Carbon Management

Land positioniert sich zu Carbon Management

Der Ministerrat hat heute (15. Oktober 2024) ein Positionspapier zu Carbon Management verabschiedet.

Berechne Lesezeit
  • Teilen
Virtuelle Visualisierung einer Glühbirne

Carbon Management bezeichnet die Abscheidung und Nutzung beziehungsweise die Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoffdioxid, kurz CCU/S (Carbon Capture and Usage/Storage). Ohne den Einsatz der Technologie gelingt es diversen Wirtschaftszweigen nicht, klimaneutral zu werden, allen voran der Zement- und Kalkindustrie. Carbon Management ist daher elementar für den klimaneutralen Umbau – insbesondere der Industrie – bis 2040. Zugleich ergeben sich aus dem Einsatz der Technologie wirtschaftliche Potenziale für das Land. Auch in der Wissenschaft wird die Bedeutung von CCU/S gesehen.

„Wenn wir unsere ambitionierten Klimaziele erreichen und zugleich ein attraktiver Wirtschaftsstandort bleiben wollen, ist es wichtig, dass heute schon nach Möglichkeiten gesucht wird, wie CO2 abgeschieden, gespeichert, transportiert und wiederverwendet werden kann. Mitentscheidend, ob der Hochlauf von CCU/S gelingen kann, wird auch der Aufbau einer CO2-Infrastruktur sein. Es darf hier kein Nord-Süd-Gefälle im Sinne einer zeitlichen Staffelung geben. Zudem sollte der Bund Möglichkeiten prüfen, um eine staatliche Absicherung für den Bau und Betrieb zu gewährleisten“, so Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Anschluss an die Kabinettssitzung.

Thekla Walker, Umwelt- und Energieministerin, betonte: „Priorität hat nach wie vor, CO2-Emissionen zu vermeiden. Ist das nicht machbar, setzen wir auf CCU und CCS als wichtige Bausteine, um die Klimaschutzziele des Landes und insbesondere die Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen. Mit dem Positionspapier gehen wir einen wichtigen Schritt voran.“

Dr. Patrick Rapp, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, sagte: „Wir wollen Produktionsstandorte, Arbeitsplätze und Wertschöpfung im Land halten und zukunftsfest machen. Carbon Management kann den Industrien, die den Ausstoß von Kohlendioxid nicht oder nur schwer vermeiden können, helfen, klimaneutral zu werden. Dafür müssen wir heute die Weichen stellen.“

Maike Schmidt, Vorsitzende des Klima-Sachverständigenrats, sagte: „Der Klima-Sachverständigenrat begrüßt das Positionspapier der Landesregierung ausdrücklich. Das ist ein wichtiger Schritt, um den Industriestandort Baden-Württemberg auch unter den Anforderungen der Netto-Treibhausgasneutralität bis 2040 zu sichern. Dem muss jetzt sehr schnell die Umsetzung folgen, insbesondere bei der Finanzierung und dem Aufbau einer CO2-Infrastruktur, der Technologieerprobung und der Nutzung von abgeschiedenem CO2 zur gleichzeitigen Sicherung von Klimaschutz und Wertschöpfung.“

Dr. Dominik von Achten, Vorstandsvorsitzender Heidelberg Materials, als Vertreter einer besonders betroffenen Branche ergänzte: „Das Bekenntnis der Landesregierung zur Bedeutung von CCU und CCS für die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts und den Klimaschutz ist wegweisend und ein wichtiges Signal für die Zementindustrie. Besonders entscheidend ist der Impuls für den schnellen Aufbau einer CO2-Infrastruktur. Jetzt zählt die Umsetzung, die wir nach Kräften unterstützen.“

Klima-Rangfolge gilt weiterhin

Die Klima-Rangfolge im Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz Baden-Württemberg ist auch weiterhin zu beachten. Das heißt, nur die Treibhausgasemissionen, die sich nicht oder mit verhältnismäßigem Aufwand nicht vermeiden oder verringern lassen, sollen für eine Anwendung von CCU/S in Frage kommen. Das trifft etwa auf die Zement- und Kalkindustrie zu oder auf Anlagen der thermischen Abfallbehandlung. Auch in Teilen der chemischen Industrie und Raffineriestandorten, in der Glas- und Papierindustrie sowie bei der Herstellung von Stahl können technisch unvermeidbare Emissionen entstehen.

Carbon Management birgt wirtschaftliche Potenziale

Das Thema Carbon Management birgt auf Anbieter- und Herstellerseite wirtschaftliche Chancen und regionale Wertschöpfungspotenziale für den Standort Baden-Württemberg. Beispiele sind etwa der Maschinen- und Anlagenbau oder der Bereich GreenTech. Dies gilt insbesondere für die Nutzung von nicht oder schwer vermeidbarem CO2 (CCU). Hier lautet das Motto: Nutzen, was an Emission da ist und sich nicht vermeiden lässt. Für die künftige Versorgung der chemischen Industrie mit Kohlenstoffverbindungen kann CCU eine wichtige Rolle spielen. CCU ist hier ein wichtiges Element eines Kohlenstoffkreislaufes der Zukunft, der beispielsweise durch das Recycling von Kunststoffen oder über eine verstärkte Rückgewinnung und Nutzung des CO2 entsteht.

Startpunkt für breiter angelegten Arbeitsprozess

Das Positionspapier zum Carbon Management ist der Startpunkt für einen breiter angelegten Arbeitsprozess zum Thema Carbon Management in Baden-Württemberg. Das Umweltministerium und das Wirtschaftsministerium werden sich die Federführung bei dem Thema teilen. Jährlich soll es Gesprächsformate auf politischer Ebene mit relevanten Stakeholdern zu Fortschritten und Ausblick zum Carbon Management in Baden-Württemberg geben. Ein Steuerungskreis wird ebenfalls eingerichtet, um das Thema kontinuierlich zu begleiten. Verschiedene Themenfelder sollen gemeinsam mit relevanten Stakeholdern bearbeitet werden und die Landesagentur Umwelttechnik Baden-Württemberg mit einer Geschäftsstelle koordinierende Aufgaben übernehmen.

Benachteiligung des Landes bei der CO2-Infrastruktur vermeiden

Für Baden-Württemberg hat der Anschluss des Landes an eine europaweite CO2-Pipeline-Infrastruktur eine hohe Priorität. Eine Benachteiligung der Industriestandorte in den südlichen Bundesländern gegenüber den nördlicheren Bundesländern ist zu vermeiden. Daher sollte der Aufbau der CO2-Pipeline-Infrastruktur nicht zeitlich gestaffelt von Nord nach Süd erfolgen. Stattdessen sollte der Aufbau parallel an verschiedenen Punkten ansetzen. Der Bau und Betrieb einer CO2-Pipeline-Infrastruktur stellt grundsätzlich eine privatwirtschaftliche Aufgabe dar. Der Bund soll aber die Möglichkeiten prüfen, eine staatliche Absicherung zur Verfügung zu stellen.

Einbettung in Aktivitäten auf Bundes- und EU-Ebene

Die Aktivitäten des Landes im Bereich Carbon Management sind eingebettet in die übergeordneten Rahmenbedingungen auf Bundes- und EU-Ebene, die sich derzeit teilweise noch in Ausarbeitung befinden. Beispielsweise wird erwartet, dass im Rahmen der Carbon Management-Strategie des Bundes eine genaue Definition von unvermeidbaren und schwer vermeidbaren Prozess- und Restemissionen festgeschrieben wird. Diese soll dann auch die Grundlage für den Umgang mit solchen Emissionen in Baden-Württemberg darstellen.

Weitere Untersuchungen für CO2-Speicherung erforderlich

Die Landesregierung begrüßt die durch den Bund geplante Ermöglichung der CO2-Speicherung (CCS) in den deutschen Offshore-Gebieten unter Berücksichtigung der Aspekte des Meeresschutzes und weiterer Nutzungsarten. Für Baden-Württemberg selbst liegt aktuell keine fundierte Bewertung der Potenziale der CO2-Speicherung vor. Die Landesregierung ist weiterführenden Untersuchungen gegenüber aufgeschlossen und wird die Ermittlung der vorhandenen Potenziale schnellstmöglich anstoßen. Die gesellschaftliche Akzeptanz von CCU/S ist von zentraler Bedeutung für ein effektives Carbon Management in Baden-Württemberg. Dies gilt insbesondere für die CO2-Speicherung, aber auch darüber hinaus.

Zahlen, Daten, Fakten

  • Baden-Württemberg soll laut Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz Baden-Württemberg (KlimaG BW) bis 2040 eine bilanzielle Netto-Treibhausgasneutralität („Klimaneutralität“) erreichen. Dies wird ohne den Einsatz von CCU/S nicht gelingen. Das hat auch der Klima-Sachverständigenrat Baden-Württemberg im Rahmen seiner Stellungnahmen hervorgehoben.
  • In den Zementanlagen wurden landesweit in 2022 zuletzt ca. 3,1 Mio. t CO2 freigesetzt; davon circa 2 Mio. t CO2 prozessbedingt und damit nicht vermeidbar.

Anlage: Positionspapier (PDF)

Weitere Meldungen

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut

Hoffmeister-Kraut übernimmt Vorsitz der Wirtschaftsministerkonferenz

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut wird zum 1. Januar 2025 den Vorsitz der Wirtschaftsministerkonferenz (WMK) übernehmen. Der Vorsitz wird Baden-Württemberg turnusmäßig für insgesamt zwei Jahre bis Ende 2026 übertragen.

Paragraph auf Europaflagge

Wichtiger Schritt: Verhandlungsabschluss zwischen der EU und der Schweiz

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, bezeichnete den am 20. Dezember verkündeten Verhandlungsabschluss zwischen der EU und der Schweiz als „wichtigen Schritt“, dem nun zügig weitere folgen müssten.

Move your idea
Start-up BW

Move Your Idea: Rocket Stabilizer zieht ins Landesfinale ein

Mit dem Gründungswettbewerb „Start-up BW Elevator Pitch“ sucht das Wirtschaftsministerium bereits zum elften Mal nach den einfallsreichsten Geschäftsideen und besten Gründerinnen und Gründern im Land.

Glühbirne
Konjunktur

IAW und Universität Hohenheim legen Konjunkturprognose vor

Das Tübinger Institut für angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) in Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim legte seine aktuelle Konjunkturprognose für Baden-Württemberg vor.

Glühbirne / © seabass creatives / Unsplash
Innenstadtberater

Rund 1,7 Millionen Euro für regionale Innenstadtberater bis Ende 2026

Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus fördert regionale Innenstadtberater in Baden-Württemberg bis Ende 2026 mit weiteren rund 1,7 Millionen Euro.

Start-up BW

„Abnoba“ gewinnt 5. Start-up BW Female Founders Cup

Beim fünften Start-up BW Female Founders Cup am 16. Dezember 2024 haben Gründerinnen und Start-ups von Frauen ihre Geschäftsideen vor Fachjury und Publikum präsentiert.

Quelle: unsplash / dylan-gillis
Betriebliche Weiterbildung

Betriebliche Weiterbildung erstmals wieder auf Vor-Corona-Niveau

Im Auftrag des Wirtschaftsministeriums hat das Tübinger Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung e. V. (IAW) den Bericht „Betriebliche Fort- und Weiterbildung in Baden-Württemberg 2023“ veröffentlicht.

Förderung

Wirtschaftsministerium investiert in wegweisende Halbleitertechnologie

Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg fördert die Weiterentwicklung der Forschungsinfrastruktur des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Festkörperphysik (IAF) in Freiburg mit 4,35 Millionen Euro.

Regional Cup Pforzheim - Gewinner
Start-up BW

Regional Cup Nordschwarzwald: OnlyGreens aus Ispringen zieht ins Landesfinale ein

Mit dem Gründungswettbewerb „Start-up BW Elevator Pitch“ sucht das Wirtschaftsministerium bereits zum elften Mal nach den einfallsreichsten Geschäftsideen und besten Gründerinnen und Gründern im Land.

Virtueller Datenfluss im Web
Förderung

12,7 Millionen Euro Förderung für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt

Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus beteiligte sich im Jahr 2024 mit einer Förderung in Höhe von rund 12,7 Millionen Euro an der Grundfinanzierung des DLR e.V.

Eine Roboterhand tippt auf einem Monitor aus Glas
Förderprojekt

Förderprojekt des Wirtschaftsministeriums startet - Reallabor

Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg fördert ein Reallabor für rechtskonforme Künstliche Intelligenz und Robotik mit 495.000 Euro bis Dezember 2025.

Baden-Württemberg Repräsentanz

Staatssekretär eröffnet neue Räume des Baden-Württemberg-UK-Office in London

Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Patrick Rapp ist in das Vereinigte Königreich gereist, um die neuen Räume der Baden-Württemberg Repräsentanz, das Baden-Württemberg–UK-Office, im Stadtteil Middle Temple in London zu eröffnen.

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Ausbildung

Weitere 4 Mio. Euro für Integration von Zugewanderten in Ausbildung für 2025 und 2026

Das Wirtschaftsministerium verlängert das Kümmerer-Programm für die Jahre 2025 und 2026. Gefördert werden 43,5 Kümmerer-Vollzeitstellen bei 23 Kammern, Bildungsträgern und Landkreisen mit weiteren rund 4 Millionen Euro.

Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg, Sechste Jahresveranstaltung
Gesundheitswirtschaft

Digitalisierung und KI als Wachstumspotenzial für die Gesundheitswirtschaft

Unter dem Motto „Chancen und Herausforderungen für einen vernetzten Gesundheitsstandort“ fand am 05. Dezember in Mannheim im Rahmen der 6. Jahresveranstaltung des Forums Gesundheitsstandort der Fachtag des Wirtschaftsministeriums BW statt.

Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut
Start-up BW

Hohe Nachfrage nach Frühphasenförderung – Start-up BW Pre-Seed

Start-up BW Pre-Seed ist ein Förderprogramm des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus und der L-Bank, mit dem junge Unternehmen in einer sehr frühen Phase ihrer Existenz unterstützt werden.