Das Welterbekomitee hat auf seiner 35. Sitzung in Paris die Prähistorischen Pfahlbauten rund um die Alpen als Welterbe anerkannt und in die Welterbeliste eingeschrieben. Dies teilte Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid heute in Stuttgart mit. Als oberster Denkmalschützer des Landes zeigte er sich hoch erfreut über die Entscheidung: „In zahlreichen Seen und Feuchtgebieten rund um die Alpen blieben Pfahlbauten und Moorsiedlungen hervorragend erhalten. Dass sie in die Welterbeliste aufgenommen wurden, ist ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung dieses einzigartigen archäologischen Erbes.“
Der internationale Antrag wurde unter Federführung der Schweiz unter Beteiligung der sechs Alpenländer Deutschland, Österreich, Slowenien, Italien und Frankreich gestellt. Von den 111 genannten Pfahlbau-Fundstellen liegen 15 in Baden-Württemberg, drei in Bayern.
Die 15 baden-württembergischen Welterbe-Stationen liegen mit neun Fundstellen vor allem am westlichen Bodensee. Auch die Region um den Federsee sind Fundstellen auf der Welterbeliste vertreten. Zu den bedeutendsten Funden aus Pfahlbausiedlungen in Baden-Württemberg gehören neben hervorragend erhaltenen Textilien auch mit die ältesten Radfunde. Einbäume, Räder und Wagen vermitteln wichtige Erkenntnisse zu Handel und Mobilität in Siedelgemeinschaften der Jungsteinzeit wie auch der Metallzeiten (5. bis 1. Jahrtausend vor Christus).
Die „Feuchtbodenfundstellen“ bieten außerordentlich gute Erhaltungsbedingungen für organische Materialien wie Holz, Textilien und Pflanzenreste. Mit naturwissenschaftlichen Analysemethoden können Geschichte und Baustrukturen ganzer Siedlungen jahrgenau datiert werden. „An keinem anderen Ort der Welt wird die Entwicklung jungsteinzeitlicher und metallzeitlicher Siedlungsgemeinschaften so deutlich sichtbar“, so der für die Feuchtbodenarchäologie im Land zuständige Abteilungspräsident im Regierungspräsidium Stuttgart, Landesamt für Denkmalpflege, Claus Wolf.
Durch Umweltveränderungen und menschliche Eingriffe ist das unter Wasser und im Moor verborgene Kulturerbe stark gefährdet. „Das UNESCO Prädikat wird das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die weltweite Einmaligkeit der Pfahlbaustätten und die Bemühung um ihre Bewahrung in erheblichem Maße steigern“, so Minister Nils Schmid.
Die 15 im Antrag benannten Fundstellen stehen nun stellvertretend für die mehr als 100 baden-württembergischen Pfahlbaustationen auf der Welterbeliste.
Baden-Württemberg verfügt im Regierungspräsidium Stuttgart, Landesamt für Denkmalpflege, über eine spezielle Arbeitsstelle für Feuchtbodenarchäologie mit Sitz in Hemmenhofen am Bodensee.
Die Prähistorischen Pfahlbauten rund um die Alpen sind bereits die vierte Stätte in Baden-Württemberg, die die UNESCO als Welterbe anerkennt. Bisher anerkannt waren bereits der Klosterkomplex Maulbronn (1993), die Klosterinsel Reichenau (2000) und der Obergermanisch-Rätischen Limes (2005).
Quelle:
Ministerium für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg