Eine breite Allianz will Baden-Württemberg zum internationalen Top-Standort für Informations- und Kommunikationstechnologie machen. Wirtschaftsminister Nils Schmid und Wissenschaftsministerin Theresia Bauer unterzeichneten dazu bei einem Spitzengespräch zusammen mit Vertretern von rund 30 Organisationen aus Wirtschaft und Wissenschaft die Vereinbarung FORWARD >>IT zur Gestaltung des digitalen Zeitalters in Baden-Württemberg.
Darin enthalten sind unter anderem die Ankündigung von weiteren finanziellen Mitteln für die Branche durch das Land, das Bekenntnis zur Sicherheit von IKT-Systemen und Daten sowie die Bereitschaft zum Ausbau von Forschungskooperationen. „Unser Land ist ein international führender IKT-Standort“, erklärten Schmid und Bauer anlässlich der Unterzeichnung bei der Stuttgarter Messe IT & Business, „und mit dieser Vereinbarung legen wir den Grundstein dafür, dass wir unsere Position in der kommenden Dekade nicht nur halten, sondern dank einer breiten Allianz weiter ausbauen werden.“
„Mit seiner innovativen Forschungslandschaft, seiner leistungsfähigen IKT-Branche und den exportstarken Anwenderbranchen wie Fahrzeug- und Maschinenbau hat Baden-Württemberg alle Voraussetzungen, zu den großen Gewinnern der Digitalisierung der Wirtschaft zu gehören“, ergänzte Schmid. „Die konsequente und umfassende Digitalisierung der Industrie, auch Industrie 4.0 genannt, bedeutet gerade für unser Land mit seinem starken produzierenden Gewerbe eine neue industrielle Revolution. Deshalb wollen wir bei der anstehenden Aufstellung des nächsten Doppelhaushaltes auch mehr Finanzmittel für die Weiterentwicklung der IKT in Baden-Württemberg bereit stellen.“
Hervorragende Bedingungen für Spitzenforschung
„Innovation beginnt mit Wissenschaft“, sagte Theresia Bauer. An den Hochschulen habe die Landesregierung hervorragende Bedingungen für die Spitzenforschung und die angewandte Forschung geschaffen. Über die IKT-Allianz werde nun der Transfer von aktuellem Forschungswissen in die Unternehmen verbessert. Beispielsweise sei Baden-Württemberg europaweit unter den Vorreitern für High Performance Computing, insbesondere für ingenieurwissenschaftliche Anwendungen und den Transfer in die Industrie. Das Höchstleistungsrechenzentrum an der Universität Stuttgart bilde hierbei einen besonderen Kernbaustein der HPC-Landesstrategie. „Diese Strategie werden wir in der kommenden Dekade ausbauen, auch für Kooperationen mit der Wirtschaft“, betonte Bauer. Die Gründung der Allianz ist der Startschuss für Gemeinschaftsprojekte in den nächsten Jahren. Das Land wird im Frühjahr 2014 nach der Detailprüfung eingereichter Vorschläge konkrete Fördermaßnahmen beschließen.
Die Vereinbarung FORWARD >>IT ist ein wichtiger Meilenstein des im Jahr 2012 vom Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium initiierten Branchendialoges. In dessen erster Phase identifizierten rund 100 unabhängige Experten bis Mai 2013 zentrale Themenfelder und Handlungsbereiche. Hierauf aufbauend berieten bis Anfang September 2013 die Stakeholder der baden-württembergischen IKT in Gesprächsrunden mit dem Mittelstandsbeauftragen der Landesregierung, Peter Hofelich, Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Branche im Land. Die Gründung der IKT-Allianz Baden-Württemberg hebt die Zusammenarbeit auf eine neue Ebene. Mit der FORWARD >>IT - Vereinbarung wird ein gemeinsames Verständnis für die Herausforderungen und Chancen der rasanten Fortschritte der IKT zugrunde gelegt.
Die Vereinbarung zentriert sich auf drei große Handlungsfelder:
- Sicherheitsfragen der IKT-Systeme und der Datennutzung. Baden-Württemberg soll zum Vorreiter einer modernen, ganzheitlichen und auch bezahlbaren IKT-Sicherheitstechnologie werden. Hierzu soll unter anderem die Forschung an Hochschulen und Instituten ausgebaut und der Transfer in die Märkte beschleunigt werden.
- Die Auswirkungen der Querschnittstechnologie IKT auf Anwenderbranchen wie Maschinen- und Fahrzeugbau. Die IKT-Allianz stellt die gestiegenen Anforderungen der Kunden an maßgeschneiderte Software heraus, ebenso die wirtschaftlichen Chancen für Baden-Württemberg durch Cloud Computing und Big-Data-Nutzung. Die symbiotische Verbindung von IKT und Produktionstechnik wird die „Smart Factory“ der Zukunft etablieren. Um die Chancen der Industrie 4.0 zu nutzen, setzt die Vereinbarung auf weitere Forschung und schnellen Ergebnistransfer in Bereiche wie die Mensch-Maschinen-Interaktion, Augmented Reality und Virtualisierung, aber auch auf Automatisierung und Qualitätssicherung in der IKT-Entwicklung. Auch in anderen Anwendungsbereichen wird sich die IKT immer mehr als Innovationstreiber für die gesellschaftlichen Herausforderungen entwickeln. IKT ist unabdingbar für moderne Energie- und Mobilitätskonzepte.
- Standortentwicklung Baden-Württemberg. Die Unterzeichner setzen sich unter anderem dafür ein, Neugründungen von Unternehmen mit regional verteilten, IKT-spezifischen Gründerzentren zu unterstützen. Für hochinnovative Gründungen will das Land gemeinsam mit der Wirtschaft einen neuen Wagniskapitalfonds einrichten, zu dessen Förderadressaten insbesondere die IKT-Branche zählen soll.
Zur Gewinnung von Fachkräften werden an den Hochschulen IKT-nahe Studiengänge und Angebote für die Weiterbildung ausgebaut. Darüber hinaus will sich die IKT-Allianz dafür einsetzen, das gesamte Fachkräftepotenzial zu erschließen. Hierzu sei eine Willkommenskultur im Aufenthaltsrecht, im Berufsanerkennungsrecht, in den Ausländerbehörden, den Hochschulen, den Kommunen, den Regionen und den Unternehmen notwendig. Im kommenden Jahr soll der Austausch auf Spitzenebene zwischen der Politik, der Wirtschaft und der Wissenschaft bei einem Folgetreffen im Rahmen der Messe IT & Business fortgesetzt werden.
Am 26. September sprechen Minister Schmid und Ministerin Bauer außerdem auf der IKT-Landeskonferenz FORWARD >>IT. Weitere prominente Rednerin ist unter anderen die IBM-Deutschlandchefin Martina Koederitz.