Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut startet am Sonntag (2. Juni) zu einer viertägigen Delegationsreise nach Russland. „Russland ist ein bedeutender globaler Akteur und wichtiger Wirtschaftspartner von Baden-Württemberg. Deswegen will ich unsere Wirtschaftsbeziehungen neu beleben und in einen Dialog treten“, sagte Hoffmeister-Kraut vor ihrer Abreise in Stuttgart. Nach einem Abwärtstrend befindet sich die russische Wirtschaft seit 2017 wieder auf einem Wachstumskurs. Um die Wachstumsraten weiter zu erhöhen, setzt die russische Regierung auf eine umfassende Modernisierung der Wirtschaft und verstärkt Investitionen in Schlüsselbranchen.
Die Reise steht unter dem Titel „Russlands Industrie im digitalen Wandel – Chancen für die baden-württembergische Wirtschaft“. Stationen der Reise werden die Städte Moskau und Sankt Petersburg sein. Begleitet wird die Ministerin von einer rund 40-köpfigen Delegation von Unternehmen, Wirtschaftsverbänden und Kammerorganisationen sowie Politik und Medien.
Im Fokus der Reise stehen der Maschinenbau und die Automobilindustrie mit dem übergreifenden Schwerpunktthema Digitalisierung. „Russlands Modernisierungsbedarf in der Wirtschaft ist groß. Der angestrebte digitale Wandel der russischen Industrie eröffnet baden-württembergischen Unternehmen insbesondere im Maschinenbau und der Automobilindustrie gute Geschäftschancen“, erläutert die Ministerin. „Ich möchte diese Reise mit Vertretern der baden-württembergischen Wirtschaft für eine Standortbestimmung nutzen, mir ein realistisches Bild vor Ort verschaffen und die konkreten Chancen für unsere Unternehmen ausloten.“
Das Schwerpunktthema der Delegationsreise wird durch politische Gespräche und Unternehmensbesuche in Moskau und St. Petersburg beleuchtet. Neben den Besuchen von renommierten Firmen wie beispielsweise Yandex - dem „russischen Google“ - oder dem Kirow-Werk, einem der bedeutendsten Industrieunternehmen im Nordwesten Russlands, steht auch ein Besuch im russischen Innovationszentrum Skolkowo an.
Digitalisierung soll Russlands Wirtschaft modernisieren und zählt zu den Top-Themen der russischen Regierung. 2017 startete der russische Präsident Wladimir Putin die Initiative „Digitale Wirtschaft“. Danach sollen bis 2024 jährlich etwa 1,4 Milliarden Euro in die Einführung digitaler Technologien fließen. Für 2018 und 2019 stehen sogar insgesamt 7,4 Milliarden Euro bereit.
Infolge der politischen Konflikte der letzten Jahre kam es zu einem Stillstand der gegenseitigen Beziehungen – auch zwischen Baden-Württemberg und Russland. „Trotz der nach wie vor bestehenden Wirtschaftssanktionen auf beiden Seiten ist es mir ein Anliegen, Gespräche auf politischer Ebene zu führen, um Möglichkeiten einer erfolgreichen Zusammenarbeit zu erörtern. Ziel ist es, unsere Wirtschaftsbeziehungen neu zu beleben. Mit unserer Delegationsreise möchte ich dazu beitragen, über Dialog und vertrauensbildenden Maßnahmen wieder zu einer verlässlichen Partnerschaft mit Russland zu kommen“, so Hoffmeister-Kraut. Damit einher gehe ein wichtiges Signal an die heimische, aber auch an die russische Wirtschaft.
Die deutsche Wirtschaft fordert seit längerer Zeit einen Neuanfang bei den deutsch-russischen Beziehungen. In einem im Januar 2019 vorgelegten Positionspapier sprach der Ost-Ausschuss der Wirtschaft von einem verlorenen Jahrzehnt in den EU-Russland-Beziehungen.
Wirtschaftsbeziehungen Russland – Baden-Württemberg
Russland ist ein wichtiger Handelspartner Baden-Württembergs. Nach einem Abwärtstrend bis 2016 wachsen die baden-württembergischen Exporte nach Russland seit 2017 wieder (2017 um ca. zehn Prozent auf 3,1 Milliarden Euro und 2018 um ca. fünf Prozent auf 3,3 Milliarden Euro). Aus Russland nach Baden-Württemberg importiert wurden 2018 Güter im Wert von rund 1,3 Milliarden Euro. Damit steht Russland bei den Exporten an 16. Stelle und bei den Importen an 26. Stelle.
Wichtigste Exportgüter Baden-Württembergs nach Russland waren 2018 Maschinen mit 0,91 Milliarden Euro, gefolgt von Kraftwagen und Kraftwagenteilen mit 0,84 Milliarden Euro. Bei den Importen aus Russland nach Baden-Württemberg machten Erdöl und Erdgas mit 0,66 Milliarden Euro den wichtigsten Anteil aus.
Trotz der nach wie vor schwierigen Wirtschaftslage investieren deutsche Unternehmen in Russland wieder verstärkt. Die Bundesbank musste ihre Prognose für 2018 nachträglich nach oben korrigieren. Die deutschen Direktinvestitionen im letzten Jahr sind auf 3,3 Milliarden Euro so stark gestiegen wie seit der Weltfinanzkrise 2008/2009 nicht mehr.
Bilder der Reise finden Sie hier.