„Die einzigartigen Fundstätten auf der Schwäbischen Alb zeigen, dass die Wiege der Kunst und der Musik im Ach- und Lonetal zu finden ist. Von dort stammen Nachweise der ersten menschlichen Versuche, Tiere und Menschen figürlich darzustellen und sogar Musikinstrumente zu erschaffen. Dies stellte einen kultu-rellen Durchbruch und Fortschritt sondergleichen dar", so Ministerpräsident Winfried Kretschmann am 09. Juli 2017 in Stuttgart anlässlich der Entscheidung des Welterbekomitees, die Höhlen der ältesten Eiszeitkunst auf der Schwäbischen Alb in die Welterbeliste der UNESCO aufzunehmen. „Die Auszeichnung ist eine große Ehre und zugleich Verpflichtung für Baden-Württemberg, dieses kulturelle Erbe der Menschheit zu erhalten und sich weiterhin mit ihm zu beschäftigen."
„Unsere nunmehr sechste Welterbestätte – die Höhlen der ältesten Eiszeitkunst auf der Schwäbischen Alb – repräsentiert die kulturelle Vielfalt und Geschichte Baden-Württembergs. Sie ist einzigartig, faszinierend und von überragender Bedeutung. Dieses Erbe gilt es zu schützen und für nachfolgende Generationen zu bewahren", zeigte sich Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut nach der Bekanntgabe der Entscheidung des Welterbekomitees hoch erfreut. Es sei beeindruckend, dass Menschen auf der Schwäbischen Alb vor etwa 40.000 Jahren erste Kunstwerke und Musikinstrumente schufen, die auch heute noch die Menschen in ihren Bann ziehen, so die Ministerin weiter. Das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau hat als Oberste Denkmalschutzbehörde des Landes das Antragverfahren über mehrere Jahre hinweg begleitet.
„Baden-Württemberg bekommt mit den Höhlen nicht nur seine dritte archäologische Welterbestätte. Es ist auch die erste aus einer Zeit, als noch Jäger und Sammler durch das Land zogen und Rentiere auf der Schwäbischen Alb gejagt wurden", so der Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart Professor Dr. Claus Wolf.
Lone- und Achtal stellen wegen ihrer einzigartigen Konzentration von altstein-zeitlichen Fundplätzen außergewöhnliche Fundlandschaften eiszeitlicher Jäger und Sammler dar. Die Region war nachweislich ein zentrales Siedlungsareal der frühesten modernen Menschen in Europa. In Höhlen, die in den beiden Tälern liegen, wurden die bislang ältesten figürlichen Kunstobjekte und Musikinstrumente der Menschheit entdeckt. Es handelt sich um wenige Zentimeter große Elfenbeinschnitzereien, die Menschen und Tiere der Eiszeit sowie Mischwesen aus Mensch und Tier darstellen. Die ältesten Musikinstrumente der Welt liegen in Form von Flöten aus Vogelknochen und Mammutelfenbein vor. Zudem stammen aus den Höhlen Schmuckgegenstände wie Elfenbeinperlen und durchlochte Tierzahnanhänger. Die etwa 40.000 Jahre alten Funde wurden in den Fundstellen Geißenklösterle, Hohle Fels und Sirgenstein im Achtal sowie Vogelherdhöhle, Hohlenstein Stadel-Höhle und Bocksteinhöhle im Lonetal entdeckt.
Aufgrund ihres außergewöhnlichen universellen Wertes für die Menschheitsgeschichte hatte sich das Land Baden-Württemberg bereits 2009 entschieden, eine Eintragung der Tallandschaften mit den Höhlenfundstellen in die UNESCO-Welterbeliste zu verfolgen. Nach umfangreichen Vorarbeiten wurden sie 2014 im Rahmen eines Evaluierungsverfahrens durch ein internationales Expertengremium auf Platz 1 der deutschen Tentativliste gesetzt. Auf dieser Liste sind die An-träge verzeichnet, die von der Bundesrepublik Deutschland für die Eintragung in die Welterbeliste zur Nominierung vorgesehen sind.
Das 900 Seiten umfassende Antragsdossier wurde vom Landesamt für Denk-malpflege im Regierungspräsidium Stuttgart in enger Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg erstellt. Anfang 2016 hat die Bundesrepublik Deutschland den Antrag offiziell bei der UNESCO eingereicht. Die Entscheidung über die Einschreibung der Höhlen und ihrer Umgebungslandschaft in die Welterbeliste erfolgte auf der 41. Sitzung des Welterbekomitees der UNESCO, die vom 2. bis 12. Juli 2017 in Krakau stattfindet. Das Welterbekomitee, dem insgesamt 21 Staaten angehören, behandelt in der aktuellen Sitzung 33 Nominierungen aus der ganzen Welt.
Die sechs Welterbestätten in Baden-Württemberg sind die Klosteranlage Maul-bronn (aufgenommen 1993), die Klosterinsel Reichenau im Bodensee (aufge-nommen 2000), der Obergermanisch-Raetische Limes (aufgenommen 2005), die Prähistorischen Pfahlbauten am Bodensee und in Oberschwaben (aufge-nommen 2011), die beiden Le Corbusier-Häuser der Stuttgarter Weissenhofsied-lung (aufgenommen 2016) sowie nun die Höhlen mit Eiszeitkunst der Schwäbi-schen Alb.
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