Bei dem vom Finanz- und Wirtschaftsministerium initiierten Fachkräftetag sind weitere wichtige Schritte zur Fachkräftesicherung für das Land unternommen worden. Dazu gehören die Förderung von Welcome Centern in den Regionen des Landes und die neue Weiterbildungsinitiative „Quali-Lift“ zur Schulung Un- und Angelernter.
Bei dem Termin bei dem Kornwestheimer Unternehmen mm-lab traf Minister Nils Schmid außerdem auf spanische Ingenieure, die in Baden-Württemberg arbeiten und informierte sich über neue Initiativen zur Anwerbung südeuropäischer Fachkräfte. „Die Sicherung des Fachkräftebedarfs ist eine der wichtigsten Standortfragen für unser Hightech-Land. Noch nie stand die Fachkräftesicherung so weit oben auf der Agenda, wie bei der jetzigen Landesregierung - etwa mit unseren Ausbildungsbotschaftern oder dem Ausbau der Berufsorientierung in der Schule“, sagte Schmid. Zugleich informierte er über die neue Förderung von Welcome Centern: „Die Landesregierung und die Fachkräfteallianz Baden-Württemberg heißen internationale Fachkräfte sehr willkommen. Deswegen fördern wir eine Willkommenskultur, die vor allem vom Land, von der Wirtschaft, den Kommunen und den Hochschulen gelebt werden muss. Zur Willkommenskultur gehören gute Rahmenbedingungen. Ein wichtiger Baustein dafür sind die Welcome Center“.
Welcome Center werden mit bis zu 1,5 Millionen Euro gefördert
Das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft wird den Aufbau von Welcome Center in den Regionen des Landes fördern. Welcome Center sollen als zentrale Anlaufstelle mit Erstberatungs- und Lotsenfunktion für internationale Fachkräfte fungieren. Themen wären beispielsweise Aufenthaltsrecht, Arbeitsrecht, Deutschkurse, Wohnung, Kinderbetreuung, Schule, Arbeitsplatz für die Partnerin oder den Partner, Kultur und Freizeit. Auch mittelständische Firmen sollen sich an sie wenden können, um sich über Möglichkeiten und Wege zur Gewinnung von Fachkräften im Ausland zu informieren. Die Fördermittel für diese Anschubfinanzierung stammen aus dem Europäischen Sozialfonds. Voraussichtlich wird die Gesamtförderung 1,5 Millionen Euro betragen. Förderanträge können bis 12. Oktober eingereicht werden. Finanziert werden damit die Erarbeitung einer Konzeption und der Betrieb von Welcome Centern in der Anfangsphase. Die Fachkräfteallianz der Region Stuttgart, in der die Wirtschaftsorganisationen, die Gewerkschaften und die Arbeitsagenturen vertreten sind, wollen ein Welcome Center für die Region Stuttgart einrichten. Gleichzeitig wollen sie, entsprechend dem Vorgehen der landesweiten Fachkräfteallianz, das inländische Fachkräftepotenzial vor allem von Frauen, Älteren und bereits hier lebenden Personen mit Migrationshintergrund verstärkt ausschöpfen. Ein wichtiges Instrument dazu ist die berufliche Bildung.
Bildungsinitiative „Quali-Lift" für Un- und Angelernte
Die Fachkräfteallianz der Region Stuttgart hat dazu die Bildungsinitiative „Quali-Lift“ ins Leben gerufen. Dafür stellen die Agenturen für Arbeit der Region Stuttgart im Jahr 2013 rund 13,3 Millionen Euro zur Verfügung. Mit dem Geld werden Un- und Angelernte in kleinen und mittleren Unternehmen sowie Arbeitslose ohne Berufsabschluss zu Fachkräften qualifiziert, davon 274 im Hightech-Bereich und 93 in Pflegeberufen. Ein zweiter Schritt sieht vor, dass Fachkräfte zu Meistern sowie Meister und Techniker mit Hochschulberechtigung zu Ingenieuren weitergebildet werden. Petra Cravaack, Vorsitzende der Geschäftsleitung der Agentur für Arbeit Stuttgart erläutert: „Bereits jetzt spüren wir deutlich, dass das Thema Fachkräftemangel nicht nur Ingenieure betrifft. Genauso wichtig ist es für unsere Unternehmen, dass sie Meister und Techniker sowie qualifizierte Facharbeiter in ihren Reihen haben. Der „Quali-Lift“ hält an jedem Stockwerk, also auf jeder Qualifikationsstufe, und bringt die Betreffenden jeweils eine Qualifikationsstufe höher.“
Regionale Fachkräfteallianzen werden mit 700.000 Euro gefördert
Die Fachkräfteallianz der Region Stuttgart und die landesweite Fachkräfteallianz wollen künftig zudem noch enger zusammenarbeiten. Dazu wurde ein kontinuierlicher gegenseitiger Erfahrungsaustausch vereinbart. Schmid lobte die regionalen Fachkräfteallianzen als wesentliches Instrument der Fachkräftesicherung im Land. „Nur über die regionalen Akteure kann das Fachkräftethema die notwendige Breitenwirkung im Land erzielen. Vor Ort kennt man die regionalen Besonderheiten des Arbeitsmarkts am besten und kann passgenaue Maßnahmen zur Fachkräftesicherung umsetzen.“ Das Finanz- und Wirtschaftsministerium fördert Koordinierungsstellen, die regionale Fachkräfteallianzen auf- und ausbauen und sich um die Umsetzung konkreter Maßnahmen kümmern. Es stellt dazu insgesamt 700.000 Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und Landesmitteln zur Verfügung. Ab Oktober wird es in allen zwölf Regionen des Landes regionale Fachkräfteallianzen geben. Auch in der Region Stuttgart wird eine Koordinierungsstelle gefördert. Sie ist bei der regionalen Wirtschaftsförderung Stuttgart angesiedelt. „Die Koordinierungsstelle bündelt die Kräfte in der Region, sorgt für eine reibungslose Umsetzung der Projekte und hält den Kontakt zu den Unternehmen. Mit ihrer Hilfe gelingt es uns wesentlich besser, das regionsinterne Fachkräftepotenzial zu erschließen“, sagte Dr. Walter Rogg, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH. Auch das Projekt Quali-Lift wird von der Koordinierungsstelle umgesetzt.
Spanischer Ingenieurverband eröffnet Büro in Schwäbisch Hall
Eine weitere Neuigkeit ist, dass sich der spanische Ingenieurverband künftig mit einem Büro in Schwäbisch Hall um zugewanderte Ingenieure aus Spanien kümmert. Das Büro begleitet fachlich zertifizierte Spanier von der Stellensuche über die Integration in Baden-Württemberg bis hin zu einer eventuell späteren Rückkehr nach Spanien. Minister Schmid traf außerdem auf spanische Ingenieure, die bei der Firma mm-lab angestellt sind. Einen wichtigen Beitrag bei der Vermittlung lieferte die „Aktion Nikolaus“, bei der im Dezember 2011 rund 100 Ingeneurinnen und Ingenieure auf Einladung des Finanz- und Wirtschaftsministeriums nach Stuttgart reisten und auf einer Jobmesse mit hiesigen Unternehmen in Kontakt kamen. Ein Drittel von ihnen hat auf diesem Weg einen Job gefunden.