenöffnungsgesetz

Der Ministerrat hat heute (23. September) die Freigabe zur Anhörung im Rahmen der Änderung des Ladenöffnungsgesetzes beschlossen, um den Betrieb vollautomatisierter Verkaufsstellen klar zu regeln.

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Sozialtransfersystem

ifo-Studie Sozialtransfersystem/Hoffmeister-Kraut: grundlegende Neuausrichtung nötig

Wirtschafts- und Arbeitsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut äußert sich zur Veröffentlichung der ifo-Studie „Konzeption eines integrierten Sozialtransfersystems“.

unsplash / kendall ruth
Arbeitsmarkt

Jobcenter werden bei Digitalisierung unterstützt / Start des Pilotprojekts

Drei kommunale Jobcenter in Baden-Württemberg führen mit Unterstützung des Wirtschafts- und Arbeitsministeriums ein innovatives Digitalisierungsprojekt durch.